Dr. Will Caster,
anerkannter Experte auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz, und seine Frau
Evelyn (Rebecca Hall) stehen kurz davor, ein vollkommen neuartiges
Computersystem zu erschaffen - ein Elektronengehirn, das über menschliche
Emotionen verfügt und selbständig reflektieren kann. Eine Gruppe
technikfeindlicher Extremisten will den Superrechner um jeden Preis verhindern
und verübt ein Attentat auf Dr. Caster. Doch anstatt den Wissenschaftler zu
stoppen, verhilft sie ihm damit erst zum Erfolg. Denn Evelyn vollendet das
Experiment. Sie verbindet das Gehirn des schwer verletzten Will mit dem
Computer und lässt seinen Geist mit der Maschine verschmelzen. So entsteht ein
hochintelligentes Wesen, das sich bald seiner ungeheuren Macht bewusst wird...
Kritik:
(Spoiler
frei)
Öde, langatmig, dumm.
Voller Banalitäten, Ungereimtheiten und abstruser Ideen. Johnny Depp
schlafwandelt sich durch einen Plot voller Logiklöcher...
"Transcendence"
ist in den Staaten gnadenlos gefloppt. Es fand sich kaum ein Kritiker, der diesem
Film auch nur ein einziges lobendes Wort gönnen wollte und ihn stattdessen so
leidenschaftlich verriss, als hätte Meisterregisseur Stanley Kubrick soeben "Plan
9 from outer Space" abgeliefert.
Nein. "Transcendence"-Regisseur
Wally Pfister ist kein zweiter Stanley Kubrick, obschon der ehemalige und wohl
auch wieder zukünftige Kameramann in allen Werken von Christopher Nolan
bewiesen hat, welch visuelles Flair er besitzt. Sei es die Düsternis eines "The
Dark Knight" oder die schwindelerregende Traumwelten von
"Inception". Pfister versteht sein Handwerk.
Und nochmals nein. "Transcendence"
ist weit davon entfernt, sich mit Filmen von Christopher Nolan messen zu
können. Haben die Kritiker also recht mit Ihrem Verriss? Ja, absolut! Also ist "Transcendence"
einfach nur ein schlechter Film? Ein weiterer dummer Sci-Fi-Quatsch? Nein,
absolut nicht!
Wie Mulder schon sagte,
die Wahrheit liegt irgendwo da draussen. Der Film leistet sich einige grosse
Patzer. Beispielsweise verrät er in den ersten drei Minuten das Ende, obwohl
man zugeben muss, dass der Streifen ohne diesen eigentlich völlig unnötigen
Spoiler auch nicht spannender wäre. Die Charaktere wirken allesamt unvollendet.
Die Figur des genialen Casters entspricht in seiner Art so rein gar nicht dem
Klischee (oder Vorbild) eines ultragenialen Computergenies, eher wie dem eines
Floristen, der sich lieber um seine Sonnenblumen kümmern möchte, obschon er
auch den Garten Eden erschaffen könnte. Vielleicht liegt dies allerdings auch
am gemächlichen Spiel des sonstigen wild gestikulierenden Kostümclowns Johnny
Depp. Bedauerlicherweise ist der Streifen voller blendender Schauspieler in
unnötigen Rollen. Kate Mara ("House of Cards") darf die Anführerin
einer Gruppe von computerphobistischen Humanisten spielen, die mit High-End-Technik Casters High-End-Technik
lahm legen will und den Menschen retten möchte in dem sie, ohne mit der Wimper
zu zucken gerne solche tötet. Gefolgt vom rumstehenden Morgan Freeman
("The Dark Knight"), dem nicht wirklich etwas zu tun habenden Paul
Bettany ("Iron Man") und Beinahe-Statist Cillian Murhpy
("Inception").
Der Film selbst kann
sich nicht entscheiden, was er eigentlich sein will oder was er dem Zuschauer
näherbringen möchte. Oftmals ist er geradezu inkohärent.
Da kämpft die Rebellentruppe
gegen einen Bösewicht, der als solches gar nicht zu erkennen ist. Die unglaublich
mächtige Intelligenz des zum beinahe Gott aufsteigenden Casters begeht Fehler,
die nicht einmal einem betrunkenen Hillbilly aus Alabama passieren würden. Für
einen Technik-Thriller verschwendet der Streifen unverschämt viel Zeit auf der
Gefühlsebene von Castors Frau statt sich des Themas Technik zuzuwenden. Und zu
guter Letzt warnt der Film vor Dingen, die eigentlich fantastisch und wertvoll
für diesen Planeten wären. Will uns der Film nun sagen, dass wir uns vor den
Technikgläubigen in acht nehmen sollen oder vor denen, die die Technik
ablehnen?
Nehmen wir also Analogie
das Google-Auto, welches zur Zeit fahrerlos durch ausgewählte amerikanische
Städte fährt, automatisch einparkt, Strassenschilder anhand der 64 eingebauten
Laser erkennt und vor Fussgängern stoppt, die bei Rot über die Strasse gehen. Die ersten Test sind erstaunlich, und das
Auto fährt besser als jeder Mensch. Für die Kinder unserer Kinder wird es
normal sein, dass man nicht mehr selbst am Steuer des eigenen Autos sitzt.
Ziemlich unheimlich, nicht wahr? Die Vorteile liegen ebenso auf der Hand.
Das eigentliche Problem
von "Transcendence" ist, dass wir alle unsere Meinung längst
getroffen haben. Man kann dessen Thema nicht mehr distanziert begegnen, weil wir
alle bereits Teil der neuen digitalen Welt sind. Wir wurden darin verpflanzt
und verwurzelt.
Und, egal ob es uns nun
gefällt oder nicht, ein Zurück gibt es nicht. Nicht mal dann, wenn wir zum oben
genannten Hillbilly fliehen möchten, der vermutlich in seiner Wohnwagensiedlung
im Nirgendwo gerade den neusten Streamingdienst nutzt oder sich Wally Pfisters
Film aus Kasachstan als illegale Downloadkopie besorgt, während seine Freundin
an ihrem Armband prüft, ob die tägliche Schrittanzahl ausreichend ist, um ihr Mikrowellen-Abendessen
zu verspeisen, obschon die Kalorien-App ihres iPads bereits im roten Bereich
ist. Phu, langer Satz, aber kurzes Fazit:
Fazit:
"Transcendence"
mag kein guter Film sein, aber ein wichtiger, ein zum Nachdenken anregender
Film. Wie wird der Mensch der Zukunft sein? Wie werden wir sein? Du und ich?
Vielleicht schon morgen.
Wertung: 7 / 10
Regie:
Wally Pfister
Drehbuch:
Jack Paglen
Darsteller:
Johnny Depp, Rebecca Hall, Paul Bettany, Cillian Murphy, Kate Mara, Morgan
Freeman
(Review
Randolph Sutter)