"Spoilerfreie" Filmkritiken aus den Bereichen Science-Fiction, Horror und Fantasy
Samstag, 27. April 2013
"Knowing" - Sekten Propaganda?
(Filmreview R. Sutter)
Inhalt
Eine Schulklasse vergräbt im Jahre 1959 eine Zeitkapsel, die von den Schülern gemalte Visionen der Zukunft enthält. 50 Jahre später wird der Inhalt der Kapsel bei einer Feier an die neuen Schüler verteilt. John Koestlers Sohn Caleb erhält ein Papier mit einer Aneinanderreihung von scheinbar willkürlichen Zahlen, doch John (Nicolas Cage) entdeckt dahinter einen Code, welcher alle grossen Katastrophen und Unfälle der letzten 50 Jahre auflistet und präzise das Datum und die Opferzahlen wiedergibt. Doch am Ende des Papiers scheinen drei offene Zahlenblöcke auf bevorstehende Ereignisse hinzuweisen, deren Opferzahl schliesslich alle Lebensformen auf der Erde umfasst.
Kritik
"The Crow", "Dark City", "I, Robot". Regisseur Alex Proyas bleibt sich auch bei seinen neusten Werk treu und liefert uns mit "Knowing" einen düsteren Mysterythriller mit Science-Fiction-Touch. Der Streifen hätte eine großartige X-Akte abgegeben, wenn… ja, wenn was? Vielleicht, wenn man den sichtlich gelangweilten Nicolas Cage tatsächlich durch David Duchovny (alias Fox Mulder) ersetzt hätte. Dies wäre ohnehin nicht weiter aufgefallen, da beide den selben treuen Hundeblick draufhaben, für die man sie am liebsten knuddeln möchte, bevor man ihnen ein Apportier-Stöckchen zuwirft. Viel wahrscheinlicher ist es aber, daß dieser Film eine fantastische Geschichte geworden wäre, wenn man dem Hauptprotagonisten (immerhin ein Physikprofessor) nicht immer fünf Minuten voraus wäre. (VORSICHT SPOILER) Kommt hinzu, daß die Idee einer Unglücksliste an sich so faszinierend wie doof ist. Worin liegt der Sinn, eine Zahlenliste über die Unfälle der Welt zu schreiben, wenn diese darin gipfelt, daß am Ende die ganze Welt drauf geht? Genausogut könnte man protokollieren, wann, wo und wie sich ein Mensch gerade in den Finger gepiekst hat. Klar, die Liste soll als Warnung dienen? Doch wozu, wenn ohnehin nur diejenigen gerettet werden, die dafür vorgesehen sind und den ausserirdischen Andy Warhols genehm sind. Nach welchem Maßstab die Alienoahs ihre Wahl treffen, bleibt schleierhaft. (SPOILER ENDE) Man könnte frech behaupten, daß "Knowing" als Propagandafilm einer nicht näher genannten Sekte fungiert. Was natürlich nicht so ist. Es sei denn, Proyas wandelt demnächst auf Ron Hubberts Pfaden. Was natürlich niemand glaubt. Natürlich nicht. Echt jetzt.
Es erstaunt, wie spannend und packend der Film inszeniert ist und wie langweilig er dennoch geworden ist. Auf der einen Seite wirkt zum Beispiel der Flugzeugabsturz unglaublich beklemmend, aber anderseits sind viele Teile der Geschichte langweilig. Sobald auch der letzte Zuschauer kapiert, wohin die Story führt (was nach max. einer halben Stunde der Fall sein dürfte), werden sich die meisten fragen, ob die Geschichte tatsächlich auf diese einfallslose und extrem schlichte Art und Weise enden wird. Ja, tut sie. Die Idee, eine Geschichte der christlichen Religion in einen Sci-Fi-Katastrophenfilm zu packen, ist interessant und birgt Potential, welches jedoch nicht ausgeschöpft wird. Schlimmer noch, diverse offene Fragen bleiben völlig unbeantwortet, und das 1/3-Happy End ist das vorangegangene Vorgeplänkel nicht wert. Mal davon abgesehen ist Cages Charakter ein asozialer Typ, für den man nicht mitfiebert und dessen Schicksal einem letztendlich egal ist, selbst wenn er im Laufe des Zeit eine Wandlung durchläuft und irgendwie geläutert wird. Sympathischer macht ihn dies trotzdem nicht.
Fazit
"Knowing" ist ein durchschnittlicher Mysterythriller geworden. Hätte man die Wahl, wie würde man entscheiden? Würde man lieber beim Weltuntergang sterben oder doch lieber auf einem Garten-Eden-Planeten gebeamt werden, welcher danach von lauter süßen Kindern bewohnt ist? Sex, Drugs und Rock ’n Roll auf der einen Seite. Im Wind rauschende Baumkronen auf der Anderen. Sonne, Schnee und Gewitter, statt IPod, YouTube und Twitter? Leben ohne Technik, ohne Brot und Spiele? (VORSICHT SPOILER) Keine Frage, Nicolas Cages Tränen, nicht zu den Ausserwählten zu gehören, waren Tränen der Freude. Nein, er würde nicht an Langeweile sterben, er ganz bestimmt nicht. So, und nun soll gefälligst jemand mal "Highway to Hell" anschmeissen. Yeah! Let’s Rock to the end of the world! (SPOILER ENDE)
Produktion
Regie: Alex Proyas
Drehbuch: Ryan Douglas Pearson, Juliet Snowdon, Stiles White
Darsteller
Nicolas Cages (als John Koestler)
Rose Byrne (als Diana Wayland) u.a.
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