Zusammen mit Zauberer
Gandalf und den dreizehn Zwergen unter der Führung des stolzen Thorin
Eichenschild versucht Titelheld Bilbo Beutlin, den Einsamen Berg und das
verlorene Reich Erebor zu befreien. Die Gefährten haben den Beginn ihrer nicht
ganz so unerwarteten Reise gut überstanden und sehen sich schliesslich mit der
grössten Gefahr konfrontiert - einem gar schändlich finsteren Drache namens…,
nein nicht Elliot… Smaug.
… So weit, so bekannt.
Nachdem es inzwischen
zum guten aber ungewollten Ton gehört, Bücher, die man eigentlich locker in
einem einzelnen Film behandeln könnte, in mehrere Teile zu strecken, wartete
das Publikum nicht mehr ganz so gespannt auf den fast dreistündigen Mittelteil
von Peter Jacksons Hobbit-Trilogie. Dass ein 400 Seiten dünnes Kinderbuch in
der erweiterten Fassung auf ein dreiteiliges, neunstündiges Leindwandwerk
gestreckt wird, mutet schon ziemlich grotesk an. Was kann man da erwarten? Pimp
my book? Eine filmische Umsetzung, in welcher auch das Impressum und die
Ziffern, die als Seitenzahlen fungieren, als eine visuelle Komponente Eingang
in den Film finden? Egal wie lächerlich dies klingen mag, wirklich falsch waren
die Befürchtungen nicht, immerhin dauerte es im ersten Teil geschlagene fünfundvierzig
Minuten, ehe der Titelheld überhaupt seine Reise antrat. Man stelle sich einen
James Bond vor, der dreieinviertel Stunden am Tresen sitzt und seinen Martini
schlürft, ehe er sich aufmacht, um Blofelds Glatze zu polieren. Doch obwohl
Jacksons neue Tolkien Trilogie immer noch gänzlich blutleer und im direkten Vergleich
zur Vorgängertrilogie immens schlichter ist, entpuppt sich "Smaugs Einöde"
alles andere als öde. Neuseelands bekanntester Bürger versteht sein Handwerk so
gut, dass selbst hochkomplizierte Szenen mit einer unglaublichen visuellen
Leichtigkeit rüberkommen (Stichwort Fässerkampf) und in man diese Welt tief
eintauchen kann. Vielleicht liess es sich der Regisseur deswegen nicht nehmen
und gab sich selbst einen Cameo-Auftritt in der Anfangsszene der Menschenstadt
Breen.
Die Reise des Hobbits
wird so mitreissend, actiongeladen und optisch stimmungsvoll erzählt, dass die
Überlänge genauso schnell vergessen ist wie das immer noch leicht irritierende
HFR 3D (High Frame Rate). Inhaltlich kann man den Film nichts vorwerfen. Die
Charaktere sind liebenswürdig und schrullig. Selbst die im Buch gar nicht
existierenden Figuren wie die Elben Legolas und Tauriel wurden so perfekt in
die Geschichte integriert, dass die Kenner der literarischen Vorlage meinen
könnten, sie hätten damals eine gekürzte Version gelesen. Wie weit diese beiden
Figuren (vor allem Letztere) im dritten Teil eine gewichtigere Rolle
übernehmen, kann man nur vermuten. Nebst Bilbo Beutlin (Martin Freeman) und dem
Zauberer Gandalf (dargestellt vom stets grossartigen Sir Ian McKellen) liegt
das Augenmerk der Geschichte vorwiegend auf den Schultern von Zwergenkönig Thorin
Eichenschild (Richard Armitage) und dessen dunklen Schatten, die ein tragisches
Schicksal ankündigen.
Als technische
Meisterleistung entpuppt sich derweil der Drache Smaug. Furchteinflössend,
majestätisch, geradezu atemberaubend. Mit der bedrohlichen, tiefen Stimme Benedict
Cumberbatchs vertont, wirkt diese Fantasiefigur ähnlich lebendig wie seinerzeit
Gollum und dürfte dem Film somit auch eine verdiente Oscar-Nominierung in der
Sparte Effekte einbringen.
Ist der Hobbit der Film
des Jahres 2013? Mitnichten. Die angedeutete und dazugedichtete Liebesromanze
von Tauriel und Zwerg Kili wirkt arg aufgesetzt und eine akkurate Filmumsetzung
sieht sicherlich anders aus, aber "Braindead"-Regisseur Jackson hat
öfters bewiesen, dass er was im Kopf hat und ein grossartiger
Geschichtenerzähler ist. Hier schöpft er aus den Vollen und beweist
eindrücklich, dass man auch aus einem kleinen Buch ein bildgewaltiges Epos
schaffen kann. Ein fesselndes Werk und ein grossartiger Film. Selten sah eine Kunstwelt
so real und stimmungsvoll aus.
Wertung:
8 / 10
Regie:
Peter Jackson
Drehbuch:
Frances Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson, Guillermo del Toro
Nach
dem Roman von J.R.R. Tolkien
Darsteller:
Martin Freeman, Ian McKellen, Richard Armitage, Orlando Bloom, Evangeline
Lilly, Luke Evans u.a.
(Review
Randolph Sutter)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen