Dienstag, 30. April 2013

"Batman Begins": Angst vor Mäusen?

(Review von R. Sutter)

Inhalt
Als kleiner Junge erlebt Bruce Wayne die Ermordung seiner Eltern mit eigenen Augen. Traumatisiert durch dieses Ereignis wird er von der Sehnsucht nach Rache getrieben. Das Schicksal jedoch treibt ihn in die Berge Chinas, wo er Zuflucht bei einer geheimen Ninja-Vereinigung findet, die von Ra's Al-Ghul (Ken Watanabe) angeführt wird. Als ausgebildeter Kämpfer kehrt Bruce (Christian Bale) in seine mittlerweile heruntergekommene Heimatstadt Gotham City zurück. Die Stadt ist nun fest in Händen des organisierten Verbrechens. Die Entdeckung einer Höhle unter dem Grundstück seiner Eltern und der Prototyp eines gepanzerten Spezialanzugs vom WayneTech-Boss Lucius Fox (Morgan Freeman) erlauben es Bruce, eine neue Identität anzunehmen: Batman Begins!

Kritik
Bevor die positiven Aspekte dieses Films kurz beleuchtet werden, möchte ich mich erst den Schattenseiten zuwenden. Das Hauptproblem dieses Films ist das Problem fast aller Comicfilme: Wir erleben deren Anfang und wie der Held zu jener Figur geworden ist, die er nun ist. An sich keine schlechte Idee, würden wir die Geschichte von Batman nicht bereits seit Jahren (wenn nicht Jahrzehnten) kennen und uns diese Art von Anfang aus zahlreichen anderen Filme bekannt vorkommen.

Nach erfolgtem Trauma wird der Held gezwungen, seine wahre Identität geheim zu halten, und während er im Verborgenen gegen allerlei Unheil ankämpft, spielt er im normalen Leben meist eher einen Spießer. Ich möchte wirklich einmal etwas anderes sehen. Vielleicht in der Art von: "Guten Morgen, Schatz, ich werde heute mal wieder die Welt retten" - oder wie wäre es mit einem Helden, der zu seinen Taten steht: "Vor dem Mittagessen habe ich eine Terrororganisation ausgelöscht, mit einer Horde Mutanten gekämpft, einer Oma über die Straße geholfen und ein Kätzchen heil vom Baum geholt. Yeah! Am Nachmittag werde ich meinen Werbevertrag bei Pepsi unterschreiben und Millionen verdienen, und würde meine Strumpfhose nicht so in meinem Schritt kneifen, wäre ich rundum glücklich." Schlicht und einfach mal etwas Neues.

"Batman Begins" ist also auch bloß wieder eine Art von Prequel - oder ein Remake, oder doch eher ein Pre-Sequel? So genau weiß das wohl keiner. Während wir also erneut erfahren, wie aus Bruce Wayne Batman wird, überrascht uns Regisseur Christopher Nolan damit, wie viel Zeit er sich für diese Einführung lässt. Die ersten 50 Minuten würde ich zwar nicht gerade als langweilig bezeichnen, aber durchaus als zäh. Dem Film selbst tut dies jedoch gut, denn dadurch befreit sich der zum peinlichen Halbbruder der Power Rangers avancierte Rächer des Rechts vom Image der clownhaften Adam-West-Figur, in welches Batman in dem letzten grässlichen Zelluloidmüll von Joel Schumacher geraten ist. Nolan und sein Drehbuchautor David S. Goyer ("Blade 1-3") erschaffen einen neuen Batman, einen mit echten, nachvollziehbaren Gefühlen, Ängsten und Hoffnungen. Einen Helden mit Tiefe. Einen Menschen, der auch hinter einer Maske klar zu erkennen ist.

Eines kann nicht deutlich genug hervorgehoben werden: "Batman Begins" ist kein überladenes, klischeehaftes, kitschig buntes Eventmovie voller Peinlichkeiten. Der Film ist trotz viel Action auch ein Charakterstück und ein Superhelden-Film mit überraschend viel Realismus und einer wirklich tollen Story. Ein wahres Meisterstück ist Nolan mit der Verpflichtung der zahlreichen Nebendarsteller gelungen. Michael Caine, Morgan Freeman, Liam Neeson, Gary Oldman, Rutger Hauer (lang, lang ist es her), Katie Holmes und anderen. Bei so viel Schauspielkunst werden auch durchschnittliche Dialogphrasen und langweiligere Szenen wesentlich interessanter und packender. Nicht ganz überraschend übertrumpft Christian Bale allerdings sämtliche Kollegen, und dies obwohl er sich im Kostüm wie ein völliger Idiot vorkam, wie er unlängst bekundete. Dass er ein begnadeter Schauspieler ist, konnte er bereits in Filmen wie "American Psycho" und "The Machinist" beweisen, doch dass er sogar maskiert gegen Oscar-Preisträger bestehen kann, zeigt sein immenses Talent.

Die Action gehört natürlich zu so einem Comicspektakel wie das rote Cape zu Superman. Obwohl Nolan nicht unbedingt Routine in der Darstellung von effektiven Kampfchoreografien hat, meistert er diese mit Bravour und sorgt für berauschende Szenen und beim Publikum für erhöhten Puls. Ohnehin zieht einen das Setting und die Atmosphäre des Films unweigerlich in seinen Bann. Keine lächerlichen und überdrehten Spinner als Bösewichter, keine dummen Teenagerwitze. Diesen Film kann man ernst nehmen, vor allem deswegen, weil sich dieser Film selbst auch ernst nimmt.

Fazit

Ein gelungener Neuanfang. Großartig besetztes, toll inszeniertes Actionspektakel. Weder bunt noch grell, dafür düster und realistisch. Regisseur Nolan rettet die Ikone der US-Popkultur ins neue Zeitalter und sorgt dafür, dass Christian Bale auch hinter der Maske brillieren kann. Wer braucht da noch Superman?







Produktion
Regie: Christopher Nolan
Drehbuch: David S. Goyer & Christopher Nolan

Darsteller
Christian Bale (Bruce Wayne)
Michael Caine (Alfred Pennyworth)
Liam Neeson (Henry Ducard)
Morgan Freeman (Lucius Fox)
Gary Oldman (Lt. James Gordon)
Ken Watanabe (Ras Al Ghul)
Katie Holmes (Rachel Dawes)

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