Samstag, 27. April 2013

"Déjà Vu" - Bye! Wir sehen uns gestern!


(Filmreview R. Sutter / Erschienen in der TDW # 2338, Januar 2007)

Einleitung und Inhalt
Die Bewohner der einst so prächtigen Südstaatenmetropole New Orleans lassen sich nicht unter-zukriegen. Knapp sechs Monate, nachdem Hurrican Katrina eine Wüste der Zerstörung hinterlas-sen hat, feiern sie das jährliche "Mardi-Gras"-Festival und tun ihr übriges, um langsam wieder zur Normalität zurückzukehren.

Auf einer Fähre herrscht derweil ausgelassen Stimmung. Die Menschen tanzen, singen, winken und freuen sich ihres Lebens. Doch um 10.50 Uhr explodiert das Schiff in einer gewaltigen Feu-ersbrunst und reisst die 543 Passagiere in den Tod. Ein neuer Terrorakt in den USA.

Als die Spurensicherung beginnt, findet Agent Doug Carlin (Denzel Washington) vom ATF (US Bureau of Alcohol, Tobacco und Firearms) schnell ein paar seltsame Vorkommnisse, die ihn jedoch nicht weiterbringen. Doch dann wird FBI-Agent Pryzwarra (Val Kilmer) auf ihn auf-merksam und offenbart ihm eine neue unglaubliche Ermittlungsmethode. Pryzwarra und sein Team haben eine Maschine entwickelt, die ihnen erlaubt, in einem gewissen Radius in die Ver-gangenheit zu sehen. Exakt vier Tage und sechs Stunden. Allerdings ohne vor- oder zurückzu-spulen (!) Doch die Maschine kann noch viel mehr, und bald muss sich Carlin fragen, ob man die Vergangenheit ändern kann oder das Schicksal für jeden Menschen bestimmt ist.


Kritik
Wir haben es hier mit einer typischen Jerry Bruckheimer Produktion zu tun, und wenn Sie sich halbwegs für Actionfilme interessieren, dann haben Sie zu 100% auch schon Filme von ihm ge-sehen ("The Rock", "Face Off", "Bad Boys", "Armageddon", "Con Air", "Pirates of the Carib-bean", "Beverly Hills Cop" usw.). Bruckheimer-Filme sind Hochglanzwerke, teuer und explosiv. Hier herrscht Style over Substance, das Drehbuch ist klar sekundär, was zählt, sind die Stars und die Action. Bruckheimer ist ein Gütesiegel, und der Kinozuschauer weiß genau, was er bekommt. Erwarten Sie keine Meisterwerke. Erwarten Sie actionreiche Unterhaltung vom Feinsten. Wer seine Filme nicht mag, kann sich dieses Review getrost sparen.

Sind Sie noch da, verehrter Leser? Nun denn, wir haben es hier mit einem typischen Tony Scott Film zu tun, und wenn Sie sich halbwegs für Actionfilme interessieren, dann haben Sie zu 100% auch schon Filme von ihm gesehen ("Crimson Tide", "Enemy of the State", "Top Gun", "Beverly Hills Cop II", "Man on Fire", "The Last Boy Scout", "Days Of Thunder" usw.) Filme von Tony Scott sind Hochglanzwerke, teuer und explosiv. Hier herrscht Style over Substance, das Dreh-buch ist klar sekundär, was zählt sind die Stars und die Action. Tony Scott ist ein Gütesiegel, und der Kinozuschauer weiß genau, was er bekommt. Erwarten Sie keine Meisterwerke. Erwarten Sie actionreiche Unterhaltung vom Feinsten. Wer seine Filme nicht mag, kann sich dieses Review getrost sparen.

Sind Sie immer noch da, verehrter Leser? Na, dann herzlich willkommen bei "Déjà Vu": dem Film, der seltsam vertraut wirkt, weil Sie glauben, alles irgendwie früher einst erlebt zu haben. Und genau das haben Sie auch. Neulich lästerte ich noch lautstark über das stupide Fantasy-machwerk "Eragon", und wie sehr ich es verabscheue, Filme zu sehen, die fast nur aus geklauten Szenen zu bestehen scheinen. "Déjà Vu" klaut auch ziemlich viel, und das Drehbuch ist stellen-weise so hirnrissig, dass man sich fragen muss, ob die Herren Marsili und Rossio (ihres Zeichens Autoren) ihre Arbeit in nüchternem Zustand geschrieben haben. Obwohl die Geschichte jedoch ziemlich absurd und voller sonderbarer Zufälle daherkommt, verweigert mir der Film leider einen Verriss, weil er ganz einfach gut unterhält und ziemlich spannend ist. Klar ist es lächerlich, wie einfach Agent Doug Carlin einen kleinen unscheinbaren Plastikfetzen augenblicklich als Bruchstück eines Zeitzünders erkennt, sich aus 543 Toten sofort die richtige Leiche für die Er-mittlungen herauspickt und mit einer solch herrlich naiven Leichtigkeit die Existenz einer Zeit-maschine akzeptieren kann, doch wenn der Kerl von Denzel Washington ("Man on Fire", "Crim-son Tide") gespielt wird, dann würde ich dem Typen auch glauben, dass er die als Dramaqueen wiedergeborene Rapunzel ist. Der Typ hat einfach etwas Glaubwürdiges an sich. Doch auch der übrige Cast kann sich sehen lassen und trägt viel dazu bei, dass aus diesem Film ein fesselnder Thriller und nicht ein unfreiwillig komischer Krimi geworden ist. Val Kilmer ("Heat"), Paula Patton ("Hitch"), James Caviezel ("The Passion Of The Christ ") etc. machen ihre Sache mehr als gut und werten das wahrlich absurde Drehbuch wieder auf. Apropos aufwerten. Dank der schmissigen, tollen Regie von Tony Scott legt der Streifen bisweilen ein ziemliches Tempo vor. Langweilig wird einem nicht. Trauriges Glanzlicht des Films ist der Schauplatz selbst: New Or-leans. "Déjà Vu" war die erste Filmproduktion, welche in der zertrümmerten Stadt gedreht wur-de. Die Bilder, die Scott eingefangen hat, lassen das erlittene Leid und die ungeheure Kraft des Hurrican Katrina (auf Grossleindwand wohlgemerkt!) besser erfassen als die zahlreichen TV-Bilder. Dass die Aufnahmen in der Stadt entstanden, wurde von den Machern übrigens nicht nachträglich beschlossen. Bereits in Drehbuchform war die einst blühende Jazzmetropole Schau-platz der Zeitreisestory.

Fazit
Vorzüglich besetzter Actionthriller, der in Sachen Glaubwürdigkeit vom Kinopublikum einiges an Entgegenkommen voraussetzt. Die Logik können Sie hier vergessen, und einen besseren Den-zel Washington erleben Sie in "Inside Man", aber wenn Sie einen unterhaltsamen Kinoabend planen und sich von der Zeitreisethematik nicht abschrecken lassen, wäre "Déjà Vu" keine so schlechte Wahl. Im Übrigen, wer Bruckheimer mag… Sie wissen schon…



Produktion
Regie: Tony Scott
Produzent: Jerry Bruckheimer
Drehbuch: Bill Marsili und Terry Rossio

Darsteller
Denzel Washington (als Doug Carlin)
Val Kilmer (als Agent Pryzwarra)
James Caviezel (als Carroll Oerstadt)
Bruce Greenwood (als Jack McCready)


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