Donnerstag, 2. Mai 2013

"Riddick - Chroniken eines Kriegers"


(Review von R. Sutter, 2010)
 



 
"You're not afraid of the dark, are you?"
 
Fans von Science-Fiction Filmen kennen das ja. Man nimmt eine altbekannte, altbewährte, altbackene Geschichte, erweitert sie um ein paar kleine Details und schon hat man ein neues Drehbuch für ein nettes kleines Filmchen fertig, welches seine Kosten mit grösster Wahrscheinlichkeit wieder einspielen dürfte. "Pitch Black" war so ein Filmchen. Die "10 Kleine Negerlein"-Story mit den bewährten "Alien"-Zutaten wurde für läppische 30 Millionen Dollar inszeniert und beinhaltete die typischen Genreklischees und Ekeleffekte. Warum das unscheinbare Filmchen dennoch ein beachtlicher (wenn auch nicht spektakulärer) Hit wurde und das Produktionsstudio "Universal" nun über 100 Millionen Dollar in deren Fortsetzung hineingesteckt hat, liegt vor allen an einem dieser kleinen unscheinbaren Details von denen sich "Pitch Black" nicht gravierend, aber immerhin wohltuend von den üblichen Genrevertretern abhob: "Riddick".
 
Riddick ist eine dieser Kinofiguren, die man so schnell nicht vergisst. Charismatisch, durchtrainiert, mysteriös, gutaussehend, cool, nebenbei ein kaltblütiger Killer und übrigens der Held der Geschichte. Oder besser gesagt der Anti-Held von "Pitch Black". Die Figur des Riddick erhielt im neuen Superstar Vin Diesel ("Saving Privat Ryan", "xXx", "The Fast and the Furious") die Idealbesetzung. Riddick ist die erste Kinofigur des neuen Jahrhunderts mit ähnlichem Kultpotential wie ein Indiana Jones, Han Solo, oder Terminator. Kein Wunder also, dass Vin Diesel mit seiner Darstellung des schlagfertigen Anti-Helden auch gleich zum neuen Actionstar am Hollywoodhimmel aufgestiegen ist.
 
Riddick hat die letzten vier Jahre seit seinem Absturz auf einem monsterverseuchten Planeten (siehe "Pitch Black") damit zugebracht, sich auf der Flucht vor Kopfgeldjägern am Rande der Galaxie zu verstecken. Schließlich landet er auf dem Planeten Helion, der Heimat einer fortgeschrittenen und multikulturellen Gesellschaft, die aber von dem machtgierigen und kaltblütigen Lord Marshal (Colm Feore) mit Hilfe seiner Krieger, den finsteren Necromongers, unterjocht wird. Riddick verstrickt sich dabei immer tiefer in einen galaktischen Krieg deren Ende nicht abzusehen ist.
 
"Riddick - Chroniken eines Kriegers" präsentiert sich als großes, episches und ambitioniertes Science-Fiction Spektakel und ist eigentlich als Trilogie angelegt. Von den beeindruckenden CGI-Welten und dem überwältigenden Set-Design her, erinnert der Film eher an David Lynchs Werk "Dune – Der Wüstenplanet", auch wenn Regisseur und Drehbuchautor David T. Twohy ("Below") "Riddick" lieber als den bösen Zwilling von "Star Wars" betrachtet.
 
Im Gegensatz zu anderen Fortsetzungen von erfolgreichen Filmen, hebt sich "Riddick" wohltuend vom üblichen Hollywood Vorgehen ab. Es wäre ein leichtes gewesen, einen neuen Monsterfilm wie "Pitch Black" zu inszenieren, immerhin folgt die "Alien"- oder die "James Bond"-Reihe auch dem ewig gleichen Schema, doch David Twohy und sein Hauptdarsteller und Produzent Vin Diesel wollten ein komplett eigenes Universum erschaffen.
 
Diesel machte sich Sorgen darüber, wie sich Fortsetzungsfilme auf seine Karriere auswirken könnten, und dass er dadurch seine Kreativität verlieren würde (aus diesem Grund unterschrieb er auch nicht für die Sequels von "xXx" und "The Fast and the Furious"). Er wollte an einem völlig eigenen Projekt arbeiten. Eines, welches sich nicht auf eine Buch- oder Comicvorlage stützt. "Riddick" sollte deswegen ein einzigartiges, originales Projekt werden und Diesel ist im nachhinein überaus stolz und zufrieden damit. Viele Dinge in dem Film hat man so noch nie im Science-Fiction Genre gesehen und während der fünf Jahre dauernden Produktion, ist um die Figur des undurchschaubaren Alleingängers  eine richtige Mythologie entstanden.
 
Der Film ist dann auch trotz den zahlreichen Actionszenen und den coolen Oneliner kein Popcorn-Movie im üblichen Sinne geworden und präsentiert sich dafür ähnlich düster und opulent wie "Herr der Ringe".
 
 
 
Produktion
Regie und Drehbuch: David T. Twohy
Darsteller
Vin Diesel
Judi Dench
Colm Feore
Thandie Newton
Karl Urban
Alexa Davalos
 





 

Dienstag, 30. April 2013

"I, Robot"

(Review R. Sutter) 


"Blasphemie! Wie konnte es Hollywood nur wagen aus einem Isaac Ashimovs-Roman einen Actionfilm zu machen? Und dann erst dieser schreckliche Trailer. Hirnlose Nonstop-Action, Ein CGI-Effektgewitter ohne Verstand. Ein typischer Will Smith-Film eben, da kann ja nur ein hirnloses Popcorn Movie daraus werden. Sowas werde ich mir nicht anschauen. Garantiert nicht. Niemals!"

Tja, wer so denkt, verpaßt einen unterhaltsamen Blockbuster. Ich darf nämlich Entwarnung geben, denn aus "I, Robot" wurde nicht die befürchtete "Star Wars Episode II: Attack of the Clones"-Version von "Blade Runner". Der Vorwurf, dass "I, Robot" lediglich die drei Gesetze der Robotik aus Ashimovs Science-Fiction-Klassiker übernommen hat und der Rest des Films frei erfunden ist, kann man dem Film auch nicht anlasten, Schliesslich besteht das Buch aus neun leicht miteinander verknüpften Kurzgeschichten und sowas ist für eine Verfilmung eher schlecht geeignet und finanziell wohl auch ein zu großes Risiko.

"I, Robot" erzählt die Geschichte des etwas paranoiden Polizisten und Roboter-Rassisten Del Spooner (Will Smith). In der guten alten Zeit stehen geblieben, hat er es im Jahre 2035 nicht besonders leicht. Roboter gehören genau so zum Alltag wie heutige Mobiltelefone oder MP3-Player. Die Blechkameraden unterstehen drei simplen Richtlinien. Diese sollen verhindern, dass je ein Mensch durch sie Schaden nehmen kann. Sehr zum Leidwesen von Spooner funktionieren diese Regeln perfekt. Eines Tages wird der Cop zu dem mächtigen High-Tech-Konzern U.S. Robotics gerufen, weil deren Chefentwickler Dr. Lanning (James Cromwell, "Star Trek - First Contact") scheinbar Selbstmord begangen hat. Doch Spooner schenkt dieser These keinen Glauben und hat im Roboter Sunny auch bereits den Täter ausfindig gemacht.

