Montag, 29. April 2013

"Transformers 2 - Revenge of the Fallen"

(Review von R. Sutter)

Inhalt:
Nette Roboter kämpfen gegen böse Roboter in der Stadt. Nette Roboter kämpfen gegen böse Roboter im Wald. Nette Roboter kämpfen gegen böse Roboter bei den Pyramiden. Dazwischen: dumme Teens, dumme Eltern, dumme Soldaten.

Kritik:
Absolut genial. Ehrlich jetzt. Es ist unglaublich, geradezu phänomenal, meisterlich, vortrefflich wie man es schafft, ein Nichts von einer Story auf zweieinhalb Stunden aufzublähen. Respekt.

Es ist etwa zwei Jahre her, als Actionmeister Michael Bay mit "Transformers" mit viel Witz und noch mehr Action (wie so oft) die Kinoleinwände eroberte. Bay hatte nach dem phänomenalen Erfolg 200 Millionen Dollar für die Fortsetzung zur Verfügung und jeder, der "Revenge of the Fallen" gesehen hat, weiss, wohin die Kohle geflossen ist. Genau! In den Abfluss… äh… pardon, ich meinte natürlich, in noch aufsehenerregende Actionszenen. Für den Film bediente sich Bay der üblichen Hollywood-Fortsetzungs-Regel für Actionfilme. (Fast) alles wird verdoppelt. Doppelt so viele Roboter, doppelt so viel Action, doppelt so viele Plotlöcher. Es ist verständlich, dass auf unnötiges Beiwerk verzichtet wird. Story? Braucht es nicht! Logik? Unnütz! Überraschungen? Unnötig! Sympathische Figuren? Entbehrlich! Glaubwürdigkeit? Überflüssig! Wie bitte, Glaubwürdigkeit? Hallo? In dem Streifen geht’s um Roboter, die sich gegenseitig die Rübe einschlagen und sich gerne mal am Bein von Megan Fox einen abwedeln, erwartet der Schreiber dieser Zeilen wirklich so was wie Glaubwürdigkeit? Sagen wir mal, Intelligenz erwartet der Schreiberling sicherlich nicht, aber es wirkt beispielsweise ziemlich abstrus, dass das FBI eine ultrageheime Sondereinheit, bestehend aus Soldaten und den heroischen Autobots, unterhält, die zwei Jahre lang gegen die fiesen Decepticons vorgehen können, ohne je wirklich entdeckt zu werden. Dass dabei auch schon mal ein hochhausgrosser Transformer ein ganzes Stadtviertel in Schutt und Asche legt und dies lediglich von ein paar einzelnen Typen einer Millionenstadt bemerkt wird, ist etwas arg lächerlich. Aber dies ist ja auch nur eines von vielen Details, welche den fantastisch aussehenden Actionkracher völlig stumpfsinnig macht.

Das einzig wirklich gute in dem Streifen sind die Tricks. Bombastisch. Zahlreich. Alles beherrschend, doch mit fortlaufender Handlung (ops, sagte ich tatsächlich gerade Handlung?) immer mehr anödend. Es gibt nichts, das wir zuvor nicht schon gesehen hätte. Zugegeben, nicht in dem Masse, aber dennoch arg repetierend. Nach dem x-ten Robokampf, verliert der Film einfach seinen Drive, zumal ihm mit fortlaufender Dauer auch die Spannung abhanden kommt und er massig bei seinem ersten Teil klaut. Wie oft uns Bay in seinen Filmen noch irgendwelche Militärs auf irgendwelchen Rollfeldern bei irgendwelchen Sonnenuntergängen in irgendwelchen Zeitlupensequenzen zeigen will, wird eines der ungelösten Rätsel bleiben. Wahrscheinlich will er einfach seine eigene Referenz, so wie die ewigen Szenen von aufsteigenden Tauben, in den Werken eines John Woo ("Face off").

Der Film wäre erträglicher, wenn die Dialoge nicht so strunzdumm wären und der Humor nicht so triefend MTV-like. Dagegen wirken Beavis und Butthead geradezu feingeistig und kultiviert, aber "Transformers 2" versagt leider in jedem Bereich ausserhalb der Special Effects.

