Samstag, 2. Mai 2015

"Avengers - Age of Ultron"


Inhalt:

Als Tony Stark versucht, ein nicht mehr aktives Friedensprogramm neu zu starten, entwickeln sich die Dinge in die falsche Richtung und die mächtigsten Superhelden der Welt, bestehend aus Iron Man, Captain America, Thor, dem Unglaublichen Hulk, Black Widow und Hawkeye, müssen sich der ultimativen Prüfung stellen, denn das Schicksal des Planeten steht auf der Kippe. Als sich der böse Ultron erhebt, liegt es an den Avengers, ihn aufzuhalten und ihn an der Durchsetzung seines schrecklichen Plans zu hindern. Schwankende Bündnisse und unerwartete Aktionen führen zu einem epischen und einzigartigen, globalen Abenteuer.


Kritik:

(leichte Spoiler)

"Age of Ultron", pha... von wegen! Es ist das Zeitalter von Marvel. Dem Bunte-Heftchen-Giganten, der die Verlagshäuser ebenso mit Comics überflutet wie die Lichtspielhäuser mit Verfilmungen:

Ant-Man (2015), Captain America 3 (2016), Doctor Strange (2016), Guardians of the Galaxy (2017), Thor: Ragnarok (2017), Avengers 3: Infinity War - Part 1 (2018), Black Panther (2018), Captain Marvel (2018), Avengers 3: Infinity War - Part 2 (2019), Inhumans (2019) nur um die kommenden Kinofilme zu erwähnen. Die gefühlten 300 Marvel-Serien ignorieren wir jetzt einfach mal.

Marvel erntet die Saat die vor vielen Jahren mit "Iron Man" gesät wurde. Hauptkonkurrent DC versucht zwar alles, um dem Lieblings-Erzfeind die  Stirn zu bieten, doch deren Schild ist scheinbar unüberwindbar. Marvel weiss einfach, wo der Hammer hängt und scheint alles richtig zu machen. Wie sonst ist es zu erklären, dass sich die Kinogänger prächtig amüsieren, wenn ein US-Playboy mit einem Gott der nordischen Mythologie, einem Relikt aus dem zweiten Weltkrieg, einer russischen Spionin, einem Beinahe-Robin-Hood und einem grünen Hünen gegen finstere Aliens und einen Bruder kämpfen, der ja nur die Weltherrschaft an sich reissen möchte? Grund für den Erfolg dürften die Charaktere sein, die genauso perfekt ausgearbeitet wie gecastet wurden. Der (fast) immer treffende Humor, die überraschend guten Drehbücher und die Dollarscheine, welche den Jungs und Mädels rund um Filmproduzent Kevin Feige zur Verfügung stehen.

Sich in dem schier unendlichen Comic-Kosmos zurecht zu finden, ist inzwischen recht anstrengend, zumal Marvel selbst vor Verfilmungen von hierzulande gänzlich unbekannten Figuren nicht zurückschreckt (Stichwort Waschbär-Baum-Duo). Dennoch fragt man sich langsam, ob der Zenit nicht überschritten ist. Erste Anzeichen offenbart nun "Avengers - Age of Ultron".

Jede Fortsetzung möchte den Erstling übertreffen. Doch da "Avengers" bereits so eine Art Finale der vorherigen Comicverfilmungen war, wurde es für Regisseur Joss Whedon  schwer, eine noch grössere Bedrohung zu schaffen. ACHTUNG SPOILER: Fans der Filme wissen genau, dass mit "Captain America 3" demnächst ein Bürgerkrieg stattfinden wird, in welchem Tony Stark (Robert Downey Jr.) auf der einen und Steve Rogers (Chris Evans) auf der anderen Seite anzutreffen sind. SPOILER ENDE. Und der zwar scheinbar unendliche, aber auf zwei Teile zu reduzierende "Infinity War" ist auch schon für das Jahre 2018 angesetzt. Das Ultron-Zeitalter dauert also nur knapp zweieinhalb Kinostunden und ist nur etwas mehr als eine Fussnote im Marvel Cinematic Universe.

Whedon liefert ein stimmiges Werk ab, welches sich jedoch an seinem genialen Erstling messen muss. So toll die Action wieder inszeniert ist, so schön die kleinen Sticheleien zwischen der Heldentruppe sind, es lässt sich nicht leugnen, dass der Bösewicht Ultron ein schlechter Witz ist. Die Tatsache, dass Tony Stark, aka "Iron Man" eigentlich der Auslöser für die ganze Misere ist, wird mit ein paar Sätzen weggewischt und Finsterling Ultron ist beileibe keine solche Gefahr wie beispielsweise Loki aus Teil 1. Und auch nicht so clever. Der Bösewichts-Roboter mit Hang zum Grössenwahn, wird zwar durch die Darstellung und Stimme von James Spader vor einem Desaster gerettet und hat ein paar nette Dialogzeilen, mehr aber auch nicht. Mit seiner Idee, wie er die Menschheit ausrotten kann, schrammt er haarscharf an einer Parodie vorbei, wie sie in einer Episode der Zeichentrickserie "Pinky and the Brain" hätte vorkommen können. Zumindest wäre Dr. Evil ("Austin Powers") mächtig stolz.

Das damit einhergehende Problem, der fehlenden Spannung, schadet dem Film dank vielen netten Charakterszenen eher weniger. Und überaschenderweise schafft es Whedon, allen Haupt- und Nebenfiguren gerecht zu werden und jedem Schauspieler tolle Szenen zu geben. Nicht schlecht bei einem 8-köpfigen Team voller Alphatieren.

Etwas unverständlich ist die Tatsache, dass de facto keine vergangenen Ereignisse eine Rolle spielen und auch keine kommenden ihre Schatten voraus werfen. Schade. Klar, der neue Film will eigenständig sein, doch wenn die grösste Überraschung zwar witzig, aber prinzipiell völlig egal ist, dann mag man sich für Hawkeye (Jeremy Renner) freuen, versteht aber auch, wieso er vermutlich nie einen eigenen Solofilm erhalten wird.

Die neuen Figuren sind so zahlreich wie facettenarm. Quicksilver (Aaron Taylor-Johnson) und Scarlet Witch (Elizabeth Olsen) sind ganz okay, doch Letztere ist definitiv einen Tick zu mächtig gestaltet. Einen kleinen Vorab-Cameo leistet sich Andy Serkins, welcher sich kurz zu Ultron gesellen darf, ehe er vermutlich eine grössere Rolle im kommenden "Black Panther"-Film spielen wird. Paul Bettany alias Jarvis entkommt der reinen Stimme und darf diesmal sogar schauspielern.

Vermutlich ist es eine weise Entscheidung von Joss Whedon, das Zepter weiterzureichen und den nächsten Teil nicht mehr selbst zu inszenieren. Schlussendlich fehlt dem Film die Leichtigkeit, mit dem der Vorgänger zu begeistern vermochte.



Fazit:

Hiermit ist Marvels Phase Zwei abgeschlossen. Der Film ist, wie nicht anders zu erwarten, eine überbordende Material- und Effektschlacht geworden, an deren Gigantomatie und Spektakel man sich aber langsam sattgesehen hat. Auch ein Kunststück, welches man erst einmal vollbringen muss. So stechen auch mehr die humorvollen, gelungenen Charakterszenen heraus, von denen der Film einige zu bieten hat.


Wertung: 7 / 10



Regie: Joss Whedon
Drehbuch: Joss Whedon
Darsteller: Robert Downey Jr., Chris Hemsworth, Chris Evans, Jeremy Renner, James Spader, Elizabeth Olsen, Scarlett Johansson, Cobie Smulders, Idris Elba, Samuel L. Jackson, Mark Ruffalo, Andy Serkins, Paul Bettany, Stellan Skarsgard u.a.




(Review Randolph Sutter)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen