Samstag, 27. April 2013

"Aliens vs. Predator 2 - Requiem"

(Filmreview R. Sutter / Erschienen beim TZ-Network, DTW #2388, 2008)

Inhalt
Ein bezaubernd schöner Sonnenaufgang.

Kritik
Verehrte Leser, erlauben Sie mir kurz einen Blick zurückzuwerfen. Ich verspreche Ihnen, ich werde nicht erzählen, dass Paul W.S. Anderson (Regisseur von Teil 1) die Aufgabe erhielt, aus den beiden mehr oder weniger legendären Franchises "Alien" und "Predator" einen Film zu basteln, weil seinerzeit bei "Predator" ein Ausstatter auf die glorreiche Idee kam, einen Facehugger aus dem "Alien"-Universum ins Innere des Predator-Raumschiffes zu stecken und diese Idee in den späteren Jahrzehnten wuchs und (leider) gedieh. Möge der Ausstatter, welcher uns den ganzen Schwachsinn indirekt verbrochen hat, auf ewig unbekannt bleiben. Ich will Sie auch nicht mit der Information langweilen, dass Anderson damals von beiden Fanlagern enorm angefeindet wurde, weil alle befürchteten, er würde Mist bauen (was er auch tat, nur so nebenbei), denn dies wissen Sie vermutlich alles bereits. Worauf ich hinauswill, ist Folgendes: Die Erwartungen an "Aliens vs. Predator 2" waren mehr als gering und es konnte nach dem ebenso belanglosen wie harmlosen ersten Teil nicht mehr schlechter werden. Ist die Fortsetzung also schlecht? Nein, denn soviel Lob verdient dieses hervorragende Lehrstück dilettantischen Filmschaffens nicht. Dieser sichere Anwärter auf die "Goldene Himbeere" der schlechtesten Fortsetzung einer ohnehin schlechten Fortsetzung überzeugt in lediglich einer einzigen Kategorie (visuelle Effekte) und lässt den vielgescholtenen Vorgänger Paul W.S. Anderson ("Resident Evil") wie einen Meister seines Fachs aussehen.

Achtung, Spoiler: Der Film schließt nahtlos an Teil 1 an. Nachdem sich ein Alien in einen Predator eingenistet hat, bricht das daraus resultierende Wesen (ein Predalien) nun in der Fortsetzung aus und dezimiert innert Kürze die gesamte Crew, wodurch das Schiff führerlos auf der Erde notlanden muss. Zum Glück konnte noch ein Hilferuf zum Heimatplaneten der Predatoren geschickt werden und ein wackerer Recke wird losgeschickt, um allfällige Beweise zu vernichten und die Sabbermonster über den Jordan zu schicken. Dumm nur für die Bewohner der nahe der Absturzstelle gelegenen amerikanischen Kleinstadt Gunnison, denn diese sterben zwischen den beiden Parteien wie die Moorhühner. Während die Aliens durch die Kleinstadt wüten und die Abziehbilder, Dummies oder wandelnden Klischees töten, die irgendwie entfernt an Menschen erinnern sollten, werden die Viecher von dem grimmigen Predator verfolgt, welcher meistens damit beschäftigt ist, eine fluoreszierende Flüssigkeit auf Leichen zu tröpfeln oder wie wild auf seinen mit klingonischen Schriftzeichen versehenen Armcomputer zu klicken. Spoiler Ende. Wer sich nun Hoffnungen auf ein "Alien vs. Predator vs. Klingon" macht, möge auf der Stelle zur Steinsäule erstarren, ehe er diese Idee weiterverbreiten kann.

Ließ der überraschend gelungene Trailer noch auf einen actionreichen, packenden und atmosphärisch dichten Schocker hoffen, entpuppt sich das Endprodukt als ärgerliche Amateurproduktion und Beleidigung für jeden Filmfan.

Man wolle AvP 2 wieder erwachsener machen, sich wieder vermehrt den großartigen Vorbildern nähern, posaunten die beiden Regiebrüder Colin und Greg Strause großspurig und verwiesen auf all die Unzulänglichkeiten des bei lange nicht perfekten, aber halbwegs akzeptablen Vorgängers. Immerhin muss man Paul W.S. Anderson zugute halten, dass er mit dem hervorragenden "Event Horizont" gezeigt hat, dass er durchaus imstande wäre, einen tollen Science-Fiction-Film zu schaffen. AvP 1 besaß eine halbwegs originelle Story, wenigstens ein bis zwei Charaktere, für die man sich ein bisschen interessieren konnte (Mr. Weyland zum Beispiel) und eine annehmbare visuelle, schmissige Inszenierung. AvP 2 hat nichts von alledem und driftet ins Lächerliche und Schwachsinnige ab. Die Story von Drehbuchautor Shane Salerno unterbietet drittklassige Fan-Fiction - völlig uninteressant, ideenlos und mit flachen Dialogen versehen. Manche Gespräche sind völlig absurd, manche Figuren benehmen sich dümmer als in einem billigen Schmuddelfilm, ganze Szenenabläufe sind an den Haaren herbeigezogen und gewisse Logiklöcher so groß, dass die Nostromo durchfliegen könnte.

Es gibt keine Hauptrolle in diesem Film, nur Statisten, die zu allem Übel auch noch spielen wie Laiendarsteller aus der tiefsten Provinz (zumindest Reiko Aylesworth aus der Hitserie "24" hat bewiesen, dass sie schauspielern könnte). Klar, werden einige einwenden, wer braucht schon Figuren, es geht schließlich um die Monster und deren Jäger. Wäre legitim, wenn dann wenigstens die Sabberviecher und die Predatoren die Story tragen würden, aber selbst die Alienkönigin in James Camerons "Aliens" hat in den wenigen Szenen mehr Tiefgang als alle Figuren in AvP 2 zusammen.

Um ein Beispiel zu nennen: Mit dem Predalien wird ein cooles neues Alien eingeführt. Sozusagen der einzige Star des Films. Schade nur, dass man es in der ewigen Dunkelheit und dem ständigen Regen nie richtig zu Gesicht bekommt und es wegen dem Unvermögen des Cutters, des Kameramanns und der Regisseure nicht zur Geltung kommt. Doch selbst wenn diese Amateure ihr Handwerk verstehen würden, so macht der Drehbuchautor absolut nichts aus der Idee. Kein großer Auftritt, keine prächtige Szene, nicht einmal ein würdiger Showdown wird dem Vieh gegönnt. Sein Ende ist ein schlechter Witz.

Wen interessiert es, Hauptsache der Streifen ist wieder schön brutal. Ist er tatsächlich. Na und? Wird ein Film besser, wenn mehr Blut fließt oder der Body Count das Vielfache seines bescheidenen Vorgängers übersteigt? Was bringt es, wenn einem die Toten schlicht egal sind und das Blut in der immerwährenden Finsternis sowieso nicht zu erkennen ist. Bringt es die Geschichte voran? Nein. Nützt es dem Gefühl, welches wir den Charakteren entgegenbringen? Nein. Sind es wenigstens Schauwerte? Nein. Der Film zeigt uns, wie ein Alien über eine Schwangere und ein Kind herfällt. Aliens auf der Babystation! Abstoßend? Sicher! Hart? Auf jeden Fall! Irgendwie relevant? Nein! Selbst die Zuschauer, die sich damit begnügen und ihren Spaß daran haben, wenn nur gemordet (!) wird, werden enttäuscht werden. Der Schnitt in diesem Film und die Szenenabfolgen sind teilweise so launisch und stümperhaft, dass selbst so etwas wie ein Kampf zwischen Predator und Alien verpfuscht wird und genau um diese Kämpfe geht es in diesem filmischen Rohrkrepierer immerhin. Der Kinogänger sieht oftmals Bewegungen und erkennt nicht, wer da gerade wem etwas tut oder was da zu erkennen sein sollte, wenn es denn mehr Licht gäbe. Allfällige Spannung wird im Keim erstickt und die diversen immergleichen Actionszenen langweilen fürchterlich. Dies ist umso erstaunlicher, weil das Aliendesign hervorragend wie immer und die (wenigen) visuellen Effekte durchaus gelungen sind. Auch ein paar Einstellungen wissen zu gefallen, doch spätestens das viel zu abrupte offene Ende beziehungsweise der enorm dumme und uninspirierte Schlussgag reißen die an einer Hand abzuzählenden Positivpunkte vollends in den Abgrund.

Fazit

Requiem - Totenmesse. Der Untertitel ist Programm. Hier wird ein ehemals großartiges Franchise mit einem üblen B-Movie zu Grabe getragen. Im Stile ähnlichen Mülls wie "Species III" oder "Starship Troopers II" zeigt dieser Film nur die Gier der Studiobosse auf das schnelle Geld und das Unvermögen zweier Möchtegern-Regisseure, die in der Filmhochschule offensichtlich zu wenig gelernt haben. Sollte das Filmstudio 20th Century Fox ihre beiden einst starken Marken weiterhin so ausschlachten, wird das nächste Projekt eine Direct-to-DVD-Produktion und womöglich der Todesstoss sein. Zeit, Ridley Scott anzurufen, um zu retten, was zu retten ist.


 

Produktion
Regie: Colin & Greg Strause
Kamera: Daniel Pearl
Musik: Brian Tyler
Drehbuch: Shane Salerno, Dan O'Bannon & Ronald Shusett

Darsteller
Reiko Aylesworth (als Kelly)
John Ortiz (als Morales)
Tom Woodruff Jr. (als Alien)

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