Dienstag, 13. Mai 2014

"Transcendence"

Dr. Will Caster, anerkannter Experte auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz, und seine Frau Evelyn (Rebecca Hall) stehen kurz davor, ein vollkommen neuartiges Computersystem zu erschaffen - ein Elektronengehirn, das über menschliche Emotionen verfügt und selbständig reflektieren kann. Eine Gruppe technikfeindlicher Extremisten will den Superrechner um jeden Preis verhindern und verübt ein Attentat auf Dr. Caster. Doch anstatt den Wissenschaftler zu stoppen, verhilft sie ihm damit erst zum Erfolg. Denn Evelyn vollendet das Experiment. Sie verbindet das Gehirn des schwer verletzten Will mit dem Computer und lässt seinen Geist mit der Maschine verschmelzen. So entsteht ein hochintelligentes Wesen, das sich bald seiner ungeheuren Macht bewusst wird...


Kritik:

(Spoiler frei)

Öde, langatmig, dumm. Voller Banalitäten, Ungereimtheiten und abstruser Ideen. Johnny Depp schlafwandelt sich durch einen Plot voller Logiklöcher...

"Transcendence" ist in den Staaten gnadenlos gefloppt. Es fand sich kaum ein Kritiker, der diesem Film auch nur ein einziges lobendes Wort gönnen wollte und ihn stattdessen so leidenschaftlich verriss, als hätte Meisterregisseur Stanley Kubrick soeben "Plan 9 from outer Space" abgeliefert.

Nein. "Transcendence"-Regisseur Wally Pfister ist kein zweiter Stanley Kubrick, obschon der ehemalige und wohl auch wieder zukünftige Kameramann in allen Werken von Christopher Nolan bewiesen hat, welch visuelles Flair er besitzt. Sei es die Düsternis eines "The Dark Knight" oder die schwindelerregende Traumwelten von "Inception". Pfister versteht sein Handwerk.

Und nochmals nein. "Transcendence" ist weit davon entfernt, sich mit Filmen von Christopher Nolan messen zu können. Haben die Kritiker also recht mit Ihrem Verriss? Ja, absolut! Also ist "Transcendence" einfach nur ein schlechter Film? Ein weiterer dummer Sci-Fi-Quatsch? Nein, absolut nicht!

Wie Mulder schon sagte, die Wahrheit liegt irgendwo da draussen. Der Film leistet sich einige grosse Patzer. Beispielsweise verrät er in den ersten drei Minuten das Ende, obwohl man zugeben muss, dass der Streifen ohne diesen eigentlich völlig unnötigen Spoiler auch nicht spannender wäre. Die Charaktere wirken allesamt unvollendet. Die Figur des genialen Casters entspricht in seiner Art so rein gar nicht dem Klischee (oder Vorbild) eines ultragenialen Computergenies, eher wie dem eines Floristen, der sich lieber um seine Sonnenblumen kümmern möchte, obschon er auch den Garten Eden erschaffen könnte. Vielleicht liegt dies allerdings auch am gemächlichen Spiel des sonstigen wild gestikulierenden Kostümclowns Johnny Depp. Bedauerlicherweise ist der Streifen voller blendender Schauspieler in unnötigen Rollen. Kate Mara ("House of Cards") darf die Anführerin einer Gruppe von computerphobistischen Humanisten spielen, die  mit High-End-Technik Casters High-End-Technik lahm legen will und den Menschen retten möchte in dem sie, ohne mit der Wimper zu zucken gerne solche tötet. Gefolgt vom rumstehenden Morgan Freeman ("The Dark Knight"), dem nicht wirklich etwas zu tun habenden Paul Bettany ("Iron Man") und Beinahe-Statist Cillian Murhpy ("Inception").

Der Film selbst kann sich nicht entscheiden, was er eigentlich sein will oder was er dem Zuschauer näherbringen möchte. Oftmals ist er geradezu inkohärent.

Da kämpft die Rebellentruppe gegen einen Bösewicht, der als solches gar nicht zu erkennen ist. Die unglaublich mächtige Intelligenz des zum beinahe Gott aufsteigenden Casters begeht Fehler, die nicht einmal einem betrunkenen Hillbilly aus Alabama passieren würden. Für einen Technik-Thriller verschwendet der Streifen unverschämt viel Zeit auf der Gefühlsebene von Castors Frau statt sich des Themas Technik zuzuwenden. Und zu guter Letzt warnt der Film vor Dingen, die eigentlich fantastisch und wertvoll für diesen Planeten wären. Will uns der Film nun sagen, dass wir uns vor den Technikgläubigen in acht nehmen sollen oder vor denen, die die Technik ablehnen?

Nehmen wir also Analogie das Google-Auto, welches zur Zeit fahrerlos durch ausgewählte amerikanische Städte fährt, automatisch einparkt, Strassenschilder anhand der 64 eingebauten Laser erkennt und vor Fussgängern stoppt, die bei Rot über die Strasse gehen.  Die ersten Test sind erstaunlich, und das Auto fährt besser als jeder Mensch. Für die Kinder unserer Kinder wird es normal sein, dass man nicht mehr selbst am Steuer des eigenen Autos sitzt. Ziemlich unheimlich, nicht wahr? Die Vorteile liegen ebenso auf der Hand.

Das eigentliche Problem von "Transcendence" ist, dass wir alle unsere Meinung längst getroffen haben. Man kann dessen Thema nicht mehr distanziert begegnen, weil wir alle bereits Teil der neuen digitalen Welt sind. Wir wurden darin verpflanzt und verwurzelt.
Und, egal ob es uns nun gefällt oder nicht, ein Zurück gibt es nicht. Nicht mal dann, wenn wir zum oben genannten Hillbilly fliehen möchten, der vermutlich in seiner Wohnwagensiedlung im Nirgendwo gerade den neusten Streamingdienst nutzt oder sich Wally Pfisters Film aus Kasachstan als illegale Downloadkopie besorgt, während seine Freundin an ihrem Armband prüft, ob die tägliche Schrittanzahl ausreichend ist, um ihr Mikrowellen-Abendessen zu verspeisen, obschon die Kalorien-App ihres iPads bereits im roten Bereich ist. Phu, langer Satz, aber kurzes Fazit:


Fazit:

"Transcendence" mag kein guter Film sein, aber ein wichtiger, ein zum Nachdenken anregender Film. Wie wird der Mensch der Zukunft sein? Wie werden wir sein? Du und ich? Vielleicht schon morgen.


Wertung: 7 / 10



Regie: Wally Pfister
Drehbuch: Jack Paglen
Darsteller: Johnny Depp, Rebecca Hall, Paul Bettany, Cillian Murphy, Kate Mara, Morgan Freeman






(Review Randolph Sutter)

Dienstag, 22. April 2014

"Divergent"

Das Chicago der fernen Zukunft ist vom Rest der Welt abgeschnitten. Die Menschen werden entsprechend ihrer Eigenschaften in fünf unterschiedliche Gruppen eingeteilt. Da gibt es die furchtlosen Ferox, die selbstlosen Altruan, die freimütigen Candor, die gelehrten Ken und die friedfertigen Amite. Wenn die jugendlichen Bewohner 16 Jahre alt werden, bekommen sie die einmalige Möglichkeit, ihre Fraktion zu wechseln. Beatrice Prior (Shailene Woodley) ist in der Altruan-Fraktion aufgewachsen, war aber nie ganz zufrieden damit. Bei ihrem Eignungstest erhält sie allerdings ein außergewöhnliches Ergebnis: Mit ihren Charaktereigenschaften passt sie zu drei Fraktionen – damit ist sie eine "Unbestimmte". Die gelten für den gesellschaftlichen Frieden als überaus gefährlich.

Kritik:

(Ohne Spoiler)

Und wieder eine dreiteilige dystopische Jugendbuchverfilmung.
Und wieder eine Liebesromanze, in welcher eine junge Frau die Hauptrolle spielt.
Und wieder teilt man den letzten Band in zwei Filmteile, um noch mehr Kohle zu scheffeln.

Immerhin haben wir es hier aber nicht mit "Twilight" zu tun.
Was nicht oft genug beton werden kann.

Immerhin haben wir es hier ja nicht mit "Twilight" zu tun.
Weswegen ich das auch nochmals gerne wiederhole!

Wir wollen den inflationären Gebrauch eines Ausrufezeichens jedoch nicht übermässig beanspruchen, aber nur damit dies auch jedem klar ist: Immerhin! Kein! "Twilight"!

Damit wäre der Kinoabend bereits gerettet. Zumindest fast.

"Divergent" gibt sich reichlich Mühe, kein zweites "Hunger Games" zu sein, obschon das (übrigens gleiche) Filmstudio zumindest finanziell gesehen dies selbstverständlich zum Ziel hat. Hier wie dort gibt es eine charismatische weibliche Hauptfigur, einen eher blassen männlichen Helden und eine nicht immer ganz logische Liebesbeziehung – als ob die Liebe der Logik folgen würde, zugegeben. Das alles ist eingebettet in einer interessanten Welt. "Divergent" erinnert einen trotzdem ständig an die "Tribute von Panem", und es ist völlig egal, wie sehr sich die Romanautorin Veronica Roth bemüht, allen mitzuteilen, dass sie ihre Idee zum Buch viel früher hatte. Ich persönlich sehe auch heute noch das Aufblitzen eines Obi Wan Kenobis in Gandalfs Charakter, obschon Tolkiens Weltbestseller fraglos älter ist als Lucas‘ Sci-Fi-Saga. Doch hier liegt auch gleich die Stärke von "Divergent", denn so wie Sir Ian McKellen in "Herr der Ringe " locker gegen einen Sir Alec Guinness aus "Krieg der Sterne" bestehen kann, schafft es auch Shailene Woodley mit einer Leichtigkeit gegen Jennifer Lawrence anzukommen. "Divergent" steht und fällt mit ihr, aber das Talent aus "The Descendants" verleiht dem Film eine gewisse Glaubwürdigkeit, die dem Film mit seiner kruden Gesellschaftsstruktur eigentlich völlig abgeht.

Regisseur Neil Burgers Inszenierung fängt das zukünftige, teilweise verfalle Chicago in aufregenden und ruhigen Bildern ein und gönnt dem Zuschauer auch in Actionszenen einen Überblick, ohne einen neuen Rekord in Sachen Schnitt pro Sekunde aufstellen zu müssen. Sehr löblich.

Ein wenig überraschend ist es allerdings schon, wie sehr er sich mit der Geschichte Zeit lässt. Zu Beginn dümpelt sie so sehr vor sich hin, dass einem unweigerlich auffällt, wie schwach Hans Zimmers Soundtrack geworden ist. Per se ist Burgers Entscheidung allerdings absolut richtig und zielt dahin ab, dass man sich wohl ziemlich sicher ist, die vollen vier Filme drehen zu können. Trotzdem, ein packender und dramatischer Film ist dadurch nicht entstanden. Die Charaktere lassen einen seltsam kalt, die Story folgt stur Schema X, die Welt an sich ist mehr skizziert als logisch ausgearbeitet, aber der Unterhaltungswert ist trotzdem gegeben. Dieser erste Teil erscheint wie ein Vorgeplänkel, ein Prolog, und man möchte durchaus wissen, wohin das alles führen wird. Der grösste Fehler leistet sich der Streifen dadurch, dass er seine weibliche Hauptfigur mit der wichtigsten Frage zurücklässt, welche auch dem Kinogänger nicht erklärt wird. Warum sind Unbestimmte eigentlich so gefährlich?


Fazit:

"Divergent" – die Bestimmung. Bestimmt kein Meisterwerk, bestimmt auch kein Rohrkrepierer. Für einen netten Filmabend ohne grosse Ansprüche sicherlich ausreichend. Vorwiegend überraschungsarm, vorhersehbar und mit ebenso viel Klischees wie Längen gefüllt. Für die kommende Fortsetzung muss einiges getan werden, sonst dürften die geneigten Zuschauer das Ende dann eher nachlesen.



Wertung: 7 / 10



Regie: Neil Burger
Drehbuch: Evan Daugherty, Vanessa Taylor, Veronica Roth (Buch)
Darsteller: Shailene Woodley, Theo James, Ashley Judd, Maggie Q, Kate Winslet





(Review Randolph Sutter)

Montag, 31. März 2014

"Captain America - The Winter Soldier"

Nach den verheerenden Kämpfen in New York (Siehe "The Avengers") versucht Steve Rogers (Chris Evens), auch besser bekannt als Captain America, sich langsam an die Neuzeit zu gewöhnen. Er zieht nach Washington D.C. und fängt gerade an sich, so langsam einzugewöhnen, als plötzlich ein S.H.I.E.L.D.-Kollege angegriffen wird. Captain America wird daraufhin in ein Netz aus Intrigen verwickelt, welches die Welt erneut an den Rand der Zerstörung bringt.

Soweit die offizielle Inhaltsangabe.


Kritik:

(Ohne Spoiler)

Tss… die Marvel Studios sind echt nicht lernfähig.

Seit Jahren zeigen uns Produktionsfirmen in Hollywood, wie ein echter Blockbuster auszusehen hat. Und Marvel kriegt es einfach nicht hin. Es ist zum Verrückt werden. Ja, wie bescheuert sind die denn? Es wäre doch so einfach, aber nein, mit schöner Regelmässigkeit beweist uns die Comic-Company ihre Unfähigkeit. Das geht langsam Richtung Arbeitsverweigerung. Dabei gibt es doch nur ein paar wenige Blockbuster-Gesetze, die es zu beherzigen gilt. Das fängt schon damit an, dass man das ganze Millionen-Budget doch selbstverständlich in die Effekte steckt und damit sicherlich nicht irgendwelche dahergelaufenen Drehbuchautoren bezahlt, die dann wahnsinnigerweise auch noch etwas von ihrem Handwerk verstehen, also bitte. Der Kinogänger will Explosion statt Exposition. Wobei man bereits beim nächsten Thema wäre: Dramaturgie. Das einzige Tiefgründige, was der Kinojunkie entdecken will, ist das letzte übrig gebliebene PopCorn aus seinem 5 Liter Eimer, aber doch logischerweise nicht beim strahlenden Helden. Und was bitte schön soll diese olle Marotte, plötzlich Oscarpreisträger und Charakterdarsteller zu engagieren? Geht’s noch? Schlimm genug, dass die Effekte so gekürzt wurden, dass diese nur noch eingesetzt werden, wenn sie Sinn machen, statt für den reinen Selbstzweck. Ja wohin soll das denn führen, Marvel?

Beim Gedanke daran, dass Marvel "Captain America"  verfilmen wollte, standen mir damals (als erklärter, fast schon stolzer Verachter jedweder Comicverfilmung) die Haare zu Berge. In typischer Hollywoodmanier stellte ich mir vor, wie Captain America das US-Sternenbanner durch die wildesten Kriegsschauplätze manöveriert und dem Bösewicht in seiner Bösewichtshütte ins Herz rammt. Oder wie er armen Mädchen erklärt, dass sie nicht fragen sollen, was er für sie tun könne, sondern was sie für ihr Land tun können. Notabene selbst, wenn dieser nur das dumme Pussycat vom Baum hätte holen müssen. Zitate, die an die Glorie eines George W. Bush erinnern, wie er einst sagte: "Auf jeden tödlichen Schuss kommen ungefähr drei nicht tödliche. Und, Leute, dies ist in Amerika unakzeptabel. Es ist einfach unakzeptabel. Und wir werden uns darum kümmern."

Ich war überzeugt, dass der Film schlicht nur dümmlich und voller Pathos sein würde, nur sein konnte.

Nun gut, "Captain America" war von einem aufregenden tollen Film etwa so weit entfernt, wie Clark Kent von Krypton, aber der ätzende zu erwartende amerikanische Pathos blieb aus und wurde nicht mit der Sensibilität von Thors Hammer in die Zuschauer eingeprügelt. Stattdessen hatte der Film überraschend viel Seele und wischte den Patriotismus mit viel Augenzwinker beiseite. Man konnte den Machern nicht genug dafür danken. Vor allem als Europäer.

Die Fortsetzung, die unter dem Namen "Captain America - The Winter Soldier" (sorry, ich weigere mich, diese überflüssigen deutsche Titeländerung zu verwenden) in die Kinos kommt, führt Marvels Bestreben, weiterhin zu wachsen, konsequent fort. Auf ziemlich beachtliche Weise. Wenn man es genau nimmt, deklassiert Marvel fast die gesamte Konkurrenz. Ein Blockbuster, noch dazu ein Comicverfilmung, so stimmungsvoll, tiefgründig und packend erzählt ist eine absolute Wohltat in Zeiten von "Transformers", "After Earth" und all den "Twillights".

Steve Rogers ist kein Narzisst wie Tony Stark, kein Aggrobuddy wie Bruce Banner, er ist Amerikas grösster Held, strahlender als die Bauten von Asgard, nur ohne Prunk und Protz. Doch diese Ikone ist durch seinen Jahre dauernden Tiefschlaf einsam und findet sich in der Neuzeit nicht wirklich zurecht. Seine grosse Liebe in der Historie verloren, seine Freunde von der tickenden Zeit dahin gerafft.

"Captain America - The Winter Soldier" ist tatsächlich eine würdige Fortsetzung, intelligent geschrieben, voller überraschender Storytwists, mit genügend Humor und Herz, alles perfekt dosiert, gleichzeitig aber auch überraschend düster. Marvel scheint sehr bemüht darum zu sein, mit jedem seiner Streifen dazu zu lernen, sich zu verbessern, etwas Neues zu bieten (wir haben es hier eigentlich mit einem waschechten Agententhriller zu tun) und sich nicht einfach auf den Lorbeeren auszuruhen. Das konnte man bereits beim letzten "Iron Man" beobachten, der absolut rein auf das Charisma seiner Figur aufbaute, statt einfach nur Stakkato-Action auf die Zuschauer hereinprasseln zu lassen. So muss es sein. "Cap 2" ist so vollgepackt mit Inhalt, da stört es eher weniger, wenn Nebenfiguren, wie sie beispielsweise von der stets bezaubernden Scarlett Johansson oder vom grossartigen Robert Redford dargestellt werden, etwas blass bleiben, obschon es vor allem beim Letzeren durchaus schade ist.



Fazit:

"Captain America - The Winter Soldier" ist pure Propaganda. Allerdings nur für Marvels Können. Der erste richtige Blockbuster in diesem Jahr, an den sich alle weitere potentiellen Kanditaten womöglich die Zähne ausbeissen werden. Da Marvel hiermit den vielleicht besten Film ihres Schaffens abliefern, wirkt es plötzlich gar nicht mehr so lächerlich, dass im nächsten Streifen ein sprechender Waschbär bewaffnet durchs All reist. "Guardians of the Galaxy" kann jedenfalls kommen.

PS: Wie üblich bei Marvels-Filmen, beim Abspann sitzen bleiben!

Wertung: 8 / 10



Regie: Anthony und Joe Russo
Drehbuch: Christopher Markus, Stephen McFeely, Ed Brubaker
Darsteller: Chris Evans, Robert Redford, Scarlett Johansson, Cobie Smulders, Hayley Atwell, Samuel L. Jackson






(Review Randolph Sutter)

Dienstag, 11. Februar 2014

"RoboCop"

Im Jahr 2028 ist der multinationale Konzern OmniCorp globaler Leader für Robotik. In dieser Zeit versucht der engagierte Polizist Alex Murphy (Joel Kinnaman) die steigende Kriminalität und Korruption in seiner Heimatstadt Detroit mit allen verfügbaren Mitteln zu bekämpfen. Als er im Dienst schwer verletzt wird, ist dies für OmniCorp die Gelegenheit, seine umstrittene Technologie endlich zum Einsatz zu bringen. 

Der Plan ist, im von Verbrechen verwüsteten Detroit den perfekten Polizisten zu schaffen: einen Gesetzeshüter, der halb Mensch und halb Roboter ist. Als Murphy im Krankenhaus erwacht, versteht er, dass er als unverwundbarer und gleichzeitig kontrollierbarer Prototyp dieser Erfindung den Reichtum von OmniCorp vervielfachen soll. Doch mit einer Sache hat der Konzern dabei nicht gerechnet: Sein Produkt besteht, zumindest in Teilen, aus einem menschlichen Wesen, das sich nicht vollständig kontrollieren lässt.


Kritik:

Paul Verhoeven. Cineasten lieben oder hassen ihn. Dazwischen gibt es nichts. Als der Holländer 1985 in Hollywood ankam, hätte wohl niemand gedacht, dass dieser Regisseur  dem Sci-Fi-Gerne gleich mit drei Werken seinen Stempel aufdrücken würde. "RoboCop", "Total Recall", "Starship Troopers". Sein Schaffen thematisiert Gewalt und Sexualität auf teils so extreme Art (vollkommen überzogen oder abstossend realistisch), dass seine Filme stets Gegenstand heftigster Diskussionen waren. Womöglich ist Verhoeven der einzige Blockbuster-Regisseur, der sich fast ständig den Zorn irgendwelchen gesellschaftlichen Gruppen einhandelte. Doch seine kompromisslose, aneckende Art sorgte vor allem für drei Genreklassiker und dafür, dass selbst die Szene eines Beinübereinanderschlagens in die Filmgeschichte einging.

Erstaunt es da noch jemanden, dass Hollywood seinen Filmen ein Remake beschert? Die Neuinszenierung von "Total Recall" war ein unterhaltsames, schlussendlich aber ziemlich banales, überbraves Abenteuer für Teenager, der seinem berühmten Original mitnichten das Wasser reichen konnte.  Und bevor nun "Starship Troopers" neu und ab 12 Jahren freigegeben aufgelegt wird, dürfen wir uns nun an der Neuinterpretation von "RoboCop" erfreuen. Erfreuen? Nicht ärgern? Nicht Naserümpfen, abfällig herziehen, über all die Unzulänglichkeiten schimpfen, die Hollywoodbosse verfluchen? Nein. Diesmal nicht. Der brasilianische Regisseur José Padilha hat durchaus etwas Eigenständiges aus dem reichlich nach Trash riechendem Thema gemacht. Das ist nicht notwendigerweise etwas Schlechtes, obschon dieser Film sicherlich kein Klassiker werden wird.

"RoboCop" steht beinahe als Synonym für ätzende Gesellschaftskritik. Vieles davon ging in der Neuinterpretation verloren, doch man könnte auch sagen, dass Padilha seinen Job nur etwas subtiler angeht. Wenn Samuel L. Jackson als stimmungsmachender Moderator Pat Novak ("Fox News" lässt grüssen!) an den Nationalstolz appelliert und die USA als die grossartigste Nation der Welt bezeichnet, während im Hintergrund die wehende Flagge eingeblendet wird, dann funktioniert das genauso gut wie im Original. Vielleicht nur mit dem Unterschied, dass es weniger Amerikaner verstehen werden. Dem Film kann man deswegen kaum einen Vorwurf machen.

Es muss den Fans des Originals nicht gefallen, dass auch dieser Streifen wieder sehr harmlos geworden ist. Brutalität wird nie so plakativ, beziehungsweise direkt gezeigt wie im Original, welches damals selbst in den USA nur geschnitten in die Kinos kam. Doch fehlendes Blut sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch "RoboCop 2014" Brutalität zeigt. Sei es, wenn eine ED209 Einheit einen lediglich mit einem Messer bewaffneten Jungen mit Patronen vollpumpt oder ein gametypischer Bodycount eingeblendet wird. Die Tötung fragwürdiger Subjekte wird mit einer emotionslosen Gleichgültigkeit zelebriert, dass man sich ernsthaft fragen muss, ob bei der FSK nur die Anzahl roter Farbtupfer darüber entscheidet, welche Altersfreigabe ein Film erhält.

Bedauerlicherweise stimmt vieles an "RoboCop". Die Themen darüber, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Freier Wille. Was ist man bereit, für Sicherheit alles in Kauf zu nehmen. Wann wird ein Mensch zur Maschine? Für mich, der immerhin selbst eine Beinprothese trägt, klingt vieles davon nicht nur nach den üblichen hohlen Phrasen, sondern beschert dem neuen "RoboCop" eine ebenso berechtigte Relevanz wie Existenz und vor allem tolle Momente, die einem auch zwischen der Action gut unterhalten. Bedauerlicherweise deswegen, weil dem Film trotz der vorzüglich choreografierten Action, gelungenen visuellen Einfällen, hervorragenden Darsteller (Gary Oldman, Michael Keaton, Abbie Cornish  usw.) und guten Dialogen etwas fehlt. Der Story mangelt es trotz Menschlichkeit, Drama, Witz und Action an Spannung. Der Film lässt sich viel zu viel Zeit und verzichtet auf einen Antagonisten, der seine Bezeichnung auch verdient hätte. Ausserdem mangelt es an Schauwerten, was bei einem Film dieser Art erwartet werden darf. Wer weiss, womöglich hat die dauernde Wackelkamera die an sich guten Zutaten einfach so fest zusammengeschüttelt, dass die Highlights im Verborgenen blieben. 

Fazit:

Der neue "RoboCop"  ist anders, aber nicht unbedingt anders im Sinne von schlechter. Wer den Klassiker nicht kennt oder sich darauf einstellen kann, dass dies eben kein Verhoeven-Film ist, dem wird ein überraschend stimmungsvoller, aber auch etwas steriler Streifen gezeigt, dessen Gegenwart gar nicht so weit von unserer eigenen entfernt zu sein scheint. Eine Zukunft die für manche willkommen, für andere jedoch beängstigend sein könnte.


Wertung: 7 / 10



Regie: José Padilha
Drehbuch: Nick Schenk, David Self, James Vanderbilt, Joshua Zeturner
Darsteller: Joel Kinnaman Gary Oldman, Michael Keaton, Abbie Cornish, Samuel L. Jackson




(Review Randolph Sutter)

Samstag, 8. Februar 2014

"I, Frankenstein"


Also, es gibt da diesen ziemlich grimmigen Typen, Adam. Adam ist echt sauer, weil er zum Leben erweckt wurde. Zur Strafe für seine Unsterblichkeit killt er erst einmal die Geliebte seines Erschaffers. Das hebt seine Laune aber auch nicht. Egal, jedenfalls der Typ kennt andere Typen, echt miese Drecksäcke und ebenso mies gelaunt. Nun, der Typ verhaut die anderen Typen, dann kommen weitere Typen von anderen üblen Typen und die schicken sich dann gegenseitig über den Jordan. Dann kriegt er Hilfe von den Typen, die ihn vorher eigentlich töten wollten, aber nur weil sie ihn eigentlich doch töten wollten, aber dann helfen sie ihm dennoch gegen die anderen Typen, die ihn auch killen wollen. Yo, klar, so ganz Sinn macht der Streifen nicht, aber hey, der Typ, Adam, der trifft dieses Chick aus "Chuck", kennste, ne?  Strahovski, wow. Nein, die verprügelt niemanden, aber sie darf ein paar Mal auf irgendwelche Knöpfe drücken. Echt grosses Kino sag ich dir, yo.


