(Filmreview R. Sutter)
Inhalt
Vorwiegend Effekte. Viel Musik, schräge Typen, massig Action. Eine Story gibt
es zwar auch, aber sofern Sie die letzten Jahre nicht im Delta-Quadranten
verschollen waren, kennen Sie diese ohnehin bereits.
Kritik
John Williams wuchtiger Score beginnt von Neuem, George Lucas' Name taucht
auf der Leinwand auf, die Lichter gehen an, der Vorhang schließt sich. Das
Publikum ist erstaunlich still. Entweder, weil es durch die Spezialeffekte
unter einem epileptischen Anfall leidet oder es endlich eine Antwort auf die
Frage bekommen hat, die es vermutlich nie sonderlich interessiert hat: nämlich,
wie aus dem Naivling Anakin Skywalker der mächtige Darth Vader wurde. Womöglich
haben die Kinobesucher auch noch eine zweite Frage auf dem Herzen: "War
dies der ganze Aufwand wert?" Sechs Jahre, hunderte Millionen von Dollar,
ein Merchandising-Overkill und drei Filme benötigte George Lucas, um jene Frage
zu beantworten. Hat es sich gelohnt? Ja, wenn man es finanziell betrachtet,
denn an den Box-Office-Qualitäten zweifelt wohl niemand, aber tatsächlich auch
für das Publikum, welches diesmal versöhnlicher aus dem Kino entlassen wurde.
Wieder einmal zeigt es sich, dass "Star Wars" pure Magie ist. Zugegeben,
extrem kalkulierte und auf den Massengeschmack abgestimmte Magie, aber das ist
durchaus in Ordnung so. Denn egal wie infantil die Geschichte eigentlich
daherkommt, das wichtigste Kriterium erfüllt "Star Wars" nach wie
vor: Spaß. Und bei Meister Yoda, der neuste Streifen macht enorm Spaß und
entschädigt für die miserable erste und die durchwachsende zweite Episode.
George Lucas schafft sogar das scheinbar Unmögliche und rettet die so
schmerzlich vermisste und dringend benötigte Atmosphäre der alten Trilogie in
die Neue. Das Publikum wird nicht mehr mit öden Politikdebatten gelangweilt,
mit Erklärungen aufgehalten, mit einem debilen Jar Jar gequält und einer
kitschigen Romanze in den Schlaf getrieben. Der Film lässt den Zuschauer kaum
zur Ruhe kommen, springt von einem bombastischen Schauplatz zum nächsten und
treibt die Geschichte zügig voran, ihrem nächsten Höhepunkt und dem bekannten
Ende entgegen.
Derweil ist es geradezu erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit "Episode
III" mit der alten "Episode IV" verbunden wird. Die Raumschiffe
ähneln immer mehr denjenigen aus "Eine neue Hoffnung". Die Vorstufen
der Tie-Fighter oder Tiridium-Shuttles sind klar zu erkennen, das
Produktionsdesign ist bereits übernommen und selbst Ewan McGregor in der Rolle
des Obi-Wan Kenobi ähnelt seinem Vorgänger, der Schauspieler-Legende Alec
Guiness bereits bis aufs Haar.
Die omnipräsenten Spezialeffekte sind dermaßen perfektioniert worden, dass man
sich einfach nur wünscht, real in dieses Universum eintauchen zu können. Durch
Kleinigkeiten, die sich im Hintergrund abspielen, wirkt alles sehr lebendig und
glaubwürdig und ist weit von dem sterilen Look manch anderer Produktionen
dieser Größenordnung entfernt. Die Detailverliebtheit sucht ihresgleichen und
dürfte in den nächsten Jahrzehnten wohl nur durch George Lucas selbst
übertroffen werden.
Die Handlung kommt diesmal ohne Längen aus. Lucas lässt den Film mit viel
augenzwinkerndem Humor beginnen, haucht seinen lieb gewonnenen Droiden Leben
und Charakter ein, nur damit die düsteren Momente des Films den Zuschauer dann
umso mehr mitnehmen. Dabei schreckt Lucas auch vor überraschend brutalen Szenen
nicht zurück und lässt sogar Kinder gleich reihenweise umbringen (immerhin eine
Todsünde des amerikanischen Popcorn-Kinos). Nun, Lucas hat sich noch nie darum
geschert, was Kritiker oder die Fans denken könnten. Etwas, das man im
Mainstream-Business durchaus schätzen sollte.
Doch nachdem der Fanboy, besser gesagt der Autor dieser Zeilen, nun wieder
selig auf dem Boden angekommen ist, sich die Begeisterung wieder etwas gelegt
hat und man über das Gesehene erneut reflektiert, erkennt man auch schnell
einmal die Mängel dieses Films. Eines der größten Mankos ist zweifellos Hayden
Christensen. Mit seinem Overacting erinnerte er mich des Öfteren an "Star
Treks" berühmtesten Captain und dessen Darsteller William Shatner. Auch
sind die Dialoge des gesamten Films auf dem Niveau einer beliebigen Seifenoper
(manchmal auch darunter). Nicht eine Zeile, die hängen bleibt, erinnerungswürdig
wäre oder so kraftvoll und wuchtig daherkäme wie das Visuelle. Manchmal wünscht
man sich sehnlichst, des Würgegriffs der dunklen Seite der Macht fähig zu sein,
um die Figuren röchelnd zum Schweigen zu bringen. Musikalisch enttäuscht der
Film ebenfalls und mir scheint fast so, als hätte John Williams sich nicht
einmal bemüht, sein einstiges Meisterwerk toppen zu wollen. Keine einzige
eingängige Melodie und musikalisch nur dann gut, wenn altbekannten Themen wie
der "Imperial March" wieder verwendet werden. Die Story gibt im
Prinzip nur wenig her, was Lucas aber geschickt zu kaschieren weiß.
Fazit
Die Hoffnungen der Science-Fiction-Fans ruhen dieses Jahr auf den vier
Filmen "Die Rache der Sith", "Per Anhalter durch die
Galaxis", "Krieg der Welten" und vielleicht noch "Doom".
Der erste präsentiert sich schon mal als prächtige Space Opera, die man sich
nicht entgehen lassen sollte.
Produktion
Regie: George Lucas
Drehbuch: George Lucas
Darsteller
Ewan McGregor (Obi-Wan Kenobi)
Hayden Christensen (Anakin Skywalker)
Natalie Portman (Padmé Amidala)
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