Dienstag, 30. April 2013

"The Incredibles". Echte Superhelden tragen keine Capes!

(Review R. Sutter)

Inhalt
Vom gefeierten Superhelden Mr. Incredible zum abgehalfterten, gelangweilten Büroangestellten Bob Parr. Einst gebot er dem Bösen Einhalt, war Retter von Witwen und Weisen und Beschützer der Welt, doch heute sitzt er in seinem grauen Büro, in einem grauen Versicherungsunternehmen, in einer grauen Stadt. Nach einer Reihe von Schadenersatzklagen wegen zerstörten Häusern und vereitelter Selbstmordversuche mussten sich die Superhelden dieser Welt ihren schlimmsten Alpträumen entgegenstellen: den Anwälten. Ein Kampf, denn sie alle verloren.

Seitdem hadert Bob Parr schwer mit seinem Schicksal. Die Geheimhaltung seiner Superkräfte bereiten ihm und seiner Familie größte Schwierigkeiten. Gemeinsam mit seinem treuen Freund Frozone hört er einmal die Woche den Polizeifunk ab und hilft bei Notrufen – maskiert wie ein Verbrecher.

Eines Tages wird ein geheimnisvoller Industriemagnat auf ihn aufmerksam und bietet ihm einen Job an, der einem ehemaligen Superhelden würdig ist. Doch was Parr nicht weiß ist, dass sein neuer Arbeitgeber mit ihm noch eine offene Rechnung zu begleichen hat.

Kritik
Wer hätte das gedacht? Nach einem eher lauen Kinojahr mit großen Genreenttäuschungen wie "Alien vs. Predator", "Resident Evil 2" und Filmen die den Erwartungen nicht wirklich gerecht wurden (wie etwa "Riddick" oder "I, Robot"), schafft es ausgerechnet ein Trickfilm die Fahne des Phantastischen Films hochzuhalten. Pixars neuster Streich " The Incredibles" ist in der Tat unglaublich und für mich persönlich der Film des Jahres 2004.

Ich bin kein Trickfilmfan und der letzte Film der erfolgsverwöhnten Pixar, der Megablockbuster "Findet Nemo", war mir viel zu brav und disneylike mit soviel Zuckerguss überzogen, dass ich mich vor meinem nächsten Zahnarztbesuch regelrecht fürchtete. Doch " The Incredibles" hat mich bis in die kleinsten Details begeistert. Nur, warum eigentlich?

Pixar hat schlicht und einfach erkannt was andere große Hollywoodstudios leider nur allzu gerne vergessen. Für einen tollen Film benötigt man ein tolles Drehbuch. "The Incredibles" ist in erster Linie eine Parodie auf das Genre der Superhelden, aber eine voller Charme und liebevollem Respekt. So in etwa wie "Galaxy Quest" eine Verulkung des "Star Trek"-Phänomens, aber gleichzeitig auch eine ehrvolle Verbeugung ist. "The Incredibles" schafft es, dem Genre mehr neue Facetten abzugewinnen als sämtliche Comicverfilmungen der letzten drei Jahre zusammen und dies obwohl der Streifen ab dem ersten Drittel nonstop Action bietet und einen Vergleich mit dem rasant inszenierten "Spiderman" nicht zu scheuen braucht. Des Weiteren ist der Film stark an die frühen Bondfilme mit Sean Connery angelehnt und auch jenen Fans sehr zu empfehlen. Die Insel des Superschurken, eigentlich der gesamte Stil des Films, orientiert sich so stark daran (ohne zu kopieren, wohlgemerkt), dass er nebenbei eigentlich auch noch fast als der beste Bondfilm seit Jahrzehnten durchgehen könnte.

Sind solche Superlative für einen Trickfilm wirklich angebracht? Durchaus. Allein schon die Figuren sind bis in die kleinsten Nebenrollen hervorragend ausgearbeitet. Man denke hierbei nur an die Figur des Incredeboy der vom tollpatschigen Träumer, zum finsteren Bösewicht mutiert und dennoch dem Publikum genauso ans Herz wächst wie die die Mitglieder der liebenswürdigen Familie Parr.

Der Film bietet alles was man sich von einem vergnüglichen Kinoabend erhoffen kann. Mutige Helden, sexy Frauen, atemberaubende Verfolgungsjagden, bombastische Explosionen, Nonstop-Action, viel Humor und zahlreiche Details die den Film weit über die üblichen Kinoproduktionen herausheben. Für Pixar ist es überdies der bisher erwachsenste Film. Ich kann mich an keine Szene erinnern bei der ich dachte, sie wäre extra für die Kleinen Kinobesucher gemacht worden und dies obwohl die Familie Paar drei Kinder hat. Ach ja, und zum Glück wurde auf jegliches Gesänge verzichtet, wofür ich Mr. Bird (seines Zeichens Drehbuchautor und Regisseur) nicht genug danken kann. Mit einer Laufzeit von fast zwei Stunden ist der Film erstaunlich lange geraten, doch ich garantiere, nach einem eher gemächlichen Start vergeht die Zeit wie im Fluge.

Animationstechnisch ist der Film eine Augenweide. Manchmal wünschte man sich regelrecht eine Fernbedienung, damit man die Pausefunktion einschalten kann um die stellenweise wirklich wunderschönen Bilder besser würdigen zu können. Hierbei sei vor allem die Insel des Bösewichts erwähnt. Schlicht und ergreifend phantastisch. Die Figuren selbst (zum ersten Mal in einem Pixarfilm sind es menschliche Figuren) sind hervorragend gestaltet. Mimik und Bewegungen passen perfekt und durch die Überzeichnung der Figuren ins Comichafte wirken sie keinesfalls so irritierend unecht wie beispielsweise in "Final Fantasy" oder Robert Zemeckis "Polarexpress".

Sehr wichtig für einen Trickfilm sind auch die Sprecher. Da ich glücklicherweise die Originalfassung sehen konnte, musste ich mich über das deutsche Promistelldichein diesmal nicht ärgern. Die Sprecher im Original sind eher Schauspieler aus der zweiten Reihe, was dem Film aber nur gut tut. Da wären Craig T. Nelson, Holly Hunter, Samuel L. Jackson und Jason Lee. Besonders begeistert war ich jedoch von Brad Bird selbst. Er ließ es sich nicht nehmen, die schrille Figur der kleinen Modedesignerin selbst zu sprechen.

Fazit
Für alle die endlich wissen wollen warum Supermans Cape einfach dämlich ist und für jeden, der das phantastische Genre liebt, sollte die unglaublichen "Unglaublichen" gesehen haben. Für solche Filme wurde das Kino erschaffen. Wer nicht reingeht ist selber schuld.

 

 

Kritik
Regie und Drehbuch: Brad Bird

Sprecher
Craig T. Nelson (Mr. Incredible)
Holly Hunter (Ms. Incredible)
Samuel L. Jackson (Frozone)

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