Dienstag, 30. April 2013

"The Ring 2" - Wer fürchtet sich schon vor kleinen Mädchen?

(Review R. Sutter)

Inhalt
Sechs Monate sind vergangen, seit die Journalistin Rachel Keller (Naomi Watts) und ihr Sohn Aidan (David Dorfman) im Gruselschocker "The Ring" per Videokassette fast zu Tode gehetzt wurden. Mittlerweile sind sie in eine kleine Stadt in Oregon gezogen, wo Rachel eine neue Stelle gefunden hat. Als an einem Tatort erneut ein geheimnisvolles Videoband gefunden wird, geht der Terror von neuem los. Es scheint, als habe die böse Samara noch mehr Rachegelüste.

Kritik
Möchten Sie wissen an welchen Film ich als erstes denken musste, als ich aus dem Kino kam? An ein Horrormeisterwerk wie "Exorzist"? Womöglich an ein Suspense-Thriller wie "The 6th Sense" oder gar an einen blutrünstigen Slashermovie? Alles falsch. Vielleicht erinnern Sie sich an folgende Filmszene: ein kleines Schweinchen rennt in den Stall einer Farm und fragt die dort liegende schwarzweiß gefleckte Hündin: "darf ich Mama zu dir sagen?" Nun gut, die Unterschiede zwischen dem süßen Schweinchen Babe und der finster dreinblickenden Samara könnten nicht größer sein und doch zeigt mir gerade die Erinnerung an diese zuckersüße Filmszene, dass mit "The Ring 2" irgendetwas nicht stimmt.

Wie kann man die großen Erwartungen des Publikums erfüllen, wenn die aufregende und packende Schlüsselszene des ersten Teils eigentlich die Spannung jeglicher Fortsetzung killen müsste. Alles ist bereits vorgegeben. Überraschende Wendungen bleiben aus. Oder könnten Sie sich eine Fortsetzung von "The 6th Sense" vorstellen? Hätte der erste Teil nicht mit diesem geradezu schockierenden Ende aufgewartet, wäre "The Ring" nur einer dieser üblichen Grusler geworden. Nett anzuschauen, aber schnell vergessen.

Nun denn, in Japan erwiesen sich die Fortsetzungen von "Ringu" (so der Originaltitel) als überaus erfolgreich und da das US-Remake die Kassen verdientermaßen klingeln ließ, dürfen wir uns nun vom kleinen Mädchen Samara (oder ist sie etwa doch nur Wonneproppen Regan aus "The Exorzist?", die beiden sind sich einfach zu ähnlich) in Angst und Schrecken versetzen lassen. Das gelingt ihr auch ausgesprochen gut obwohl sie sich scheinbar nicht entscheiden kann, ob sie Rachel (souverän Naomi Watts) nun töten oder lieber als Mami haben möchte. Der Film beginnt wie Teil eins mit ein paar Teenies und wandelt auch sonst auf bekannten Pfaden. Die Regie des Japaners Hideo Nakata ist solide, aber leider vom Stil her lange nicht so packend wie die seines amerikanischen Vorgängers Gore Verbinski ("Fluch der Karibik"). Der gesamte Film wirkt stellenweise arg behäbig und so schleppend, dass der interessierte Zuschauer sich gelegentlich langweilt. Die Story kommt einfach nicht in die Gänge, wiederholt sich zu oft. Gegen Ende ist der Spannungsaufbau zwar enorm, aber verpufft schlussendlich im Nirgendwo, sodass sich der Zuschauer fragt, ob da nicht noch etwas hätte kommen sollen. Das Finale ist geradezu tragisch plump und unspektakulär.

Das klingt alles enttäuschend und irgendwie bedaure ich diesen Verriss ein wenig. Der Film wäre eigentlich nicht schlecht. Pluspunkte sind ohne Zweifel die tollen Schauspieler (allen voran David Dorfman, der als Aidan die Verwandlung vom verängstigten Kiddie zum kaltblütigen Monster subtil und glaubwürdig meistert) sowie die wollig gruslige Atmosphäre. Der Film verzichtet auf übertriebene Brutalität und verdient allein dadurch meinen Respekt. Ich bin zuversichtlich, dass Regisseur Hideo Nakata uns zu einem späteren Zeitpunkt zeigen wird, was alles in ihm steckt.

Fazit
Geister sind altmodisch, was wohl daran liegen könnte, dass sie tot sind. Aus diesem Grund hätte sich Rachel den ganzen Ärger ersparen können, wenn sie statt einem ollen VHS-Gerät endlich auf einen anständigen DVD-Player umgesattelt wäre. Für einen verregneten Sonntagnachmittag mit stilechtem VHS-Tape und Chips, wäre ich mit "The Ring 2" gut unterhalten, aber im Kino erwarte ich einfach mehr. Ja, die Story ist gelegentlich verdammt spannend, die Schauspieler sind toll, die Sets klasse, die Atmosphäre stimmig, die Effekte einigermaßen in Ordnung, aber das Werk krankt an dem selben Problem wie der übliche Standard-Horrorfilm (siehe aktuell " The Grunge"), alles schon gehabt, alles schon gesehen.

 
 
 

Produktion
Regie: Hideo Nakata
Drehbuch: Ehren Kruger

Darsteller
Naomi Watts (Rachel)
David Dorfmann (Aidan)
Sissy Spacek (Evelyne)
Simon Baker (David Rourke)
Daveigh Chase (Samara Morgan)

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