Kritik:

Erinnert sich noch jemand an "Van Helsing", den zehn Jahre alten Mystery-Pseudo-Horrorfilm und Möchtegern-Blockbuster von Stephen Sommers? Mit Hugh "Wolverine" Jackman? Nein? Der war damals echt übel und startete die hollywoodsche  Idee, berühmte Figuren als G.I. Joes auf die Leinwand zu bringen. Dummys mit Muskeln und Mantel, die im inszenatorischen Effektoverkill vor allem auf der Suche nach einer halbwegs interessanten Geschichte waren. Sandkastenfilme, die sich anfühlten, als wäre der Regisseur Godzilla, der träge (oder betrunken) durch Tokio stampft und alles zertrampelt, was nach Intelligenz, Originalität, Witz oder Drama aussieht. Seien wir ehrlich, dagegen war selbst die Story von Klempner Mario, der sich der Rettung von Prinzesschen Peach verschrieben hat, ein wahres Meisterwerk an Erzählkunst. Nach den Sherlocks, den Hänseln und Gretels, Schneeflittchens oder irgendwelchen Axt schwingenden Ex-Präsidenten bricht nun also die Zeit von Frankenstein an. Man mag gar nicht daran denken was da noch alles auf uns zukommen mag, "Heidi - The Teenage Bitch" mit ihren Monsterziegen? Verkleidungskünstler Quasimodo, der die gar schreckliche Vampirkönigin Esmeralda über die Dächer von Paris jagt? Selfmade-Millionär Hercule Poirot, der in Rambomanier gleich selbst den "Tod auf dem Nil" zur Gerechtigkeit verhilft?

Aber bleiben wir bei Frankie oder besser gesagt Adam, denn "I Frankenstein" erzählt nicht die Geschichte des jungen Schweizers Viktor Frankenstein, der an der Universität Ingolstadt, ein neues Wesen schuf, sondern die Story vom gewissermassen sehr tragischen Monster. Die Kreatur, die aus diversen Körperteilen und aus Fleisch von acht Mördern erschaffen wurde (die wohl allesamt aussahen wie Fabio oder Schwarzenegger), artikuliert sich deutlich geschmeidiger als sein grobklotziges Original und trägt lieber einen trendigen Kapuzenpulli und zeigt gerne mal das protzige Sixpack als die zweihundert Jahre andauernde Lebensspanne wenigstens mit einem Hauch von Inhalt zu füllen. Ob es für Regisseur und Drehbuchautor Stuart Beattie ("Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl"),  nicht seltsam ist, dass ein altes, sabberndes, schlurfendes entstelltes Monster wesentlich tiefgründiger und interessanter ist, als sein sprechender Bodybuilder in Designerjeans und mit stylishen Narben? Wenn man auch noch bedenkt, dass der Schauspieler jener Figur ein ebenso charismatischer wie facettenreicher Aaron Eckhart ist ("The Dark Knight", "Thank you for smoking"), wird einem plötzlich bewusst, wie unfassbar belanglos und fad Beatties neustes Werk geworden ist. So sehr nach Schema F, dass man beinahe eine weitere Unterkategorie einführen müsste.  

Böse Zungen würden behaupten, man sei ja selbst schuld. Auf dem Kinoplakat steht schliesslich gross genug: "von den Produzenten von Underworld". Was will man da erwarten? Wie sehr die Macher die eigentlich unoriginellen Ideen recyceln, bemerkt der langsam dahin dösende Zuschauer daran, dass auch hier wieder ein Jahrhunderte andauernder Krieg bemüht wird. "Underworlds"-Vampire und Lykaner wurden nun durch Dämonen und peinliche CGI-Gargoyles ausgetauscht. Damit der eingenickte Kinogänger der Story nach einigen verpassten Minuten problemlos folgen kann, wurde sicherheitshalber gleich wieder Bill Nighy für die Rolle des Schurken gecastet. Wie überraschend, dass Supergirl Yvonne Strahovski ("Dexter") meist nur hübsch rumsteht und nicht wie Selene in "Underworld" das üble Gesocks in die Hölle schickt. Wehe, wer jetzt "warte auf Teil 2" ruft!

Am Ende ist der Streifen ein aus zahlreichen Versatzstücken gespickter Einheitsbrei, der so krampfhaft cool sein will, dass man sich beinahe für die Schauspieler fremdschämen muss. Nonstop die immer gleichen Actionszenen ohne jegliche Spannung (oder Menschen!). Eine Theatralik, die an die gute alte "Power Rangers"-Zeiten erinnert. Effekte, bei denen man sich ernsthaft fragt, wohin eigentlich das Budget geflossen ist. Masken, die wie ein "Buffy-Revival" anmuten. Eine Geschichte, die vorhersehbarer und schlichter nicht sein könnte und sich nicht einmal darum bemüht, auch nur einen einzigen Höhepunkt zu bieten.

Gehe ich zu hart mit dem Film ins Gericht? Möglich. Für mich ist Film Kunst. Filmemacher sollten Künstler sein, die sich mit Hingabe ihrer Vision widmen. Dieser Film ist reine Buchhaltung.



Fazit:

Mary Shelley warnte in ihrer berühmten Erzählung vor einer egoistischen menschlichen Vernunft, die sich selbst zum Gott ernennt und in ihrer Arroganz lebendige Materie erschafft. Es bleibt zu hoffen, dass die Zuschauer von "I Frankenstein" wenigsten ihre Filmfreunde vor diesem Werk der vollendeten Belanglosigkeit und perfektionierten Langeweile warnen. Ein Film, welcher von der Pharmaindustrie durchaus als Schlafmittel beworben werden dürfte.

Ach ja, übrigens: der Film ist scheinbar in 3D.

