(Review von R. Sutter)
Inhalt
Als kleiner Junge erlebt Bruce Wayne die Ermordung seiner Eltern mit eigenen
Augen. Traumatisiert durch dieses Ereignis wird er von der Sehnsucht nach Rache
getrieben. Das Schicksal jedoch treibt ihn in die Berge Chinas, wo er Zuflucht
bei einer geheimen Ninja-Vereinigung findet, die von Ra's Al-Ghul (Ken
Watanabe) angeführt wird. Als ausgebildeter Kämpfer kehrt Bruce (Christian
Bale) in seine mittlerweile heruntergekommene Heimatstadt Gotham City zurück.
Die Stadt ist nun fest in Händen des organisierten Verbrechens. Die Entdeckung
einer Höhle unter dem Grundstück seiner Eltern und der Prototyp eines
gepanzerten Spezialanzugs vom WayneTech-Boss Lucius Fox (Morgan Freeman)
erlauben es Bruce, eine neue Identität anzunehmen: Batman Begins!
Kritik
Bevor die positiven Aspekte dieses Films kurz beleuchtet werden, möchte ich
mich erst den Schattenseiten zuwenden. Das Hauptproblem dieses Films ist das
Problem fast aller Comicfilme: Wir erleben deren Anfang und wie der Held zu
jener Figur geworden ist, die er nun ist. An sich keine schlechte Idee, würden
wir die Geschichte von Batman nicht bereits seit Jahren (wenn nicht
Jahrzehnten) kennen und uns diese Art von Anfang aus zahlreichen anderen Filme
bekannt vorkommen.
Nach erfolgtem Trauma wird der Held gezwungen, seine wahre Identität geheim zu
halten, und während er im Verborgenen gegen allerlei Unheil ankämpft, spielt er
im normalen Leben meist eher einen Spießer. Ich möchte wirklich einmal etwas
anderes sehen. Vielleicht in der Art von: "Guten Morgen, Schatz, ich werde
heute mal wieder die Welt retten" - oder wie wäre es mit einem Helden, der
zu seinen Taten steht: "Vor dem Mittagessen habe ich eine
Terrororganisation ausgelöscht, mit einer Horde Mutanten gekämpft, einer Oma
über die Straße geholfen und ein Kätzchen heil vom Baum geholt. Yeah! Am
Nachmittag werde ich meinen Werbevertrag bei Pepsi unterschreiben und Millionen
verdienen, und würde meine Strumpfhose nicht so in meinem Schritt kneifen, wäre
ich rundum glücklich." Schlicht und einfach mal etwas Neues.
"Batman Begins" ist also auch bloß wieder eine Art von Prequel - oder
ein Remake, oder doch eher ein Pre-Sequel? So genau weiß das wohl keiner.
Während wir also erneut erfahren, wie aus Bruce Wayne Batman wird, überrascht
uns Regisseur Christopher Nolan damit, wie viel Zeit er sich für diese
Einführung lässt. Die ersten 50 Minuten würde ich zwar nicht gerade als
langweilig bezeichnen, aber durchaus als zäh. Dem Film selbst tut dies jedoch
gut, denn dadurch befreit sich der zum peinlichen Halbbruder der Power Rangers
avancierte Rächer des Rechts vom Image der clownhaften Adam-West-Figur, in
welches Batman in dem letzten grässlichen Zelluloidmüll von Joel Schumacher
geraten ist. Nolan und sein Drehbuchautor David S. Goyer ("Blade
1-3") erschaffen einen neuen Batman, einen mit echten, nachvollziehbaren
Gefühlen, Ängsten und Hoffnungen. Einen Helden mit Tiefe. Einen Menschen, der
auch hinter einer Maske klar zu erkennen ist.
Eines kann nicht deutlich genug hervorgehoben werden: "Batman Begins"
ist kein überladenes, klischeehaftes, kitschig buntes Eventmovie voller
Peinlichkeiten. Der Film ist trotz viel Action auch ein Charakterstück und ein
Superhelden-Film mit überraschend viel Realismus und einer wirklich tollen Story.
Ein wahres Meisterstück ist Nolan mit der Verpflichtung der zahlreichen
Nebendarsteller gelungen. Michael Caine, Morgan Freeman, Liam Neeson, Gary
Oldman, Rutger Hauer (lang, lang ist es her), Katie Holmes und anderen. Bei so
viel Schauspielkunst werden auch durchschnittliche Dialogphrasen und
langweiligere Szenen wesentlich interessanter und packender. Nicht ganz
überraschend übertrumpft Christian Bale allerdings sämtliche Kollegen, und dies
obwohl er sich im Kostüm wie ein völliger Idiot vorkam, wie er unlängst
bekundete. Dass er ein begnadeter Schauspieler ist, konnte er bereits in Filmen
wie "American Psycho" und "The Machinist" beweisen, doch
dass er sogar maskiert gegen Oscar-Preisträger bestehen kann, zeigt sein
immenses Talent.
Die Action gehört natürlich zu so einem Comicspektakel wie das rote Cape zu
Superman. Obwohl Nolan nicht unbedingt Routine in der Darstellung von
effektiven Kampfchoreografien hat, meistert er diese mit Bravour und sorgt für
berauschende Szenen und beim Publikum für erhöhten Puls. Ohnehin zieht einen
das Setting und die Atmosphäre des Films unweigerlich in seinen Bann. Keine
lächerlichen und überdrehten Spinner als Bösewichter, keine dummen
Teenagerwitze. Diesen Film kann man ernst nehmen, vor allem deswegen, weil sich
dieser Film selbst auch ernst nimmt.
Fazit
Ein gelungener Neuanfang. Großartig besetztes, toll inszeniertes
Actionspektakel. Weder bunt noch grell, dafür düster und realistisch. Regisseur
Nolan rettet die Ikone der US-Popkultur ins neue Zeitalter und sorgt dafür,
dass Christian Bale auch hinter der Maske brillieren kann. Wer braucht da noch
Superman?
Produktion
Regie: Christopher Nolan
Drehbuch: David S. Goyer & Christopher Nolan
Darsteller
Christian Bale (Bruce Wayne)
Michael Caine (Alfred Pennyworth)
Liam Neeson (Henry Ducard)
Morgan Freeman (Lucius Fox)
Gary Oldman (Lt. James Gordon)
Ken Watanabe (Ras Al Ghul)
Katie Holmes (Rachel Dawes)
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