Samstag, 27. April 2013

Kolumne (September 2008): Bizarres aus Hollywood

Studiobosse in Hollywood verhalten sich zuweilen wie Paris Hilton. Manche Entscheidungen muten regelrecht skurril, um nicht zu sagen dumm an, versprechen am Ende jedoch nur allzu oft einen prall gefüllten Geldspeicher. So wurde vor wenigen Monaten beispielsweise bekannt, dass das Brettspiel "Monopoly" - unter Ridley Scotts ("Gladiator") fachkundiger Regie - verfilmt werden soll. Ebenso die Lebenssimulation des unverschämt erfolgreichen Softwaregames "The Sims" (vielleicht in Esperanto gesprochen und ohne Untertitel?). Nun fragt sich der geneigte Leser vielleicht, weshalb man etwas verfilmen soll, das im Prinzip gar keine Geschichte aufweist. Vermutlich, weil Hollywood ohnehin jedes Jahr zig Filme mit Minimal-Handlung ins Kino bringt, und da "Monopoly" wie auch "The Sims" Millionen von Menschen bekannt sein dürfte, kann man sich dadurch eine allzu teure Werbekampagne ersparen. Ob aus den angekündigten Projekten jedoch etwas wird, ist freilich eine andere Frage.

Ich persönlich habe ohnehin eher auf eine Verfilmung von "PacMan" gehofft. Den Film würde ich als spannungsgeladenen Horrorschocker verfilmen (für die Kinoauswertung natürlich stark geschnitten um ein familienfreundliches PG 13 zu ergattern - verspricht einfach mehr Geld). Bei meinem "The Evil PacMan eats the Human-Water-Heads" stelle ich mir ein übergrosses Smileymonster vor, welches durch Manhattans Gebäudeschluchten rollt und vorwiegend gutaussehende, sonnengebräunte Teenager verschluckt, ehe eine noch grausamere, zum Leben erwachte Bande roter Drachenschlangen (wie sie bei Festen durch Little Chinatown getragen werden) verfolgt wird. Der sichere Blockbuster wird dabei nur aus der Vogelperspektive gefilmt, weil mir allzu penetrante Fans der Vorlage mit ihrem Gezeter sonst auf den Sack gehen könnten. 






Was? Ihr bezweifelt die kommerziellen Fähigkeiten eines solchen Streifens? Hätte einer von euch vielleicht gedacht, dass ein Film erfolgreich sein könnte, in der ein nervendes, neunmalkluges Kleinkind eine Prinzessin rettet und mit seinem Raumschiff nebenbei eine ganze Armee im Alleingang besiegt? Oder ein Streifen, der auf einer Chilbi-Attraktion basiert und einen tuntig watschelnden Piraten als Hauptdarsteller aufweisst? Oder was ist mit diesem kleinen, ebenso alten wie ekligen Gnom, der während des ganzen Films nackt (!) um irgendwelche Vorstadt-Kiddies herumstreunert und nur davon brabbelt, dass er ein Telefon will um ein Taxi zu bestellen? Nicht zu vergessen, der Film bei dem sich selbst gestandene Männer ängstlich und zitternd in die Arme gesprungen sind, weil sie sich vor einem kleinen Mädchen fürchteten, die zu faul war, ihre langen schwarzen Haaren nach hinten zu kämen und ständig nur ein grottig geröcheltes "ööööörrrrrgghhhhh" von sich gab.

Die Wege des Erfolges sind nun einmal unergründlich und deswegen wagen Studiobosse hin und wieder Filme die inhaltlich strunzdumm klingen, aber durchaus eine Menge Kohle einspielen könnten. Genauso wie Filme des gleichen Inhalts ständig variiert und neu aufgelegt werden und trotzdem jedes Mal neue Zuschauer finden. Wer erinnert sich nicht an Fortsetzungskracher wie "Der weisse Hai 2" (Hai taucht auf, frisst Menschen, wird getötet), "Der weisse Hai 3" - jetzt in 3D (Hai taucht auf, frisst Menschen, wird getötet) gefolgt vom bombastischen "Der weisse Hai 4" (Hai taucht auf, frisst Menschen, wird getötet). Getoppt wird das Ganze vom guten alten Freddy Krueger, der uns in der 8teiligen (!) "Nightmare on Elm Street"-Reihe immerhin von einer ganze Horden dummer Teenager befreit hat (einer davon übrigens Johnny Depp). Thanks Freddy, und Ruhe in Frieden! Shit, geht ja nicht, ein Remake ist in der Mache. Ja! Ein Remake! Man muss sich das mal reinziehen: da werden acht Filme gedreht, in denen es immer um das Gleiche geht, und dann setzt man sich hin und dreht den ersten Teil davon gleich noch einmal. Wozu?

Was soll’s? Man braucht sich das Zeug ja nicht anschauen und solange Hollywood nicht auf die Idee kommt, "Memory" zu verfilmen, ist ja alles halb so wild. Hmm… wobei, wer besitzt eigentlich die Rechte an diesem Kartenspiel? Vielleicht sollte man…ach nein, keine Zeit, im Kino läuft gerade ein wahnsinnig erfolgreicher Film, der von einem Typen handelt, der offensichtlich mit seinem Make-up Probleme hat. Bestimmt ein psychologisches Drama im Zeitalter der Metrosexualität. Man(n) fühlt sich als Hetero ja schon ganz komisch, da kommen wertvolle Informationen gerade recht, wie sich ein ganzer Kerl denn heutzutage so zu schminken hat.






 PS: Upcoming Review: "Wanted" (Angelina Jolie präsentiert die neuen Waffen einer Frau)


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