Hauptdarsteller Shia LaBeouf rennt die ganze Zeit von irgendwelchen Transformers weg. Im zur Seite steht der übliche doofe Sidekick, der nur rumnervt, aber so amüsant ist wie eine strickende Oma im Schaukelstuhl. Megan Fox bereichert den Film derweil durch ihre aufregenden Kurven. Im nächsten Teil könnte man sich ihre Gage komplett sparen und in jedem Raum ein Poster von ihr aufhängen. Mehr als ein Pin-Up ist sie nicht. Mehr gibt sie nicht her und mehr will man von ihr auch gar nicht sehen, da ihr Charakter so einfallslos ist. Kein Wunder wollten die Drehbuchautoren Fox ursprünglich gar nicht im Film haben. Wenn man es genau nimmt, ist der ganze Streifen der ultimative feuchte Traum eines jeden vorpupertären Nerds. Ein totaler Loser rettet mal eben mit ein paar Robotern erneut die Welt und, die oberheisse Supermegabraut hat nur Augen für ihn. Sind wir ehrlich, welcher Kerl träumt nicht davon? Klar, in "Transformers 2" geht es vor allem um die Action, aber inszenatorisch bleibt alles wie gehabt. Zuweilen erkennt man nicht, wer nun gerade wem die Stahlfaust ins Metalgesicht schlägt, und so manche Szene ist so rasant geschnitten, dass man nicht einmal erkennt ob es überhaupt eine Faust ist und wohin sie eigentlich schlägt. Zeitlupen gibt’s trotzdem, ist ja schliesslich ein Michael-Bay-Film, keine Frage. Auch die Roboter selbst wirken vornehmlich wie Karikaturen. Im ersten Teil schienen sie noch so was wie Charakter zu haben, hier gibt’s einfach den Rammlerbot, den Pinklerbot, den Seniorenbot, die japanischen Dancebots und die Kanonenfutterbots. Einzig allein der gute alte Bumblebee weiss zu gefallen.

Fazit:
Der Film ist unglaublich dumm und doof. Die Macher gaben sich nicht einmal die Mühe, die grenzenlose Dummheit ihres Werkes vor dem Publikum zu verstecken, weil sie annahmen, dass der Zuschauer ohnehin nur die Schauwerte bewundert und alles andere egal ist. Funktioniert tatsächlich ganz hervorragend. Man fühlt sich einigermassen gut unterhalten und die zahlreichen Explosionen lenken ab. Die Story ist typischer Blockbuster-Heldenkram und wäre damit gerade noch akzeptabel, aber sie ist schlecht, ja geradezu stümperhaft, erzählt. Keine Zeit für irgendeine Art von Entwicklung, man spurtet von einer Actionsequenz in die nächste und präsentiert dazwischen Gags, die man sonst nur in ultratrashigen College-Movies erlebt. Soll ich Michael Bay dafür kritisieren, dass er genau den Film gemacht hat, denn das Publikum scheinbar will? Er hat mit dem (für seine Verhältnisse) cleveren Thriller "The Island" bewiesen, dass er intelligente Popcorn-Actionfilme machen kann. Der Streifen floppte gnadenlos. Somit geht er mit "Transformers 2" eben auf Nummer sicher, denn der Film ist für das genügsame Hirn-aus-Publikum gedreht geworden. Wir Zuschauer sollten uns nicht beleidigt fühlen, aber uns womöglich hinterfragen, ob wir inzwischen wirklich so wenig Anspruch an Filme dieser Art stellen. Die Einnahmen geben Bay recht. Über 600 Millionen Dollar hat der Streifen in kürzester Zeit eingespielt. Was ist falsch daran? Nichts. Absolut gar nichts. Peinlich ist es trotzdem. Nicht für Bay, nicht für das Studio, sondern nur für uns.





Produktion
Regie: Michael Bay
Drehbuch: Ehren Kruger, Roberto Orci, Alex Kurtzman
 

Darsteller:
Shia LaBeouf (als Sam Witwicky)
Megan Fox (als Pin-Up Mikaela)
John Torturro (als Agent Simmons)


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