Montag, 6. Januar 2014

"The Hobbit – The Desolation Of Smaug"

Zusammen mit Zauberer Gandalf und den dreizehn Zwergen unter der Führung des stolzen Thorin Eichenschild versucht Titelheld Bilbo Beutlin, den Einsamen Berg und das verlorene Reich Erebor zu befreien. Die Gefährten haben den Beginn ihrer nicht ganz so unerwarteten Reise gut überstanden und sehen sich schliesslich mit der grössten Gefahr konfrontiert - einem gar schändlich finsteren Drache namens…, nein nicht Elliot… Smaug.

… So weit, so bekannt.

Nachdem es inzwischen zum guten aber ungewollten Ton gehört, Bücher, die man eigentlich locker in einem einzelnen Film behandeln könnte, in mehrere Teile zu strecken, wartete das Publikum nicht mehr ganz so gespannt auf den fast dreistündigen Mittelteil von Peter Jacksons Hobbit-Trilogie. Dass ein 400 Seiten dünnes Kinderbuch in der erweiterten Fassung auf ein dreiteiliges, neunstündiges Leindwandwerk gestreckt wird, mutet schon ziemlich grotesk an. Was kann man da erwarten? Pimp my book? Eine filmische Umsetzung, in welcher auch das Impressum und die Ziffern, die als Seitenzahlen fungieren, als eine visuelle Komponente Eingang in den Film finden? Egal wie lächerlich dies klingen mag, wirklich falsch waren die Befürchtungen nicht, immerhin dauerte es im ersten Teil geschlagene fünfundvierzig Minuten, ehe der Titelheld überhaupt seine Reise antrat. Man stelle sich einen James Bond vor, der dreieinviertel Stunden am Tresen sitzt und seinen Martini schlürft, ehe er sich aufmacht, um Blofelds Glatze zu polieren. Doch obwohl Jacksons neue Tolkien Trilogie immer noch gänzlich blutleer und im direkten Vergleich zur Vorgängertrilogie immens schlichter ist, entpuppt sich "Smaugs Einöde" alles andere als öde. Neuseelands bekanntester Bürger versteht sein Handwerk so gut, dass selbst hochkomplizierte Szenen mit einer unglaublichen visuellen Leichtigkeit rüberkommen (Stichwort Fässerkampf) und in man diese Welt tief eintauchen kann. Vielleicht liess es sich der Regisseur deswegen nicht nehmen und gab sich selbst einen Cameo-Auftritt in der Anfangsszene der Menschenstadt Breen.

Die Reise des Hobbits wird so mitreissend, actiongeladen und optisch stimmungsvoll erzählt, dass die Überlänge genauso schnell vergessen ist wie das immer noch leicht irritierende HFR 3D (High Frame Rate). Inhaltlich kann man den Film nichts vorwerfen. Die Charaktere sind liebenswürdig und schrullig. Selbst die im Buch gar nicht existierenden Figuren wie die Elben Legolas und Tauriel wurden so perfekt in die Geschichte integriert, dass die Kenner der literarischen Vorlage meinen könnten, sie hätten damals eine gekürzte Version gelesen. Wie weit diese beiden Figuren (vor allem Letztere) im dritten Teil eine gewichtigere Rolle übernehmen, kann man nur vermuten. Nebst Bilbo Beutlin (Martin Freeman) und dem Zauberer Gandalf (dargestellt vom stets grossartigen Sir Ian McKellen) liegt das Augenmerk der Geschichte vorwiegend auf den Schultern von Zwergenkönig Thorin Eichenschild (Richard Armitage) und dessen dunklen Schatten, die ein tragisches Schicksal ankündigen.

Als technische Meisterleistung entpuppt sich derweil der Drache Smaug. Furchteinflössend, majestätisch, geradezu atemberaubend. Mit der bedrohlichen, tiefen Stimme Benedict Cumberbatchs vertont, wirkt diese Fantasiefigur ähnlich lebendig wie seinerzeit Gollum und dürfte dem Film somit auch eine verdiente Oscar-Nominierung in der Sparte Effekte einbringen.

Ist der Hobbit der Film des Jahres 2013? Mitnichten. Die angedeutete und dazugedichtete Liebesromanze von Tauriel und Zwerg Kili wirkt arg aufgesetzt und eine akkurate Filmumsetzung sieht sicherlich anders aus, aber "Braindead"-Regisseur Jackson hat öfters bewiesen, dass er was im Kopf hat und ein grossartiger Geschichtenerzähler ist. Hier schöpft er aus den Vollen und beweist eindrücklich, dass man auch aus einem kleinen Buch ein bildgewaltiges Epos schaffen kann. Ein fesselndes Werk und ein grossartiger Film. Selten sah eine Kunstwelt so real und stimmungsvoll aus.


Wertung: 8 / 10


Regie: Peter Jackson
Drehbuch: Frances Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson, Guillermo del Toro
Nach dem Roman von J.R.R. Tolkien

Darsteller: Martin Freeman, Ian McKellen, Richard Armitage, Orlando Bloom, Evangeline Lilly, Luke Evans u.a.




(Review Randolph Sutter)

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