Wertung: 5 / 10



Regie: Stuart Beattie
Drehbuch: Stuart Beattie, Kevin Grevioux
Darsteller: Aaron Eckhart, Yvonne Strahovski, Bill Nighy, Miranda Otto, Jay Courtney






(Review Randolph Sutter)

Dienstag, 4. Februar 2014

"Riddick 3: Dead Man Stalking"

Nachdem Richard B. Riddick im letzten Teil der Reihe zum König der Necromonger gekrönt wurde, sitzt er auf seinen Thron, erfreut sich den Harfenklängen seines Barden und den Albernheiten seines Hofnarren. Derweil tänzeln die holden Maids des Underverse zu seinen Füssen. Und wenn er nicht ge… stop! Glücklicherweise passiert nichts von alledem, was aber leider nicht heisst, dass die eigentliche Geschichte viel origineller wäre. Stattdessen scheint die Story Richtung "Pitch Black" zurückgespult zu werden.

Und so landen wir wieder auf einem sonderbaren Farbfilter-Planeten, während Riddick von den üblichen Kopfgeldjäger verfolgt wird, die dann wiederum von irgendwelchen Monstern oder Riddick selbst (sofern es da einen grossen Unterschied gibt) massakriert werden.


Kritik:

"Pitch Black" war im Jahre 2000 ein kleiner kompromissloser Science-Fiction-Streifen, der nur so von Atmosphäre tropfte und mit Riddick den wohl interessanten und coolsten Antihelden seit Snake Plisken ("Die Klapperschlange") innehatte. Eine Figur, mit der Vin Diesel seinen Ruhm begründete und dies dann als Anlass nahm, den gleichen Charakter mit anderem Namen in "Tripple X" sowie der scheinbar endlosen "Fast and Fourious"-Reihe fortzuführen. Mit "The Chronicles of Riddick" bekam die junge Fangemeinde dann eine überteuerte, überambitionierte und überproportionierte Space Opera, die mit einigen originellen Ideen aufwarten konnte und sich wohltuend von den üblichen 08/15 Sci-Fi-Filmen abhob. Da die Kosten für den Film aber weit jenseits der 100 Millionen Dollar lagen (kein Vergleich zu den läppischen 28 Millionen von "Pitch Black"), mussten die Chroniken selbstredend auch für ein junges Publikum zugänglich gemacht werden. Die Devise lautete also: vom Horrorfilm zum Familienfilm. Dass die Fans eines kompromisslosen Badasses ihren Antihelden nicht als weichgespülten, beinahe schon sanften Helden erleben wollten, durften die Macher spätestens bei den mageren Einspielergebnissen und den durchwachsenen Kritiken bemerkt haben. Da man sich einen echten Flop geleistet hat, wäre dies für gewöhnlich das Ende einer Filmreihe. Allerdings wird die Figur Riddick wohl am meisten von Schauspieler Vin Diesel geliebt, und da sich dieser mit der scheinbar wirklich endlosen "Fast and Furious"-Reihe zurück in Hollywoods-A-Riege katapultiert hat, handelte er mit der Produktionsfirma Universal den Deal aus (man könnte es auch Erpressung nennen), das Geld für einen dritten Teil locker zu machen.

Und da haben wir ihn, "Riddick 3: Dead Man Stalking". Klein und fein wie "Pitch Black". Weniger originell, weniger spannend, weniger brutal, aber durch und durch Badass.

Eigentlich versteht sich Regisseur Twohy für gewöhnlich hervorragend darauf, Spannung zu erzeugen und Dialogzeilen interessant und schnippisch zu gestalten. Hier wirkt alles eine Spur übertrieben, aufgesetzt und schlicht zu bekannt. Der Film läuft so dermassen nach bekanntem Muster ab, dass man sich fragen muss, warum es Diesel und Twohy überhaupt so wichtig war, Riddick zurück auf die Leinwand zu bringen.

Lässt sich der Regisseur zu Beginn noch massig Zeit damit, Riddick allein auf dem Planeten beim Überlebenskampf zu präsentieren, ist spätestens mit der Ankunft der Söldner Schluss mit jeglichen Überraschungen. Das einzige verbliebene "Augenbrauen heben", welches dem geneigten Zuschauer noch bleibt, ist das doch ziemlich missratene Ende. Wenn man es aber richtig genau nimmt, scheint "Riddick 3" eine Art Demoband zu sein. So à la, schauen wir mal wie’s läuft, ehe wir dann wieder einen echten Teil drehen. Das Budget des Filmes war so gering, dass die Kulissen wie aus einer alten "Star Trek"-Folge erscheinen, einer echt alten "Star Trek"-Folge. Doch wie das klassische Trek versprüht "Riddick" seinen ganz eigenen Charme und lässt die Pappmachéfelsen schnell vergessen. Es macht Spass, dem wortkargen Fiesling zu folgen, obschon einige arg sexistische und lächerliche Dialogzeilen den Film Richtung 80er Jahre zurückkatapultieren.



Fazit:

Visuell der schlechteste Teil. Inhaltlich ebenso. Doch der Streifen rettet sich aufgrund der charismatischen Hauptfigur und einer stimmungsvollen Regie. Unterhaltsam ist der Film allemal, und wer die anderen beiden Teile mochte, wird auch dieses Hors d'oeuvre der Reihe sicherlich geniessen können. Die Produktionsfirma Universal gratulierte Vin Diesel zu den durchaus respektablen Einspielergebnissen. Einem weiteren Teil der Reihe steht nun nichts mehr im Wege und wurde bereits angekündigt. Das Budget dürfte wieder etwas grosszügiger ausfallen. Wollen wir also hoffen, dass Regisseur Twohy beim Sequel ein vollwertiges Menü serviert und zum Date auch wieder Genreliebling Katee Sackhoff ("Battlestar Galactica")  einlädt.

Wertung: 7 / 10



Regie: David Twohy
Drehbuch: David Twohy, Ken Wheat, Oliver Butcher, Stephan Cornwel
Darsteller: Vin Diesel, Karl Urban, Katee Sackhoff, David Batista u.a.





(Review Randolph Sutter)

Montag, 6. Januar 2014

"The Hobbit – The Desolation Of Smaug"

Zusammen mit Zauberer Gandalf und den dreizehn Zwergen unter der Führung des stolzen Thorin Eichenschild versucht Titelheld Bilbo Beutlin, den Einsamen Berg und das verlorene Reich Erebor zu befreien. Die Gefährten haben den Beginn ihrer nicht ganz so unerwarteten Reise gut überstanden und sehen sich schliesslich mit der grössten Gefahr konfrontiert - einem gar schändlich finsteren Drache namens…, nein nicht Elliot… Smaug.

… So weit, so bekannt.

Nachdem es inzwischen zum guten aber ungewollten Ton gehört, Bücher, die man eigentlich locker in einem einzelnen Film behandeln könnte, in mehrere Teile zu strecken, wartete das Publikum nicht mehr ganz so gespannt auf den fast dreistündigen Mittelteil von Peter Jacksons Hobbit-Trilogie. Dass ein 400 Seiten dünnes Kinderbuch in der erweiterten Fassung auf ein dreiteiliges, neunstündiges Leindwandwerk gestreckt wird, mutet schon ziemlich grotesk an. Was kann man da erwarten? Pimp my book? Eine filmische Umsetzung, in welcher auch das Impressum und die Ziffern, die als Seitenzahlen fungieren, als eine visuelle Komponente Eingang in den Film finden? Egal wie lächerlich dies klingen mag, wirklich falsch waren die Befürchtungen nicht, immerhin dauerte es im ersten Teil geschlagene fünfundvierzig Minuten, ehe der Titelheld überhaupt seine Reise antrat. Man stelle sich einen James Bond vor, der dreieinviertel Stunden am Tresen sitzt und seinen Martini schlürft, ehe er sich aufmacht, um Blofelds Glatze zu polieren. Doch obwohl Jacksons neue Tolkien Trilogie immer noch gänzlich blutleer und im direkten Vergleich zur Vorgängertrilogie immens schlichter ist, entpuppt sich "Smaugs Einöde" alles andere als öde. Neuseelands bekanntester Bürger versteht sein Handwerk so gut, dass selbst hochkomplizierte Szenen mit einer unglaublichen visuellen Leichtigkeit rüberkommen (Stichwort Fässerkampf) und in man diese Welt tief eintauchen kann. Vielleicht liess es sich der Regisseur deswegen nicht nehmen und gab sich selbst einen Cameo-Auftritt in der Anfangsszene der Menschenstadt Breen.

Die Reise des Hobbits wird so mitreissend, actiongeladen und optisch stimmungsvoll erzählt, dass die Überlänge genauso schnell vergessen ist wie das immer noch leicht irritierende HFR 3D (High Frame Rate). Inhaltlich kann man den Film nichts vorwerfen. Die Charaktere sind liebenswürdig und schrullig. Selbst die im Buch gar nicht existierenden Figuren wie die Elben Legolas und Tauriel wurden so perfekt in die Geschichte integriert, dass die Kenner der literarischen Vorlage meinen könnten, sie hätten damals eine gekürzte Version gelesen. Wie weit diese beiden Figuren (vor allem Letztere) im dritten Teil eine gewichtigere Rolle übernehmen, kann man nur vermuten. Nebst Bilbo Beutlin (Martin Freeman) und dem Zauberer Gandalf (dargestellt vom stets grossartigen Sir Ian McKellen) liegt das Augenmerk der Geschichte vorwiegend auf den Schultern von Zwergenkönig Thorin Eichenschild (Richard Armitage) und dessen dunklen Schatten, die ein tragisches Schicksal ankündigen.

Als technische Meisterleistung entpuppt sich derweil der Drache Smaug. Furchteinflössend, majestätisch, geradezu atemberaubend. Mit der bedrohlichen, tiefen Stimme Benedict Cumberbatchs vertont, wirkt diese Fantasiefigur ähnlich lebendig wie seinerzeit Gollum und dürfte dem Film somit auch eine verdiente Oscar-Nominierung in der Sparte Effekte einbringen.

Ist der Hobbit der Film des Jahres 2013? Mitnichten. Die angedeutete und dazugedichtete Liebesromanze von Tauriel und Zwerg Kili wirkt arg aufgesetzt und eine akkurate Filmumsetzung sieht sicherlich anders aus, aber "Braindead"-Regisseur Jackson hat öfters bewiesen, dass er was im Kopf hat und ein grossartiger Geschichtenerzähler ist. Hier schöpft er aus den Vollen und beweist eindrücklich, dass man auch aus einem kleinen Buch ein bildgewaltiges Epos schaffen kann. Ein fesselndes Werk und ein grossartiger Film. Selten sah eine Kunstwelt so real und stimmungsvoll aus.


Wertung: 8 / 10


Regie: Peter Jackson
Drehbuch: Frances Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson, Guillermo del Toro
Nach dem Roman von J.R.R. Tolkien

Darsteller: Martin Freeman, Ian McKellen, Richard Armitage, Orlando Bloom, Evangeline Lilly, Luke Evans u.a.




(Review Randolph Sutter)