Samstag, 27. April 2013

"The Spirit"

... "Was denn, Toiletten sind immer lustig!"

(Filmreview R. Sutter)

Inhalt
Jede Stadt hat seinen Superhelden. Metropolis hat Superman, New York hat Spiderman, Springfield hat Homer Simpson, und Central City hat "The Spirit", einen Ex-Bulle namens Denny Colt, der erschossen wurde und dann zurückkehren durfte, um böse Schurken zu verhauen, doofe Sexbomben zu betören und unschuldige Zuschauer in den Schlaf zu labern.

 "The Spirit" (Gabriel Macht) ist ein Mann ohne echte Superkräfte. Sein Vorteil ist jedoch, dass seine Wunden unglaublich schnell heilen. Mit angeklebter Augenmaske macht er sich auf die Jagd nach seinem Erzfeind, "The Octopus" (Samuel L. Jackson). Besiegen konnte er den grössenwahnsinnigen Spinner freilich nicht, denn der Kerl ist, wie er selbst, beinahe unsterblich.

Kritik
Es gibt gute Filme und es gibt schlechte Filme. Es gibt sogar gute schlechte Filme. Und es gibt Filme wie "The Spirit". Die sind so schlecht, dass sie zu schlecht sind, um so schlecht zu sein, dass sie schon wieder gut wären. Alles verstanden? Nein? Ein Beispiel:

USA. 1966. Adam West. Klingelt da etwas? Nun, damals gab es diese lustige Comic-TV-Serie namens "Batman", die nahm sich furchtbar ernst und unterlegte jede Kampfszene mit dem aus den Heften bekannten KABOOOM, BÄÄÄÄHM, ZACK. Die Serie war schon damals grottig, ist aufgrund ihrer unfreiwillig komischen, und in ihrer hoffnungslos veralteten Art aber eine Bereicherung für jede feucht-fröhliche Filmparty. Das Tolle an dieser "Batman"-Serie? Nichts, aber man kann herzlich über sie lachen. Das Tolle an "The Spirit"? Nichts, aber auch gar nichts.
Ich höre bereits die Proteste: "Hey… du Nerd, schon bemerkt? Scarlett Johansson, Paz Vega, Jamie King und Eva Mendes sind in dem Streifen! Letztere sogar nackt! Was will Mann mehr?"
Vielleicht eine Story die nicht simpler gezeichnet ist als ein schwarzer Strich auf weissem Papier? Womöglich Dialoge, die nicht selbst einer mit Stroh gefüllten Vogelscheuche peinlich wären? Eventuell ein Regisseur, der seinen Job nicht nur deswegen bekam, weil er zufällig einer der angesagtesten Comic-Zeichner/Schreiber ist ("Elektra", "SinCity", "300") und ausserdem mit Will Eisner, dem Erschaffer des Originalheftchens, freundschaftlich verbunden war? Unter Umständen, wenigstens ein Film, welcher halbwegs zu unterhalten vermag?

Was ist schief gelaufen?

Problem Nummer Eins: das Drehbuch. Frank Miller schreib bereits "Robocop" 2 und 3. Er weiss also seit den 90ern, wie ein Script aussehen müsste, um das Interesse der Zuschauer länger als bis zur nächsten Szene wach zu halten. Das Drehbuch zu "The Spirit" enthält unglaublich viele blödsinnige Onliner wie beispielsweise der Toiletten-Spruch von oben. Die sollen witzig und cool sein, sind jedoch einfach nur peinlich. Normale Sätze gibt es nicht. Entweder sind sie ätzend übertrieben, erklären das Offensichtliche oder sind schlicht schwachsinnig. Da gibt es ganze Monologe, die sind so hohl, dass selbst Dumpfbacke Kelly Bundy den Kopf schütteln würde. Eine solche Szene gipfelt in einer Rede von Octopus, in Naziuniform und mit übergrossen Adolf Hitler Portrait zu seiner Rechten.

Bei allem Respekt für Frank Miller und Will Eisner, die erzählte Geschichte lässt sich selbst für eine Comicverfilmung nicht ernst nehmen und erinnert in ihrer Blödheit an die unsäglichen Werke eines Roger Corman oder Russ Meyer.

Problem Nummer Zwei: die Schauspieler: Gabriel Macht als geistloser "The Spirit" gibt sich sichtlich Mühe. Eva Mendes lässt sich derweil von einem unbekannten, kleinen Mädchen, welches die gleiche Rolle in einem Flashback verkörpert, so locker an die Wand spielen, dass es beschämend ist. Die einzige Rolle, die Scarlett Johansson derweil ausfüllt, ist die, ihr üppiges Dekoltee ausgiebig zu präsentieren, ansonsten schauspielert sie wie eine unter Drogen stehende Marionette der Augsburger Puppenkiste. Den Vogel schiesst schliesslich der einst grossartige Samuel L. Jackson ab. Zu seiner Ehrenrettung sei gesagt, dass es natürlich schwierig ist, eine Figur glaubwürdig zu verkörpern, die in einer Szene ausschaut wie eine Mischung zwischen Mr. T und Puffmutter und bei einem anderen Auftritt wie ein als Elvis-Imitator verkleideter Samurai. Es fragt sich allerdings, was ein Mime seines Kalibers dazu treibt, eine solche Rolle anzunehmen. Okay… ausser Geld natürlich.

Problem Nummer Drei: der Look und die Regie. Nun gut, "SinCity" war visuell berauschend, und Frank Miller durfte scheinbar ein paar Szenen beisteuern. Der Look von diesem Streifen ist ähnlich, nur viel billiger, planlos, überstilisiert. Manche Kompositionen passen nicht zusammen. Die CGI-Stadt sieht zuweilen aus wie Plastik. Miller mag zwar harte Kontraste, aber es darf bezweifelt werden, dass die Fans der Vorlage daran ihre Freude haben. Man stelle sich einfach mal "Lucky Luke" mit der Optik eines "SinCity" vor.

Die Regie selbst ist grauenhaft. Es gibt keinerlei Spannung (wie auch, wenn die beiden einzigen kleinen Actionszenen zwischen zwei Typen stattfinden, die eigentlich nicht sterben können?), keine wirkliche Atmosphäre, kein eigener Stil. Klar, vereinzelt gibt es tolle Bilder, aber für 100 Minuten verschwendete Lebenszeit wahrlich kein toller Deal.

Fazit
 "The Spirit" ist fast so aufregend wie das Sammeln von Kaffeerahmdeckeln und beinahe so spannend wie Schäfchen zählen. Allerdings bietet der Streifen das schockierendste Filmende dieser Saison. Als nämlich Silken Floss, alias Scarlett Johansson, am Ende indirekt eine Fortsetzung dieses öden Schwachsinns in Aussicht stellt, stand mir beinahe das Herz still. <br>





Produktion
Regie: Frank Miller
Kamera: Bill Pope
Musik: David Newman
Drehbuch: Frank Miller

Darsteller
Gabriel Macht (als The Spirit)
Eva Mendes (als Sand Saref)
Scarlett Johansson (als Silken Floss )
Samuel L. Jackson (als Octopus)
Paz Vega (als Plaster of Paris )

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