Der Film von Regisseur Alex Proyas ist beileibe nicht so vorhersehbar wie man nach dem Trailer meinen könnte. Die eigentliche "Wer-ist-der-Täter"-Thematik ist sicherlich nicht so clever aufgebaut wie Steven Spielbergs "Minority Report", bietet aber genügend Überraschungen um vorzüglich zu unterhalten.

Die Hauptstärke des Films ist aber zweifellos sein visueller Look. Proyas, der bereits im ungewöhnlichen "Dark City" bewiesen hat, dass er sich hinter einem Tim Burton nicht zu verstecken braucht, führt uns mit eindrucksvollen Aufnahmen in das Chicago der Zukunft ein. Die Bilderpracht während des gesamten Films erinnert einem dann auch immer wieder an die neusten Star Wars Teile und übertreibt den Einsatz von CGI-Effekten dabei ebenfalls gelegentlich. Manchmal wäre die "weniger ist Mehr"- Mentalität sicherlich besser gewesen und hätte der Glaubwürdigkeit sehr gut getan, die vor allem in einigen Actionszenen arg strapaziert wird.

Allen Behauptungen zum Trotz ist der Star des Films nicht Will Smith, sondern Roboter Sunny. Mal davon abgesehen, dass sein Auftritt wohl kostspieliger war als die Gage des sympathischen "Men in Black"-Superstars, hat er sich nicht nur die besseren Dialogzeilen ergattert, sondern schafft es auch noch mit Leichtigkeit Smith an die Wand zu spielen. Das Können der Effektkünstler dürfte dann wohl mit einer Oscarnominierung honoriert werden. Bis auf die eigentlich bezaubernde Bridget Moynahan (die als Susan Calvin auftritt) überzeugen aber alle Darsteller. Moynahan übertreibt ihr emotionales Spiel leider etwas. Fans von Smith hingegen kriegen in Spooner genau das was sie von ihm erwarten.

Fazit
"I, Robot" will nichts weiter sein, als ein vergnüglicher Popcorn-Film. Obwohl der Streifen einige tiefgreifende philosophische Fragen zur Robotik verschenkt, mit seinem Heer an Robotern übertreibt und zu Beginn mit Productplacements nervt, entpuppt sich der Film als unterhaltsames Actionspektakel mit großartigen Bildern und sympathischen Darsteller.




Produktion:
Regie: Alex Proyas
Drehbuch: Jeff Vintar, Akive Goldsman

Darsteller
Will Smith
Bridget Moynahan
Bruce Greenwood
James Cromwell

"The Island" - Wohin führt der blaue Schlauch?

(Review R. Sutter)
Inhalt

Lincoln Six Echo (Ewan McGregor) lebt eingesperrt mit dem kümmerlichen Rest der Menschheit in einem utopischen, reinen Hightech-Wellness-Zentrum. Wie alle Einwohner seiner streng regulierten Umgebung hofft auch Lincoln, für "Die Insel" auserwählt zu werden - dem letzten Platz auf Erden, der nicht kontaminiert ist. Aber Lincoln plagen Alpträume. Er beginnt, seinen Platz in der Gesellschaft zu hinterfragen. Woher kommen die ständigen Überlebenden einer doch eigentlich toten Welt? Wer betreibt diesen riesigen Komplex, in dem sie alle leben? Warum sind seine Kleider immer weiß? Wer legt sie ihm jeden Morgen gebügelt in seine Schublade? Warum kriegt er zum Frühstück keinen Speck? Bald findet er heraus, dass alles um sein Leben herum eine Lüge zu sein scheint. Er und seine Mitbewohner sind in Wahrheit nur Klone, die einzig und allein als "Ersatzteillager" dienen. Als er feststellt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis er ausgenommen wird, versucht er, mit der hübschen Jordan Two Delta (Scarlett Johansson) zu fliehen.

Kritik
Man würde meinen, die Klonthematik sei inzwischen zur Genüge als Aufhänger für neuere Science-Fiction-Streifen verwendet worden. Nach Arnold Schwarzeneggers "The Sixth Day", "Gattaca", "Star Trek Nemesis" oder indirekt auch in den letzten "Star Wars"-Filmen, versucht sich nun Actionfilmer Michael "Boom" Bay an diesem Stoff, nachdem der das Drehbuch direkt von einem gewissen Steven Spielberg erhalten und gleich innert einer Nacht verschlungen hat. Konnte Bay diesem inzwischen reichlich breitgetretenen Thema etwas Neues hinzufügen und einen tollen Film abliefern, der sein Kinoticket wert ist?

Michael Bay. Dieser Name steht für grandioses Actionkino ("The Rock", "Bad Boys"), aber vor allem für perfekt inszenierten, aber inhaltlich ziemlich dummen und unlogischen Schwachsinn wie "Armageddon" oder ärgerlichen, extrem kitschigen, pathetischen Quatsch wie "Pearl Harbour", deren extremer Amerikanismus für den Rest der Welt wohl nur lächerlich wirkt. Bay war noch nie das Lieblingskind der Kritiker. Zu inhaltsleer, zu banal, zu laut seien seine Werke. Doch Bay hat in seiner langen Karriere einen Blockbuster nach dem anderen gedreht und nun ausgerechnet mit "Die Insel" den rein finanziell gesehen größten Flop des Jahres inszeniert - am ehesten noch zu vergleichen mit dem miserablen Einspiel von "Catwoman". Die Kritiken waren im Vorfeld jedoch überraschend gut. Die Presse rund um den Globus ist sich größtenteils darin einig, dass "The Island" der beste Film von Michael Bay ist. Verkehrte Welt. Warum der Film gefloppt ist, wissen wohl nur die Filmgötter. Vielleicht, weil die Hauptfiguren keine Superkräfte besitzen oder im Streifen kein einziges Mal das Wort "fuck" fällt (hey, für einen Bay-Film eine richtige Sensation!).

Der Streifen orientiert sich lose an Genreproduktionen wie "Minority Report", "I, Robot" oder dem inzwischen etwas angestaubten "Omega-Man", kommt aber durch die Nähe zu unserer Zeit (der Film spielt etwa um 2020) viel realistischer und dadurch auch beängstigender und eindrücklicher rüber. Selbst das auf Hochglanz polierte, cleanische Zuhause von Lincoln Six Echo wirkt wie ein Statement auf unseren omnipräsenten Wellness-Wahn.

