(Filmreview R. Sutter)
Inhalt
Bei Ben Carson (Kiefer Sutherland) läuft einiges schief. Seine Polizistenmarke ist er los und seine Ehefrau auch bald, sollte er sich nicht endlich zusammenreissen und seine Probleme in den Griff kriegen. Um sich nicht vollends von seiner Familie zu entfremden, nimmt er einen Job als Nachtwächter an. Das zu sichernde Objekt entpuppt sich als verlassenes Kaufhaus, in dem es von Spiegeln nur so wimmelt. Doch so leer scheint das Gebäude nicht zu sein, denn bereits an seinem ersten Abend geschehen allerlei seltsame, unheimliche Vorkommnisse.
Verfällt der Ex-Bulle langsam dem Wahnsinn oder treibt eine unbekannte Macht ein übles Spiel mit ihm? Statt Mulder und Scully anzurufen beschliesst Carson auf eigene Weise Licht ins Dunkle zu bringen.
Kritik
Dämonen, Jason Voorhees, Freddy Krueger, der Teufel, Hannibal Lecter, Frankenstein, Dracula, das Ding aus dem Sumpf, der Predator, die Mumie, Killertomaten, Uwe Boll, der Blob, Werwölfe, Zombies, degenerierte Hinterwäldler aus dem Amerikanischen Mittelwesten, die sabbernden Alienviecher, das kleine Mädchen mit den langen schwarzen Haaren, Poltergeist, Peer Steinbrück, Jigsaw, Michael Myers, Pinhead - das wahre Grauen hat viele Gesichter und der blanke Horror manchen Namen, doch nichts ist so entsetzlich, so unheimlich und so schockierend wie der morgendliche Blick in den Spiegel. Dies dachte sich wohl auch Alexandre Aja, und darum dürfen wir uns nun über einen Horrorfilm freuen, den es zwar bereits gibt (wir haben es wieder mit einem austauschbaren Remake eines Asia-Horrorfilms zu tun), aber trotzdem halbwegs unterhaltsam geworden ist.
Der Film startet souverän und bietet düstere Geheimnisse und ein paar nette Schockmomente. Gebannt harrt der Zuschauer auf die Dinge, die da auf Carson hereinprasseln. Da der Depri-Cop von "24"-Superheld Kiefer Sutherland gespielt wird, dürfte jedem klar sein, dass dieser Bulle auch wieder vom Boden aufstehen würde, wenn man ihm den gesamten Eiffelturm auf den Kopf schmeissen würde. Doch obwohl man mit Carson mitfiebert und sogar mitleidet, trifft den Kinogänger eine besonders schmerzliche Erkenntnis relativ früh im Film. Nämlich, dass das Leben zwar hart ist, aber nicht so grausam wie die zahlreichen Klischees in Filmen dieses Genres. Fast schon ins Komödiantische driftet der Streifen ab, als Carson plötzlich eine harmlose, klapprige, alte Nonne mit seiner Pistole bedroht. Aber auch sonst stellt sich Carson manchmal als Depp an, und man beginnt plötzlich zu verstehen, warum sich das Böse gerade diesen Typen als Opfer ausgesucht hat. Ganz einfach, weil er’s verdient hat. Weniger verdient hat, zumindest das Publikum, der Glaube des Regisseur, vieles doppelt und dreifach erklären zu müssen. Dies trifft besonders auf die wenig originelle Schlusspointe zu. Selbst wenn der Zuschauer in seiner Tüte nach dem letzten Popcorn grabscht, nebenbei eine Kurzmitteilung schreibt und daran denkt, vorsorglich daheim die Spiegel zu übermalen oder zu verhüllen, versucht Alexandre Aja dem Publikum wiederholt das Offensichtliche mitzuteilen. Und nochmals. Und wieder. Wir Zuschauer mögen ja Fans von Horrorfilmen sein, aber wir gehören definitiv nicht zu den Typen aus Peter Jacksons "Braindead". Nur so am Rande.
Sehen wir der Tatsache ins Auge. "Mirrors" ist ein netter, kleiner Horrorfilm geworden, der dank Kiefer Sutherland und einer geschmeidigen, durchaus kreativen Visualisierung punkten kann, inhaltlich aber rein gar nichts Neues in sich birgt. Manche Dialoge sind flacher als die Oberfläche eines Spiegels, und die Logik sucht man besser in anderen Filmen (bitte nicht unbedingt in weiteren Werken des französischen Regisseurs). Warum der Film dennoch kurzweilig und unterhaltsam ist, und dies muss man Aja trotz allem auch zugestehen, liegt vor allen an der straffen, temporeichen Inszenierung, die kaum Leerlauf beinhaltet und frei von Langeweile ist. Vielleicht sind wir Zuschauer inzwischen auch einfach genügsam geworden und dem Grusler dankbar, dass er (beinahe) ohne unnötige Splattereinlagen und Ekelszenen daherkommt.
Fazit
Mirrors ist in den ersten paar Minuten durchwegs spannend und gruselig. Danach driftet der Film leider ins Alberne ab, bedient sich den üblichen Genreklischees und mündet in einem unspektakulären, deplatzierten Ende, deren finale Überraschung ein müdes Gähnen hervorruft.
Produktion
Regie: Alexandre Aja
Kamera: Maxime Alexandre
Musik: Javier Navarrete
Drehbuch: Alexandre Aja (Original von Sung-hi Kim)
Darsteller
Kiefer Sutherland (als Ben Carson)
Amy Smart (als Angela Carson)
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