Samstag, 8. Februar 2014

"I, Frankenstein"


Also, es gibt da diesen ziemlich grimmigen Typen, Adam. Adam ist echt sauer, weil er zum Leben erweckt wurde. Zur Strafe für seine Unsterblichkeit killt er erst einmal die Geliebte seines Erschaffers. Das hebt seine Laune aber auch nicht. Egal, jedenfalls der Typ kennt andere Typen, echt miese Drecksäcke und ebenso mies gelaunt. Nun, der Typ verhaut die anderen Typen, dann kommen weitere Typen von anderen üblen Typen und die schicken sich dann gegenseitig über den Jordan. Dann kriegt er Hilfe von den Typen, die ihn vorher eigentlich töten wollten, aber nur weil sie ihn eigentlich doch töten wollten, aber dann helfen sie ihm dennoch gegen die anderen Typen, die ihn auch killen wollen. Yo, klar, so ganz Sinn macht der Streifen nicht, aber hey, der Typ, Adam, der trifft dieses Chick aus "Chuck", kennste, ne?  Strahovski, wow. Nein, die verprügelt niemanden, aber sie darf ein paar Mal auf irgendwelche Knöpfe drücken. Echt grosses Kino sag ich dir, yo.


Kritik:

Erinnert sich noch jemand an "Van Helsing", den zehn Jahre alten Mystery-Pseudo-Horrorfilm und Möchtegern-Blockbuster von Stephen Sommers? Mit Hugh "Wolverine" Jackman? Nein? Der war damals echt übel und startete die hollywoodsche  Idee, berühmte Figuren als G.I. Joes auf die Leinwand zu bringen. Dummys mit Muskeln und Mantel, die im inszenatorischen Effektoverkill vor allem auf der Suche nach einer halbwegs interessanten Geschichte waren. Sandkastenfilme, die sich anfühlten, als wäre der Regisseur Godzilla, der träge (oder betrunken) durch Tokio stampft und alles zertrampelt, was nach Intelligenz, Originalität, Witz oder Drama aussieht. Seien wir ehrlich, dagegen war selbst die Story von Klempner Mario, der sich der Rettung von Prinzesschen Peach verschrieben hat, ein wahres Meisterwerk an Erzählkunst. Nach den Sherlocks, den Hänseln und Gretels, Schneeflittchens oder irgendwelchen Axt schwingenden Ex-Präsidenten bricht nun also die Zeit von Frankenstein an. Man mag gar nicht daran denken was da noch alles auf uns zukommen mag, "Heidi - The Teenage Bitch" mit ihren Monsterziegen? Verkleidungskünstler Quasimodo, der die gar schreckliche Vampirkönigin Esmeralda über die Dächer von Paris jagt? Selfmade-Millionär Hercule Poirot, der in Rambomanier gleich selbst den "Tod auf dem Nil" zur Gerechtigkeit verhilft?

Aber bleiben wir bei Frankie oder besser gesagt Adam, denn "I Frankenstein" erzählt nicht die Geschichte des jungen Schweizers Viktor Frankenstein, der an der Universität Ingolstadt, ein neues Wesen schuf, sondern die Story vom gewissermassen sehr tragischen Monster. Die Kreatur, die aus diversen Körperteilen und aus Fleisch von acht Mördern erschaffen wurde (die wohl allesamt aussahen wie Fabio oder Schwarzenegger), artikuliert sich deutlich geschmeidiger als sein grobklotziges Original und trägt lieber einen trendigen Kapuzenpulli und zeigt gerne mal das protzige Sixpack als die zweihundert Jahre andauernde Lebensspanne wenigstens mit einem Hauch von Inhalt zu füllen. Ob es für Regisseur und Drehbuchautor Stuart Beattie ("Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl"),  nicht seltsam ist, dass ein altes, sabberndes, schlurfendes entstelltes Monster wesentlich tiefgründiger und interessanter ist, als sein sprechender Bodybuilder in Designerjeans und mit stylishen Narben? Wenn man auch noch bedenkt, dass der Schauspieler jener Figur ein ebenso charismatischer wie facettenreicher Aaron Eckhart ist ("The Dark Knight", "Thank you for smoking"), wird einem plötzlich bewusst, wie unfassbar belanglos und fad Beatties neustes Werk geworden ist. So sehr nach Schema F, dass man beinahe eine weitere Unterkategorie einführen müsste.  

Böse Zungen würden behaupten, man sei ja selbst schuld. Auf dem Kinoplakat steht schliesslich gross genug: "von den Produzenten von Underworld". Was will man da erwarten? Wie sehr die Macher die eigentlich unoriginellen Ideen recyceln, bemerkt der langsam dahin dösende Zuschauer daran, dass auch hier wieder ein Jahrhunderte andauernder Krieg bemüht wird. "Underworlds"-Vampire und Lykaner wurden nun durch Dämonen und peinliche CGI-Gargoyles ausgetauscht. Damit der eingenickte Kinogänger der Story nach einigen verpassten Minuten problemlos folgen kann, wurde sicherheitshalber gleich wieder Bill Nighy für die Rolle des Schurken gecastet. Wie überraschend, dass Supergirl Yvonne Strahovski ("Dexter") meist nur hübsch rumsteht und nicht wie Selene in "Underworld" das üble Gesocks in die Hölle schickt. Wehe, wer jetzt "warte auf Teil 2" ruft!

Am Ende ist der Streifen ein aus zahlreichen Versatzstücken gespickter Einheitsbrei, der so krampfhaft cool sein will, dass man sich beinahe für die Schauspieler fremdschämen muss. Nonstop die immer gleichen Actionszenen ohne jegliche Spannung (oder Menschen!). Eine Theatralik, die an die gute alte "Power Rangers"-Zeiten erinnert. Effekte, bei denen man sich ernsthaft fragt, wohin eigentlich das Budget geflossen ist. Masken, die wie ein "Buffy-Revival" anmuten. Eine Geschichte, die vorhersehbarer und schlichter nicht sein könnte und sich nicht einmal darum bemüht, auch nur einen einzigen Höhepunkt zu bieten.

Gehe ich zu hart mit dem Film ins Gericht? Möglich. Für mich ist Film Kunst. Filmemacher sollten Künstler sein, die sich mit Hingabe ihrer Vision widmen. Dieser Film ist reine Buchhaltung.



Fazit:

Mary Shelley warnte in ihrer berühmten Erzählung vor einer egoistischen menschlichen Vernunft, die sich selbst zum Gott ernennt und in ihrer Arroganz lebendige Materie erschafft. Es bleibt zu hoffen, dass die Zuschauer von "I Frankenstein" wenigsten ihre Filmfreunde vor diesem Werk der vollendeten Belanglosigkeit und perfektionierten Langeweile warnen. Ein Film, welcher von der Pharmaindustrie durchaus als Schlafmittel beworben werden dürfte.

Ach ja, übrigens: der Film ist scheinbar in 3D.

Wertung: 5 / 10



Regie: Stuart Beattie
Drehbuch: Stuart Beattie, Kevin Grevioux
Darsteller: Aaron Eckhart, Yvonne Strahovski, Bill Nighy, Miranda Otto, Jay Courtney






(Review Randolph Sutter)

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