Was der neue Film von Bay aber von seinen bisherigen Werken unterscheidet, ist, dass sich der Regisseur diesmal wirklich Zeit lässt, die Figuren vorzustellen und (einen Tusch bitte!) die Story voranzutreiben. Sie beinhaltet sogar eine Moral, die nicht mit "Wir Amerikaner sind die Größten, die Coolsten, wir gewinnen immer, also legt euch nicht mit uns an" zusammenzufassen ist. Ob das vielleicht der Grund für einen Flop sein mag? Ein fieser Gedanke. Wie auch immer, wer nun eine zweistündige, dialoglastige Abhandlung über das Klonen erwartet, irrt sich natürlich gewaltig. Wenn sich Lincoln seine Freundin schnappt und sich auf die halsbrecherische Flucht begibt, kracht und knallt es überall. Der Soundpegel steigt genauso rapide an wie der Puls des Kinopublikums, und der Film lässt einem fast nicht mehr zu Atem kommen. Was Bay hier an aufregender Action inszeniert, stellt das Effektgewitter von "Star Wars - Episode III" locker in den Schatten und lässt George Lucas als dilettantischen Anfänger aussehen.

Apropos "Star Wars": Ewan McGregor macht hier eine wesentlich bessere Figur als im bekannten Sci-Fi-Epos. Nicht nur, dass Lincoln Six Echo sich als interessanterer Charakter als der Jedi-Ritter entpuppt, McGregor weiß auch als Schauspieler stärker zu überzeugen. Die kleinen Nuancen zwischen Klon und dessen Original versteht er meisterhaft auszuarbeiten. Wie nicht anders zu erwarten, fand man in der ebenso schönen wie talentierten Scarlett Johansson die ideale Filmpartnerin. "Star Trek"-Fans werden sich über die große Nebenrolle des sympathischen Darstellers Ethan Phillips ("Voyager") freuen, der als liebenswürdiger Klon Jones Three Echo zu überzeugen vermag. Den Part des Bösewichts übernahm Sean Bean ("Herr der Ringe"), der zwar souverän und routiniert spielt, jedoch aus der klischeebehafteten Rolle genauso wenig herauszuholen vermag wie Dijmon Hounsou aus der seinigen. Wesentlich mehr sticht da schon Steve Buscemi heraus. Schlicht deshalb, weil er für ein paar lustige Szenen sorgt. Humor ist in diesem Film ohnehin Trumpf. Vom einfachen Schmunzler bis zum totalen Brüller ist alles vertreten und sorgt nebst der sagenhaft stimmigen Action für zusätzliche Unterhaltung, die vor allem in den ruhigeren Passagen zur Geltung kommt.

Inszenatorisch ist der Film fast schon genial. Dadurch, dass Michael Bay die Spezialeffekte nur spärlich und nicht so überladen einsetzt wie beispielsweise Alex Proya in "I, Robot" wird die Illusion des Realen nicht zerstört. Das futuristische L.A. wirkt nicht wie aus "Captain Future", sondern eher wie das Echte, nur eben um einige fantastische, aber glaubwürdige Details reicher. Der Zug fährt nicht mehr auf Schienen, er schwebt, um nur ein weiteres Beispiel hervorzuheben. Nebenbei erwähnt erkennen Filmfans vielleicht die altehrwürdige Union Station, die bereits für die Holodeckszene in "Star Trek: Der erste Kontakt" herhalten musste.

Fazit

Durchgestylter, packender Actionkracher mit leichtem Anspruch, der es eigentlich nicht verdient hat, vom Kinopublikum so geschmäht zu werden. Der einzig wirkliche Nervfaktor ist das penetrante Product Placement, welches auch noch ziemlich unüberlegt eingesetzt wurde und viel zu aufdringlich ist. Michael Bay bleibt derweil dem Science-Fiction-Genre treu und bringt nächstes Jahr die Realverfilmung "Transformers" auf die Leinwand. Eine Story und starke Charaktere dürfte man dann wieder vergeblich suchen, aber jede Wette: Der Film wird ein Megahit. Schlussendlich kriegt das Publikum wohl einfach die Filme, die es verdient.






Produktion
Regie: Michael Bay
Drehbuch: Caspian Tredwell-Owen & Alex Kurtzman

Darsteller
Ewan McGregor (Lincoln Six Echo)
Scarlett Johansson (Jordan Two Delta)
Sean Bean (Merrick)
Ethan Phillips (Jones Three Echo)
Dijmon Hounsou (Albert Laurent)
Steve Buscemi (McCord)
Michael Clarke Duncan (Starkweather)

"V for Vendetta": Was braucht es, um die Welt zu verändern?

(Review R. Sutter)

Inhalt

"Remember, remember, the 5th of november…"

An jenem schicksalhaften Tag, im Jahre des Herrn 1605, versuchte der Freiheitskämpfer Guy Fawkes das Londoner Regierungsgebäude zu sprengen. Zu jenem Zweck ließ er 36 Fässer Schießpulver in einem Tunnel positionieren. Doch zu der großen Explosion kam es nie, denn Fawkes und seine Mitstreiter wurden gefasst und für ihren Hochverrat gehängt.

Exakt 400 Jahre später werden die Menschen immer noch unterdrückt und tyrannisiert. Nachdem der Dritte Weltkrieg die Erde ins Chaos gestürzt hat, ließ Kanzler Sutler einen faschistischen Machtapparat aufbauen, den er nun mit aller Gewalt kontrolliert. Die Bürger werden strengstens bewacht und eingeschüchtert. Freiheit ist nur eine Illusion. Doch während die Menschen sich daran gewöhnt haben, belogen und manipuliert zu werden und kaum noch gegen das Regime opponieren, taucht ein in dunkle Gewänder gekleideter Gentleman namens V auf. Sein Gesicht mit einer Guy-Fawkes-Maske bedeckt, redegewandt, intelligent und geheimnisvoll, zettelt er eine Revolution an, welche genau in einem Jahr in der Sprengung des Justizgebäudes ihren Höhepunkt erreichen und damit das Ende des grausamen Regimes besiegeln soll.

Kritik
"Das Volk sollte sich nicht vor seiner Regierung fürchten. Die Regierung sollte sich vor ihrem Volk fürchten."

Können Sie sich einen unterhaltsamen Popcorn-Film vorstellen, in welchem der Hauptcharakter, ein heroischer, charismatischer Vin-Diesel-Typ, die Twin Towers in Manhattan durch eine Explosion einstürzen lässt? Nein? Ich auch nicht, und genau deswegen mutet es nach dem 9.11. seltsam an, dass das Kinopublikum sich mit einem Helden identifizieren soll, welcher das englische Parlament in einer Flammenhölle untergehen lassen will. Mit einem Helden, der klar ein Terrorist ist. Jemand, der Menschen tötet, ohne mit der Wimper zu zucken, der es in Kauf nimmt, dass kleine Mädchen seinetwegen sterben, jemand, der foltert.

Es scheint fast so, als hätte Hollywood aus dem (zumindest aus künstlerischer Sicht) desaströsen letzten Kinojahr gelernt, denn innerhalb von zwei Wochen tauchen mit "Lord of War", "V for Vendetta" und "Inside Man" gleich drei Filme auf, die politisch brisant, sehr intelligent und gleichzeitig äußerst unterhaltsam sind. Sozusagen anspruchsvolles Politkino im Stil der 70er-Jahre, getarnt als Blockbuster für die breite Masse.

Die verfilmten Werke des gefeierten britischen Graphic-Novellisten Alan Moore waren bisher lediglich eine Empfehlung für Kinogänger, die mehr Wert auf den visuellen Stil eines Films legten. "League of Extraordinary Gentlemen" oder "From Hell" enttäuschten trotz namhafter Darstellerriege und üppiger Ausstattung. Die Zeichen für "V" standen somit eher schlecht als recht, vor allem, als Moore verlauten ließ, dass der neue Streifen von Regisseur und Wachowski-Zögling James McTeigue "idiotisch" sei und er seinen Namen von dem Projekt zurückgezogen habe.

Mag sein, dass die Geschichte um einen maskierten Revolutionär, der mit Hang zur Theatralik und tonnenweise Sprengstoff nicht unbedingt plausibel ist und einiges aus der 286 Seiten langen Graphic-Novelle verändert und entfernt wurde, doch dies muss jemanden, der die Vorlage nicht kennt, nicht unbedingt stören. Moore schrieb den Stoff zwischen 1981 und 1988, um gegen die damalige Thatcher-Regierung zu protestieren. Die Anleihen bei George Orwells stets hochaktuellem Kultroman "1984" und die Parallelen zu Nazi-Deutschland sind dabei nicht einmal nötig, denn die im Film gezeigte Manipulation des normalen Bürgers ist auch durch heutige Regierungen (ein Blick nach Übersee genügt) mehr als deutlich zu erkennen. Die Stärke des Films liegt einerseits an seiner Brisanz und andererseits an der Figur V, die den Zuschauer tatsächlich zwingt, über die Vorgänge nachzudenken und auch darüber zu reflektieren, ob der Zweck nun die Mittel heiligt. Allein für diesen Mut möchte ich den Film jedem Kinogänger empfehlen.

Der Trailer könnte dem Streifen jedoch zum Verhängnis werden, zumal er haufenweise Actionszenen suggeriert. Tatsächlich ist "V for Vendetta" ein ebenso intimer wie stiller Film, beinahe ein Charakterstück. Selbst kleine Nebenfiguren sind besser ausgearbeitet und gehen dem Zuschauer näher als die meisten Hauptcharaktere in ähnlich teuren Produktionen. "Vendetta" ist eigentlich gar kein Actionfilm, besitzt aber dennoch eine Intensität, Dramatik und Spannung, die einen in den Bann zieht. Getragen wird der Film durch glaubwürdige Figuren, die allesamt durch hochkarätige Schauspieler dargestellt werden. Zu Hugo Weaving ("Matrix", "Lord of the Rings"), der hinter seiner Maske verborgen bleibt, aber durch seine intensive Stimme brilliert, gesellen sich Altstar John Hurt ("Aliens", "1984"), Stephan Rea ("The Crying Game") und natürlich Sternenprinzessin Natalie Portman ("Leon", "Closer").

Fazit

Inhaltlich großartiger, dramatischer Thriller. Blendend gespielt und elegant inszeniert. Der Streifen überzeugt auf allen Ebenen und regt zum Nachdenken an. Mit Sicherheit wird dies einer der wenigen Filme sein, die auch noch in zehn oder zwanzig Jahren nichts von ihrer Brisanz und Intensität verloren haben werden. Was braucht es, um die Welt zu verändern? Nichts weiter als eine Idee.






Produktion
Regie: James McTeigue
Drehbuch: Andy & Larry Wachowski, David Lloyd

Darsteller
Hugo Weaving (V)
Natalie Portman (Evey Hammond)
Stephan Rea (Finch)
John Hurt (Sutler)

"The Ring 2" - Wer fürchtet sich schon vor kleinen Mädchen?

(Review R. Sutter)

Inhalt
Sechs Monate sind vergangen, seit die Journalistin Rachel Keller (Naomi Watts) und ihr Sohn Aidan (David Dorfman) im Gruselschocker "The Ring" per Videokassette fast zu Tode gehetzt wurden. Mittlerweile sind sie in eine kleine Stadt in Oregon gezogen, wo Rachel eine neue Stelle gefunden hat. Als an einem Tatort erneut ein geheimnisvolles Videoband gefunden wird, geht der Terror von neuem los. Es scheint, als habe die böse Samara noch mehr Rachegelüste.

Kritik
Möchten Sie wissen an welchen Film ich als erstes denken musste, als ich aus dem Kino kam? An ein Horrormeisterwerk wie "Exorzist"? Womöglich an ein Suspense-Thriller wie "The 6th Sense" oder gar an einen blutrünstigen Slashermovie? Alles falsch. Vielleicht erinnern Sie sich an folgende Filmszene: ein kleines Schweinchen rennt in den Stall einer Farm und fragt die dort liegende schwarzweiß gefleckte Hündin: "darf ich Mama zu dir sagen?" Nun gut, die Unterschiede zwischen dem süßen Schweinchen Babe und der finster dreinblickenden Samara könnten nicht größer sein und doch zeigt mir gerade die Erinnerung an diese zuckersüße Filmszene, dass mit "The Ring 2" irgendetwas nicht stimmt.

Wie kann man die großen Erwartungen des Publikums erfüllen, wenn die aufregende und packende Schlüsselszene des ersten Teils eigentlich die Spannung jeglicher Fortsetzung killen müsste. Alles ist bereits vorgegeben. Überraschende Wendungen bleiben aus. Oder könnten Sie sich eine Fortsetzung von "The 6th Sense" vorstellen? Hätte der erste Teil nicht mit diesem geradezu schockierenden Ende aufgewartet, wäre "The Ring" nur einer dieser üblichen Grusler geworden. Nett anzuschauen, aber schnell vergessen.

Nun denn, in Japan erwiesen sich die Fortsetzungen von "Ringu" (so der Originaltitel) als überaus erfolgreich und da das US-Remake die Kassen verdientermaßen klingeln ließ, dürfen wir uns nun vom kleinen Mädchen Samara (oder ist sie etwa doch nur Wonneproppen Regan aus "The Exorzist?", die beiden sind sich einfach zu ähnlich) in Angst und Schrecken versetzen lassen. Das gelingt ihr auch ausgesprochen gut obwohl sie sich scheinbar nicht entscheiden kann, ob sie Rachel (souverän Naomi Watts) nun töten oder lieber als Mami haben möchte. Der Film beginnt wie Teil eins mit ein paar Teenies und wandelt auch sonst auf bekannten Pfaden. Die Regie des Japaners Hideo Nakata ist solide, aber leider vom Stil her lange nicht so packend wie die seines amerikanischen Vorgängers Gore Verbinski ("Fluch der Karibik"). Der gesamte Film wirkt stellenweise arg behäbig und so schleppend, dass der interessierte Zuschauer sich gelegentlich langweilt. Die Story kommt einfach nicht in die Gänge, wiederholt sich zu oft. Gegen Ende ist der Spannungsaufbau zwar enorm, aber verpufft schlussendlich im Nirgendwo, sodass sich der Zuschauer fragt, ob da nicht noch etwas hätte kommen sollen. Das Finale ist geradezu tragisch plump und unspektakulär.

