(Filmreview R. Sutter)
Inhalt
Siehe "The Exorcist", "Poltergeist", "Rosemary’s Baby", The Ring", "Psycho", "The Grudge", "The Messengers", "Pulse" usw.
Okay, der interessierte Leser wünscht sich wohl eine genauere Inhaltsbeschreibung. Bitteschön:
American Sweetheart entdeckt unheimlichen Familienbackground und trifft dämonisches Kiddie. Freunde beissen ins Gras, Sweetheart stellt sich dem Bösen, Abspann flimmert über die Leinwand.
Wie bitte? Eine detailliertere Inhaltsbeschreibung wird gewünscht? Na gut, hier: Casey Bell, ein American Sweetheart mit langen Haaren und dem Zwang, sich möglichst oft in knapper sexy Unterwäsche zu zeigen, entdeckt ihren leicht unheimlichen Familienbackground, weil sie doofe Visionen hat, die sich ständig wiederholen. Sie trifft dämonisches, dunkelhaariges Kiddie. Caseys Freunde beissen ins Gras, Sweetheart stellt sich dem arglistigen Bösen, Abspann flimmert nach siebenundachtzig verschwendeten Minuten über die Leinwand.
Kritik
Ich mag David Goyer. Ehrlich. Sein Drehbuch zu "Blade II" war klasse. Sein Drehbuch "Batman Begins" grandios und seine Arbeit zu "The Dark Knight" phänomenal. Doch sobald er sich auf den Regiestuhl setzt und seine eigenen Drehbücher umsetzt, kommt dabei Schwachsinn wie "Blade III", Stumpfsinn wie "The Invisible" oder Blödsinn wie "The Unborn" heraus. Und bei seinem letzten Baby wünschte ich wirklich, es wäre nie geboren worden. Nicht, weil sein neuster Film schlecht anzusehen wäre, nö, der Streifen sieht gut aus, und die Unterwäsche von "Cloverfield"-Beauty Odette Yustman ist, wie bereits erwähnt, durchaus sexy. Die Story wäre grundsolide, bedient sich der israelischen Mythologie und entpuppt sich zu Beginn als überaus interessant. Doch dann fällt das Werk in sich zusammen wie Duffy Duck, dem wieder einmal ein Klavier auf den Kopf gekracht ist. Dieser Möchtegern-Horrorfilm, passender wäre Teeniegrusler, ist in seinem Konzept dermassen formelhaft und so durchschnittlich in der Ausführung, dass man Goyer am liebsten mit dem einhundertmaligen Ansehen eines x-beliebigen Filmes von Uwe Boll bestrafen möchte. "The Unborn" sticht durch nichts heraus. Die Story ist zusammengeschustert, und die Darsteller weigern sich zu schauspielern. So zieht sich dies durch die ganze Produktion. Dialoge, Kamera, Effekte, Musik, Sound. Nett zusammengebastelt, aber ohne den Hauch von Originalität und exklusive dem Willen, einen grossartigen oder wenigstens ordentlichen Film zu schaffen. Goyer schien nicht einmal gewillt zu sein, selbst offensichtliche Anschlussfehler zu korrigieren.
Machen wir doch kurz den Klischee-Check:
- Tote, die urplötzlich die Augen aufreissen
- Tote, die im Leichenschauhaus liegen und sich urplötzlich aufrichten
- Spiegel, die man kaputt machen muss
- Spiegel, die urplötzlich Personen zeigen, die vorhin noch nicht da waren
- Leute, die urplötzlich abends vor dem Haus stehen und das Fenster beobachten
- bellende Hunde
- Menschen, die flüchten und genau dorthin gehen, wo sie in der Falle sitzen
- Menschen, bei denen man gleich weiss, dass sie zu den Opfern gehören werden
- ein böses kleines, dunkelhaariges Kind
Nachfolgend dürfen wir uns auch über dieses berühmte Klischee freuen:
- eine alte Person sitzt mit dem Rücken zum Zuschauer, in einem dunklen Zimmer, auf dem Schaukelstuhl, und im Gegensatz zum Protagonisten, ahnt (weiss) der Zuschauer genau, dass die Person bereits tot und fürchterlich entstellt ist.
Und sollte im Drehbuch irgendetwas Dämonisches oder Exorzierbares beinhaltet sein, bitte auch an das Klischee vom grausig verdrehten, menschlichen Körper denken, der auf allen vieren eine Treppe hinaufsteigt. Röchelnd, versteht sich. Nein, das ist keine geklaute Szene, das ist selbstverständlich eine Hommage.
Um das Hauptproblem diese Streifens vielleicht ein wenig stärker zu verdeutlichen: Es gibt dieses kleine Horrorfilm-Klischee, wir kennen es alle: eine Filmfigur wandelt durch finstere Gänge. Spannungsmusik setzt ein. Plötzlich springt ihm eine wild fauchende Katze vor die Füsse. Puh… nochmals Glück gehabt. Solch ähnliche Pseudo-Schockmomente gibt es in "The Unborn" zuhauf. Und zwar in wiederholtem Masse. Obschon diese ewig billigen Tricks bereits beim ersten Einsetzen nur mehr nerven, sind sie nach dem dritten Mal einfach ärgerlich. Man könnte also beinahe sagen, dass der interessierte Zuschauer in Goyers Film eine Katze nach der anderen bewundern darf. Wahnsinnig spannend, miau.
Die ultimative Todsünde leistet sich der Film, als die Figuren anfangen, für die kruden Vorkommnisse Erklärungen zu suchen. Ausgiebig. Dies wäre durchaus begrüssenswert, sofern dem Zuschauer dann am Ende auch eine vernünftige Lösung präsentiert wird, doch der finale Kampf gegen das Böse ist lächerlich, und die Schlusspointe ist einfach nur doof.
Fazit
"The Unborn" ist ein wahrlich grausiger Horrorfilm. Fürchterlich langweilig, entsetzlich vorhersehbar, beängstigend fantasielos, grauenhaft durchschnittlich.
Wenn die Männer einen besseren Horrorfilm im Kino sehen wollen, empfehle ich "Confessions of a Shopaholic", der lässt einem das Blut gefrieren. Die Frauen sollten sich derweil lieber für "Twilight" entscheiden, denn der zuckersüsse Kitsch ist die pure Folter. "The Unborn" hingegen ist das gekaufte Ticket nicht wert, weil es lediglich eine Sammlung geklauter Ideen ist.
Produktion
Regie: David S. Goyer
Kamera: James Hawkinson
Drehbuch: David S. Goyer
Darsteller
Odette Yustman (als Casey, das Unterwäschemodel)
Meagan Good (als Romy, die doofe Freundin)
Gary Oldman (als Rabbi Sendak, der Buch-Halter)
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