Samstag, 27. April 2013

"Hancock" - Tonight, he comes!

(Filmreview R. Sutter / Erschienen beim TZ-Network, DTW #2412, 2008)


Inhalt und Kritik 
Sind sie nicht grässlich, diese Superhelden? Statt unsere Erde von den wirklich üblen Dingen wie Massenvernichtungswaffen und Paris Hilton zu erlösen, retten sie lieber dumme Kätzchen von Bäumen, helfen betagten Omas über die Strasse oder schnappen sich erbärmliche Ganoven. Statt sich um die machtgierigen, korrupten Kerle zu kümmern, watscheln sie in ihren Karnevalskostümen wie selbstverliebte Pfaue über den multimedialen Catwalk von MTV, und statt sich um hungernde Kinder zu kümmern, träumen sie lieber von der ätzend langweiligen, konservativen, bibeltreuen, Möchtegern-Abschlussball-Schnepfe. Helden gibt’s viele. Doch Superhelden scheinen alle aus der selben schleimigen Ursuppe entkrochen zu sein und unterscheiden sich nur durch ihre individuelle Fähigkeiten: einer sabbert und grunzt (Hulk), einer schläft sich durch Hugh Hefners Playboy Mansion (Iron Man), einer heult ständig (Spiderman), einer nimmt Drogen (Blade), und einer schwingt sich ein peinlich rotes Cape über die Schulter und sieht aus wie ein tuntiger Footballprofi. Tja, und seit Hancock wissen wir, es gibt auch den alkoholkranken, asozialen Superloser.

Hancock (Will Smith) ist auf den ersten Blick anders als die meisten Superhelden. Er trinkt und stinkt, er motzt und rotzt und wirft schon mal freche Kids in die Nähe erdumkreisender Satelliten. Ja, er ist nicht gerade der Charmebolzen der Nation und der Stolz amerikanischer Vorstädter, aber dafür ist er authentisch und hilfsbereit, obschon er bei seinen täglichen Rettungsaktionen gerne mal die halbe Stadt in Schutt und Asche legt. So auch auf seiner letzten eigenwilligen Tour zur Einbuchtung diebischer Subjekte. Neun Millionen Dollar an Sachbeschädigung reichen dann auch aus, um sich als gefallener Held den Zorn seiner Mitbürger einzuhandeln, die ohnehin schon längst genug von dem rüpelhaften, egoistischen Säufer haben. Zu Hancocks Glück nimmt ihn PR-Berater Embrey (Jason Bateman) unter seine Fittiche und will ihm zu einem neuen strahlenden Image verhelfen, indem er ihn erst einmal in den Knast schickt. Die Logik dahinter: Die Verbrecherrate steigt derweil rapide an, und die Bürger werden bald lauthals das Comeback ihres vergrämten Superhelden fordern. So weit, so simpel.

Mit Will Smith in der Hauptrolle haben nicht nur die Studiobosse bereits gewonnen, sondern oftmals auch das Publikum. Immerhin steht der sympathische Gute-Laune-Mensch für amüsantes, actionreiches Blockbusterkino par excellence. Ohne einen Tom Hanks gibt es weit und breit kein Hollywoodgesicht, welches Big Will auch nur annähernd den Status als lebende Geldmaschine streitig machen kann. Doch während der Trailer blendend funktioniert, erweist sich der Film an sich als eher durchwachsen, um nicht zu sagen zweigeteilt. Die erste Hälfte macht großen Spaß, die Gags sitzen, das Timing ist perfekt, und Abwechslung ist geboten. Doch sobald Hancock das Gefängnis verlässt, verliert der Film seinen Biss und reiht sich in all die üblichen Heldenfilmchen ein, die man eigentlich längst satt haben müsste. Ein paar S

Fazit
Superhelden-Sprünge da, einige Superhelden-Faustschläge dort, ein ebenso blasser wie lahmer Bösewicht (im Prinzip sogar ein Invalider, welch eine Gefahr!) und ein Ende so süß und klebrig wie Zuckerwatte. Das Drehbuch wurde zehn Jahre in der Stadt der Sterne herumgereicht, und man wagt nicht sich vorzustellen, wie oft es überarbeitet wurde. Teile davon sind überaus originell und andere in ihrer schrecklichen Einfachheit geradezu peinlich infantil. Ohne Will Smith und die stets bezaubernde, großartige Charlize Theron würde man sich über das immense Einspielergebnis zum Startwochenende extrem wundern. In erster Linie ist es den Schauspielern zu verdanken, dass dieser schlichte Popcorn-Film halt doch irgendwie Spaß macht. Selbst die Regie von Peter Berg ("Operation: Kingdom" und demnächst für das Remake von "Dune - der Wüstenplanet" zuständig) erscheint wie eine uninspirierte Fließbandarbeit.
"Hancock" ist ein leicht verdaulicher Filmklamauk, der als Komödie beginnt, dann kurzzeitig zum Drama übergeht, um gleich darauf zum Actionfilm zu mutieren. Kein Eventfilm, kein werdender Klassiker, kein Rohrkrepierer. Nur ein kleiner, harmloser Spaßfilm.






Produktion
Regie: Peter Berg
Kamera: Tobias A. Schliessler
Musik: John Powell
Drehbuch: Vincent Ngo, Vince Gilligan

Darsteller
Will Smith (als Hancock)
Charlize Theron (als Mary Embrey)
Jason Bateman (als Ray Embrey)

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