Das klingt alles enttäuschend und irgendwie bedaure ich diesen Verriss ein wenig. Der Film wäre eigentlich nicht schlecht. Pluspunkte sind ohne Zweifel die tollen Schauspieler (allen voran David Dorfman, der als Aidan die Verwandlung vom verängstigten Kiddie zum kaltblütigen Monster subtil und glaubwürdig meistert) sowie die wollig gruslige Atmosphäre. Der Film verzichtet auf übertriebene Brutalität und verdient allein dadurch meinen Respekt. Ich bin zuversichtlich, dass Regisseur Hideo Nakata uns zu einem späteren Zeitpunkt zeigen wird, was alles in ihm steckt.

Fazit
Geister sind altmodisch, was wohl daran liegen könnte, dass sie tot sind. Aus diesem Grund hätte sich Rachel den ganzen Ärger ersparen können, wenn sie statt einem ollen VHS-Gerät endlich auf einen anständigen DVD-Player umgesattelt wäre. Für einen verregneten Sonntagnachmittag mit stilechtem VHS-Tape und Chips, wäre ich mit "The Ring 2" gut unterhalten, aber im Kino erwarte ich einfach mehr. Ja, die Story ist gelegentlich verdammt spannend, die Schauspieler sind toll, die Sets klasse, die Atmosphäre stimmig, die Effekte einigermaßen in Ordnung, aber das Werk krankt an dem selben Problem wie der übliche Standard-Horrorfilm (siehe aktuell " The Grunge"), alles schon gehabt, alles schon gesehen.

 
 
 

Produktion
Regie: Hideo Nakata
Drehbuch: Ehren Kruger

Darsteller
Naomi Watts (Rachel)
David Dorfmann (Aidan)
Sissy Spacek (Evelyne)
Simon Baker (David Rourke)
Daveigh Chase (Samara Morgan)

"The Incredibles". Echte Superhelden tragen keine Capes!

(Review R. Sutter)

Inhalt
Vom gefeierten Superhelden Mr. Incredible zum abgehalfterten, gelangweilten Büroangestellten Bob Parr. Einst gebot er dem Bösen Einhalt, war Retter von Witwen und Weisen und Beschützer der Welt, doch heute sitzt er in seinem grauen Büro, in einem grauen Versicherungsunternehmen, in einer grauen Stadt. Nach einer Reihe von Schadenersatzklagen wegen zerstörten Häusern und vereitelter Selbstmordversuche mussten sich die Superhelden dieser Welt ihren schlimmsten Alpträumen entgegenstellen: den Anwälten. Ein Kampf, denn sie alle verloren.

Seitdem hadert Bob Parr schwer mit seinem Schicksal. Die Geheimhaltung seiner Superkräfte bereiten ihm und seiner Familie größte Schwierigkeiten. Gemeinsam mit seinem treuen Freund Frozone hört er einmal die Woche den Polizeifunk ab und hilft bei Notrufen – maskiert wie ein Verbrecher.

Eines Tages wird ein geheimnisvoller Industriemagnat auf ihn aufmerksam und bietet ihm einen Job an, der einem ehemaligen Superhelden würdig ist. Doch was Parr nicht weiß ist, dass sein neuer Arbeitgeber mit ihm noch eine offene Rechnung zu begleichen hat.

Kritik
Wer hätte das gedacht? Nach einem eher lauen Kinojahr mit großen Genreenttäuschungen wie "Alien vs. Predator", "Resident Evil 2" und Filmen die den Erwartungen nicht wirklich gerecht wurden (wie etwa "Riddick" oder "I, Robot"), schafft es ausgerechnet ein Trickfilm die Fahne des Phantastischen Films hochzuhalten. Pixars neuster Streich " The Incredibles" ist in der Tat unglaublich und für mich persönlich der Film des Jahres 2004.

Ich bin kein Trickfilmfan und der letzte Film der erfolgsverwöhnten Pixar, der Megablockbuster "Findet Nemo", war mir viel zu brav und disneylike mit soviel Zuckerguss überzogen, dass ich mich vor meinem nächsten Zahnarztbesuch regelrecht fürchtete. Doch " The Incredibles" hat mich bis in die kleinsten Details begeistert. Nur, warum eigentlich?

Pixar hat schlicht und einfach erkannt was andere große Hollywoodstudios leider nur allzu gerne vergessen. Für einen tollen Film benötigt man ein tolles Drehbuch. "The Incredibles" ist in erster Linie eine Parodie auf das Genre der Superhelden, aber eine voller Charme und liebevollem Respekt. So in etwa wie "Galaxy Quest" eine Verulkung des "Star Trek"-Phänomens, aber gleichzeitig auch eine ehrvolle Verbeugung ist. "The Incredibles" schafft es, dem Genre mehr neue Facetten abzugewinnen als sämtliche Comicverfilmungen der letzten drei Jahre zusammen und dies obwohl der Streifen ab dem ersten Drittel nonstop Action bietet und einen Vergleich mit dem rasant inszenierten "Spiderman" nicht zu scheuen braucht. Des Weiteren ist der Film stark an die frühen Bondfilme mit Sean Connery angelehnt und auch jenen Fans sehr zu empfehlen. Die Insel des Superschurken, eigentlich der gesamte Stil des Films, orientiert sich so stark daran (ohne zu kopieren, wohlgemerkt), dass er nebenbei eigentlich auch noch fast als der beste Bondfilm seit Jahrzehnten durchgehen könnte.

Sind solche Superlative für einen Trickfilm wirklich angebracht? Durchaus. Allein schon die Figuren sind bis in die kleinsten Nebenrollen hervorragend ausgearbeitet. Man denke hierbei nur an die Figur des Incredeboy der vom tollpatschigen Träumer, zum finsteren Bösewicht mutiert und dennoch dem Publikum genauso ans Herz wächst wie die die Mitglieder der liebenswürdigen Familie Parr.

Der Film bietet alles was man sich von einem vergnüglichen Kinoabend erhoffen kann. Mutige Helden, sexy Frauen, atemberaubende Verfolgungsjagden, bombastische Explosionen, Nonstop-Action, viel Humor und zahlreiche Details die den Film weit über die üblichen Kinoproduktionen herausheben. Für Pixar ist es überdies der bisher erwachsenste Film. Ich kann mich an keine Szene erinnern bei der ich dachte, sie wäre extra für die Kleinen Kinobesucher gemacht worden und dies obwohl die Familie Paar drei Kinder hat. Ach ja, und zum Glück wurde auf jegliches Gesänge verzichtet, wofür ich Mr. Bird (seines Zeichens Drehbuchautor und Regisseur) nicht genug danken kann. Mit einer Laufzeit von fast zwei Stunden ist der Film erstaunlich lange geraten, doch ich garantiere, nach einem eher gemächlichen Start vergeht die Zeit wie im Fluge.

Animationstechnisch ist der Film eine Augenweide. Manchmal wünschte man sich regelrecht eine Fernbedienung, damit man die Pausefunktion einschalten kann um die stellenweise wirklich wunderschönen Bilder besser würdigen zu können. Hierbei sei vor allem die Insel des Bösewichts erwähnt. Schlicht und ergreifend phantastisch. Die Figuren selbst (zum ersten Mal in einem Pixarfilm sind es menschliche Figuren) sind hervorragend gestaltet. Mimik und Bewegungen passen perfekt und durch die Überzeichnung der Figuren ins Comichafte wirken sie keinesfalls so irritierend unecht wie beispielsweise in "Final Fantasy" oder Robert Zemeckis "Polarexpress".

Sehr wichtig für einen Trickfilm sind auch die Sprecher. Da ich glücklicherweise die Originalfassung sehen konnte, musste ich mich über das deutsche Promistelldichein diesmal nicht ärgern. Die Sprecher im Original sind eher Schauspieler aus der zweiten Reihe, was dem Film aber nur gut tut. Da wären Craig T. Nelson, Holly Hunter, Samuel L. Jackson und Jason Lee. Besonders begeistert war ich jedoch von Brad Bird selbst. Er ließ es sich nicht nehmen, die schrille Figur der kleinen Modedesignerin selbst zu sprechen.

Fazit
Für alle die endlich wissen wollen warum Supermans Cape einfach dämlich ist und für jeden, der das phantastische Genre liebt, sollte die unglaublichen "Unglaublichen" gesehen haben. Für solche Filme wurde das Kino erschaffen. Wer nicht reingeht ist selber schuld.

 

 

Kritik
Regie und Drehbuch: Brad Bird

Sprecher
Craig T. Nelson (Mr. Incredible)
Holly Hunter (Ms. Incredible)
Samuel L. Jackson (Frozone)

"Star Wars: Episode III – Die Rache der Sith"

(Filmreview R. Sutter)

Inhalt
Vorwiegend Effekte. Viel Musik, schräge Typen, massig Action. Eine Story gibt es zwar auch, aber sofern Sie die letzten Jahre nicht im Delta-Quadranten verschollen waren, kennen Sie diese ohnehin bereits.

Kritik
John Williams wuchtiger Score beginnt von Neuem, George Lucas' Name taucht auf der Leinwand auf, die Lichter gehen an, der Vorhang schließt sich. Das Publikum ist erstaunlich still. Entweder, weil es durch die Spezialeffekte unter einem epileptischen Anfall leidet oder es endlich eine Antwort auf die Frage bekommen hat, die es vermutlich nie sonderlich interessiert hat: nämlich, wie aus dem Naivling Anakin Skywalker der mächtige Darth Vader wurde. Womöglich haben die Kinobesucher auch noch eine zweite Frage auf dem Herzen: "War dies der ganze Aufwand wert?" Sechs Jahre, hunderte Millionen von Dollar, ein Merchandising-Overkill und drei Filme benötigte George Lucas, um jene Frage zu beantworten. Hat es sich gelohnt? Ja, wenn man es finanziell betrachtet, denn an den Box-Office-Qualitäten zweifelt wohl niemand, aber tatsächlich auch für das Publikum, welches diesmal versöhnlicher aus dem Kino entlassen wurde.

Wieder einmal zeigt es sich, dass "Star Wars" pure Magie ist. Zugegeben, extrem kalkulierte und auf den Massengeschmack abgestimmte Magie, aber das ist durchaus in Ordnung so. Denn egal wie infantil die Geschichte eigentlich daherkommt, das wichtigste Kriterium erfüllt "Star Wars" nach wie vor: Spaß. Und bei Meister Yoda, der neuste Streifen macht enorm Spaß und entschädigt für die miserable erste und die durchwachsende zweite Episode. George Lucas schafft sogar das scheinbar Unmögliche und rettet die so schmerzlich vermisste und dringend benötigte Atmosphäre der alten Trilogie in die Neue. Das Publikum wird nicht mehr mit öden Politikdebatten gelangweilt, mit Erklärungen aufgehalten, mit einem debilen Jar Jar gequält und einer kitschigen Romanze in den Schlaf getrieben. Der Film lässt den Zuschauer kaum zur Ruhe kommen, springt von einem bombastischen Schauplatz zum nächsten und treibt die Geschichte zügig voran, ihrem nächsten Höhepunkt und dem bekannten Ende entgegen.

Derweil ist es geradezu erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit "Episode III" mit der alten "Episode IV" verbunden wird. Die Raumschiffe ähneln immer mehr denjenigen aus "Eine neue Hoffnung". Die Vorstufen der Tie-Fighter oder Tiridium-Shuttles sind klar zu erkennen, das Produktionsdesign ist bereits übernommen und selbst Ewan McGregor in der Rolle des Obi-Wan Kenobi ähnelt seinem Vorgänger, der Schauspieler-Legende Alec Guiness bereits bis aufs Haar.

Die omnipräsenten Spezialeffekte sind dermaßen perfektioniert worden, dass man sich einfach nur wünscht, real in dieses Universum eintauchen zu können. Durch Kleinigkeiten, die sich im Hintergrund abspielen, wirkt alles sehr lebendig und glaubwürdig und ist weit von dem sterilen Look manch anderer Produktionen dieser Größenordnung entfernt. Die Detailverliebtheit sucht ihresgleichen und dürfte in den nächsten Jahrzehnten wohl nur durch George Lucas selbst übertroffen werden.

Die Handlung kommt diesmal ohne Längen aus. Lucas lässt den Film mit viel augenzwinkerndem Humor beginnen, haucht seinen lieb gewonnenen Droiden Leben und Charakter ein, nur damit die düsteren Momente des Films den Zuschauer dann umso mehr mitnehmen. Dabei schreckt Lucas auch vor überraschend brutalen Szenen nicht zurück und lässt sogar Kinder gleich reihenweise umbringen (immerhin eine Todsünde des amerikanischen Popcorn-Kinos). Nun, Lucas hat sich noch nie darum geschert, was Kritiker oder die Fans denken könnten. Etwas, das man im Mainstream-Business durchaus schätzen sollte.

Doch nachdem der Fanboy, besser gesagt der Autor dieser Zeilen, nun wieder selig auf dem Boden angekommen ist, sich die Begeisterung wieder etwas gelegt hat und man über das Gesehene erneut reflektiert, erkennt man auch schnell einmal die Mängel dieses Films. Eines der größten Mankos ist zweifellos Hayden Christensen. Mit seinem Overacting erinnerte er mich des Öfteren an "Star Treks" berühmtesten Captain und dessen Darsteller William Shatner. Auch sind die Dialoge des gesamten Films auf dem Niveau einer beliebigen Seifenoper (manchmal auch darunter). Nicht eine Zeile, die hängen bleibt, erinnerungswürdig wäre oder so kraftvoll und wuchtig daherkäme wie das Visuelle. Manchmal wünscht man sich sehnlichst, des Würgegriffs der dunklen Seite der Macht fähig zu sein, um die Figuren röchelnd zum Schweigen zu bringen. Musikalisch enttäuscht der Film ebenfalls und mir scheint fast so, als hätte John Williams sich nicht einmal bemüht, sein einstiges Meisterwerk toppen zu wollen. Keine einzige eingängige Melodie und musikalisch nur dann gut, wenn altbekannten Themen wie der "Imperial March" wieder verwendet werden. Die Story gibt im Prinzip nur wenig her, was Lucas aber geschickt zu kaschieren weiß.

Fazit
Die Hoffnungen der Science-Fiction-Fans ruhen dieses Jahr auf den vier Filmen "Die Rache der Sith", "Per Anhalter durch die Galaxis", "Krieg der Welten" und vielleicht noch "Doom". Der erste präsentiert sich schon mal als prächtige Space Opera, die man sich nicht entgehen lassen sollte.






Produktion

Regie: George Lucas
Drehbuch: George Lucas

Darsteller
Ewan McGregor (Obi-Wan Kenobi)
Hayden Christensen (Anakin Skywalker)
Natalie Portman (Padmé Amidala)

"Exorzist - The Beginning"

(Review R. Sutter)


Inhalt
Der Vatikan schickt in den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts den Ex-Pater Merrin (Stellan Skarsgård) nach Afrika um herauszufinden, warum mitten im Wüstensand eine katholische Kirche gebaut und anschließend vollständig eingegraben wurde. Merrin, seit dem zweiten Weltkrieg zum Atheisten und Säufer geworden, nimmt sich der Sache an und gerät bald darauf in einen Strudel heidnischer Rituale, grotesker Erlebnisse sowie schrecklichen und unerklärlichen Grausamkeiten.

Kritik
Inzwischen dürften die internen Probleme dieses Horrorfilms allen Interessierten bekannt sein. Nachdem der ursprüngliche Regisseur und Macher des Klassikers "The Exorzist" John Frankenheimer gestorben war, übernahm Paul Schrader das Zepter, nur um nach der Fertigstellung des Horror-Prequels von den Hollywoodbossen entmachtet zu werden. Ihnen war der Film einfach zu psychologisch und schlicht zu wenig blutig. Der Film wurde unter der routinierten Regie von Renny Harlin ("Die Piratenbraut") zu 90% neu gedreht. Ob sich dieser Aufwand gelohnt hat, müssen Fans nach erscheinen der DVD selbst entscheiden, denn darauf sollen sich beide Versionen befinden.

Für sich allein betrachtet macht Renny Harlins Film zwar alles richtig, nur leider nichts besser als der berühmte Klassiker. Bereits die Idee, statt einer Fortsetzung ein Prequel zu drehen, nimmt dem Film einiges an Spannung. Von Beginn an, weiß der Zuschauer, dass Ex-Pater Merrin überleben wird (nein, muss) und wieder zu seinem Glauben zurückfinden wird. Die Geschichte selbst ist auch nicht sonderlich originell, obschon sie sich durch den Schauplatz Afrika und die Zeit in der sie spielt, von anderen moderneren Streifen abhebt. Bezüglich der Geschichte sei auch nicht viel verraten, zumal das erste Drittel eher langweilig ist, aber sämtliche Zutaten des Klassikers wurden recycelt und in doppelter und dreifacher Ausführung in den neuen Film eingebettet. Renny Harlin gibt den Hollywoodbossen derweil was sie haben wollen, ordentliche Mengen an Blut. Für einen Mainstreamhorrorfilm, ist "Exorzist – The Beginning" wirklich sehr grausam, sadistisch und stellenweise ziemlich eklig geworden. Nicht einmal kleine Kinder werden verschont.

Positiv in diesem atmosphärisch düsteren und bedrohlichen Werk sei unbedingt der Schauspieler Stellan Skarsgård erwähnt. Seine zurückhaltende Darstellung des geplagten Merrin ist überdurchschnittlich und gibt dem Film seine Glaubwürdigkeit (in diesem Genre ja eher eine Seltenheit). Skarsgård trägt den Film und braucht sich hinter Max von Sydow, der Merrin im Klassiker gespielt hat, nicht zu verstecken.

Fazit
Solider Horrorfilm, der sich durch seine zurückhaltende klassische Inszenierung dem Original nähert statt dieses zu verleugnen. Obwohl sich die Spannung eher in Grenzen hält dürften Liebhaber des gepflegten Horrorfilms auf ihre Kosten kommen. Manche Szenen sind hart an der Grenze zum erträglichen, sollten Sie ihren Kinoabend also mit einem Essen in einem Restaurant beginnen wollen, entscheiden Sie sich sicherheitshalber für Knäckebrot und Salat.

 

 

Produktion
Regie: Renny Harlin
Drehbuch: William Wisher Jr., Caleb Carr, Alexi Hawley

Darsteller
Stellan Skarsgård (Merrin)
Izabella Scorupco (Sarah)

"Krieg der Welten"

(Review R. Sutter)

Inhalt
Es war für uns alle ein gewöhnlicher Tag. Wir gingen unseren Jobs nach, machten uns keine Gedanken über die Zukunft und lebten unser Leben. Und während wir mit den Kindern in unseren gepflegten kleinen Vorgärten spielten, zogen über uns dunkle Wolken auf. Ein Stromausfall legte die ganze Stadt lahm. War es eine Sonneneruption? Unmöglich. Als die Hölle losbrach, dachten wir alle an einen neuen grausamen Terroranschlag, aber es war viel mehr. Wir flohen aus unseren Häusern aufs Land hinaus, doch wohin wir auch kamen, der unbekannte Feind war schon da. Er empfing uns mit Waffen, die wir nicht kannten, mit Maschinen, die wir nie zuvor gesehen hatten. Was nun? Wir haben nicht den Hauch einer Chance. Die Weltmacht Nummer 1 ist gefallen und mit ihr alle Nationen dieser Erde. Ganze Kontinente scheinen ausgelöscht. Niemand ist da, der uns hilft. Keiner steht uns bei. Selbst Gott hat uns verlassen. Die Opferzahlen steigen ins Unermessliche. Wir glaubten erst an den Dritten Weltkrieg, aber wir irrten uns. Dies ist kein Krieg. Dies ist Ausrottung. Und wir, wir alle, werden sterben.

Kritik
Es gibt viele talentierte Regisseure, aber es gibt nur einen Spielberg. Und Spielberg wäre nicht der Meister seiner Zunft, wäre sein "Krieg der Welten" eine akkurate und somit altbackene Umsetzung von H.G. Wells berühmter 1897 erschienener Novelle (ein solcher Film ist übrigens in der Mache) oder gar ein Klon von Roland Emmerichs schrecklich infantilem "Independence Day". "Krieg der Welten" ist Old-School-Science-Fiction, das heißt, dieser Film ist nicht (nur) auf plakative Effekthascherei angelegt (Sie werden weder die hundertste Zerstörung des Empire State Buildings noch das Zusammenbrechen des Eiffelturms sehen), sondern der Film versucht, dem Zuschauer einen Spiegel unserer Zeit vorzuhalten, die unübersehbar von der Ära des 11. Septembers geprägt ist. Die ständige Angst ist spürbar, die Bedrohung wirkt erschreckend real und die Zerstörung, das Leid der Menschen, geht einem unter die Haut. Vergleichbar am ehesten noch mit der Intensität eines "Saving Privat Ryan". Der Film erscheint schlussendlich als Metapher auf unsere Urängste und den Verlust der falschen Sicherheit, in der wir uns einst wähnten.

Spielberg verlässt niemals den Blickwinkel seiner Protagonisten, bleibt auf Augenhöhe und ständig in unmittelbarer Nähe. Dies sorgt für eine packende Atmosphäre, die man bei einem typischen Sommerblockbuster nicht erwarten würde. Für einen Popcorn-Film ist er überraschend düster und brutal geraten, was ihn schlussendlich an den Kinokassen wohl nicht so erfolgreich machen wird. Echte Horror-Momente gibt es zwar nicht, dafür sind die schaurigen Augenblicke umso zahlreicher.

Der gesamte Streifen spielt in einem unbedeutenden ländlichen Gebiet der USA, aber obwohl der Rest der Welt fast vorwiegend ausgeklammert wird (alles, was wir von der übrigen Welt erfahren, stammt aus dem Radio oder dem Fernsehen), stört dies beileibe nicht. In diesem Streifen geht es nicht um Patriotismus oder Heldentum, es geht um das Schicksal einer einzigen Familie (wie so oft bei Spielberg), die so normal, ja geradezu durchschnittlich ist, dass es sie in jedem Land, auf jedem Kontinent dieses Planeten geben könnte. Hier sterben nicht Tausende von Menschen, während der Held coole Sprüche reißt und sich genüsslich eine Zigarre ansteckt. Denn wieder einmal überrascht uns Hollywood mit Charakteren, die keine Supermenschen sind. Figuren, die Angst haben, weinen, verzweifeln, hoffnungslos überfordert sind und einfach nur überleben wollen. Wenn der Sohn seinem Vater vorwirft, sich nicht heldenhaft in die Schlacht zu stürzen und stattdessen feige zu seiner Ex-Frau fliehen will, weil er bereits mit seinen zwei Kindern total überfordert ist, entsteht inmitten der spannungsgeladenen Action, zwischen Explosionen und gigantischen Feuersbrünsten hinreißendes Gefühlskino.

Steven Spielberg bietet dem Zuschauer zwei Stunden Non-Stop-Spannung, die so gnadenlos packend inszeniert sind, dass der Film einen nicht mehr loslässt. Gerade mal zehn Minuten dauert es, ehe die Höhle losbricht. Viel zur Glaubwürdigkeit tragen die Darsteller bei. Großes Lob geht auch an das penetrant dauergrinsende Scientology-Aushängeschild. Egal ob man Tom Cruise nun mag oder nicht, er ist ohne Zweifel ein toller Schauspieler mit einer Bandbreite an Emotionen, die einen umhaut. Wie bereits in "The Last Samurai" oder "Collateral" beeindruckt er einmal mehr mit seiner zu jeder Zeit glaubwürdigen Performance. Sein Spiel als entsetzter, völlig überforderter Vater ist genauso perfekt wie das von Dakota Fanning (die dessen Tochter spielt) oder das des stets bravourösen Tim Robbins, der den in den Wahnsinn abdriftenden Ogilvy verkörpert.

Im Trailer sieht man die Aliens und ihre gewaltigen Maschinen nicht. Im Film selbst sind sie eher selten vertreten. Sie sind einfach der Feind. Woher sie kommen, bleibt unklar, wie lange sie schon unter uns weilten und warum sie überhaupt warteten, ebenfalls. Einige Filmkritiker erachten es sicherlich als Betrug am Zuschauer oder als B-Movie-Aspekt, wenn den Aliens keine wirklichen Motive gegeben werden und keine Erklärungen erfolgen, sie schlicht und einfach nur böse sind, aber es ist nur konsequent, realistischer und eigentlich auch ehrlicher. Wenn Sie vielleicht als Kleinkind auf einem Ameisenhaufen herumgetrampelt sind, hatten Sie dann als Motiv Massenmord im Sinn? Sicher nicht. Die Technologie der Aliens ist dermaßen hoch, dass unsere vermeintliche Zivilisation nicht weiter beachtenswert ist. Wir sind nur die Schädlinge auf dem Boden der Erde, die mit Pestiziden oder Gewalt ausgerottet werden müssen, um Platz zu machen. Wir verhalten uns anderen Lebewesen (sogar unserer eigenen Rasse gegenüber) auch heute noch so. Mag sein, dass dieser Vergleich etwas hinkt, aber im Prinzip tut es "Krieg der Welten" nur gut, wenn die Aliens nicht mit menschlichen Attributen weichgespült und ihnen dadurch ein Großteil ihrer unheimlichen Faszination genommen wird.

Wenn ich nun aber sage, dass mich das Ende sehr enttäuscht, dann nicht, weil ich es von H.G. Wells bereits kenne, sondern weil es genau das Ende ist, das für Spielberg leider so verdammt typisch ist. Wenn Sie seine Filme kennen, dann wissen Sie, wie der Film ausgehen wird, noch bevor die erste Alienmaschine aus dem Boden stampft. Es gibt aber auch noch weitere kleine Kritikpunkte. Das Drehbuch wurde von David Koepp geschrieben, dem gleichen Autor wie bei Spielbergs "Jurassic Park". Es ist überaus schade, dass er sich für seine neue Arbeit gelegentlich selbst kopiert hat, zumal sein Skript ansonsten wirklich tadellos ist.

Fazit

Tja, was soll man noch sagen? Sie mögen Science-Fiction? Sie mögen gute Filme? Auf was warten Sie dann noch?





Produktion
Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: H.G. Wells (Roman), David Koepp
Kamera: Janusz Kaminski
Darsteller
Tom Cruise (Ray Ferrier)
Tim Robbins (Ogilvy)
Dakota Fanning (Rachel Ferrier)
Miranda Otto (Mary Ann Ferrier)