Also, es gibt da diesen
ziemlich grimmigen Typen, Adam. Adam ist echt sauer, weil er zum Leben erweckt
wurde. Zur Strafe für seine Unsterblichkeit killt er erst einmal die Geliebte
seines Erschaffers. Das hebt seine Laune aber auch nicht. Egal, jedenfalls der
Typ kennt andere Typen, echt miese Drecksäcke und ebenso mies gelaunt. Nun, der
Typ verhaut die anderen Typen, dann kommen weitere Typen von anderen üblen
Typen und die schicken sich dann gegenseitig über den Jordan. Dann kriegt er
Hilfe von den Typen, die ihn vorher eigentlich töten wollten, aber nur weil sie
ihn eigentlich doch töten wollten, aber dann helfen sie ihm dennoch gegen die
anderen Typen, die ihn auch killen wollen. Yo, klar, so ganz Sinn macht der
Streifen nicht, aber hey, der Typ, Adam, der trifft dieses Chick aus "Chuck",
kennste, ne? Strahovski, wow. Nein, die
verprügelt niemanden, aber sie darf ein paar Mal auf irgendwelche Knöpfe
drücken. Echt grosses Kino sag ich dir, yo.
Kritik:
Erinnert sich noch
jemand an "Van Helsing", den zehn Jahre alten
Mystery-Pseudo-Horrorfilm und Möchtegern-Blockbuster von Stephen Sommers? Mit
Hugh "Wolverine" Jackman? Nein? Der war damals echt übel und startete
die hollywoodsche Idee, berühmte Figuren
als G.I. Joes auf die Leinwand zu bringen. Dummys mit Muskeln und Mantel, die
im inszenatorischen Effektoverkill vor allem auf der Suche nach einer halbwegs
interessanten Geschichte waren. Sandkastenfilme, die sich anfühlten, als wäre
der Regisseur Godzilla, der träge (oder betrunken) durch Tokio stampft und
alles zertrampelt, was nach Intelligenz, Originalität, Witz oder Drama
aussieht. Seien wir ehrlich, dagegen war selbst die Story von Klempner Mario,
der sich der Rettung von Prinzesschen Peach verschrieben hat, ein wahres
Meisterwerk an Erzählkunst. Nach den Sherlocks, den Hänseln und Gretels,
Schneeflittchens oder irgendwelchen Axt schwingenden Ex-Präsidenten bricht nun
also die Zeit von Frankenstein an. Man mag gar nicht daran denken was da noch
alles auf uns zukommen mag, "Heidi - The Teenage Bitch" mit ihren Monsterziegen?
Verkleidungskünstler Quasimodo, der die gar schreckliche Vampirkönigin
Esmeralda über die Dächer von Paris jagt? Selfmade-Millionär Hercule Poirot,
der in Rambomanier gleich selbst den "Tod auf dem Nil" zur
Gerechtigkeit verhilft?
Aber bleiben wir bei
Frankie oder besser gesagt Adam, denn "I Frankenstein" erzählt nicht
die Geschichte des jungen Schweizers Viktor Frankenstein, der an der
Universität Ingolstadt, ein neues Wesen schuf, sondern die Story vom gewissermassen
sehr tragischen Monster. Die Kreatur, die aus diversen Körperteilen und aus
Fleisch von acht Mördern erschaffen wurde (die wohl allesamt aussahen wie Fabio
oder Schwarzenegger), artikuliert sich deutlich geschmeidiger als sein
grobklotziges Original und trägt lieber einen trendigen Kapuzenpulli und zeigt
gerne mal das protzige Sixpack als die zweihundert Jahre andauernde
Lebensspanne wenigstens mit einem Hauch von Inhalt zu füllen. Ob es für
Regisseur und Drehbuchautor Stuart Beattie ("Pirates of the Caribbean: The
Curse of the Black Pearl"), nicht seltsam
ist, dass ein altes, sabberndes, schlurfendes entstelltes Monster wesentlich
tiefgründiger und interessanter ist, als sein sprechender Bodybuilder in
Designerjeans und mit stylishen Narben? Wenn man auch noch bedenkt, dass der
Schauspieler jener Figur ein ebenso charismatischer wie facettenreicher Aaron
Eckhart ist ("The Dark Knight", "Thank you for smoking"),
wird einem plötzlich bewusst, wie unfassbar belanglos und fad Beatties neustes
Werk geworden ist. So sehr nach Schema F, dass man beinahe eine weitere
Unterkategorie einführen müsste.
Böse Zungen würden
behaupten, man sei ja selbst schuld. Auf dem Kinoplakat steht schliesslich gross
genug: "von den Produzenten von Underworld". Was will man da
erwarten? Wie sehr die Macher die eigentlich unoriginellen Ideen recyceln, bemerkt
der langsam dahin dösende Zuschauer daran, dass auch hier wieder ein Jahrhunderte
andauernder Krieg bemüht wird. "Underworlds"-Vampire und Lykaner
wurden nun durch Dämonen und peinliche CGI-Gargoyles ausgetauscht. Damit der
eingenickte Kinogänger der Story nach einigen verpassten Minuten problemlos
folgen kann, wurde sicherheitshalber gleich wieder Bill Nighy für die Rolle des
Schurken gecastet. Wie überraschend, dass Supergirl Yvonne Strahovski ("Dexter")
meist nur hübsch rumsteht und nicht wie Selene in "Underworld" das
üble Gesocks in die Hölle schickt. Wehe, wer jetzt "warte auf Teil 2"
ruft!
Am Ende ist der Streifen
ein aus zahlreichen Versatzstücken gespickter Einheitsbrei, der so krampfhaft
cool sein will, dass man sich beinahe für die Schauspieler fremdschämen muss.
Nonstop die immer gleichen Actionszenen ohne jegliche Spannung (oder Menschen!).
Eine Theatralik, die an die gute alte "Power Rangers"-Zeiten
erinnert. Effekte, bei denen man sich ernsthaft fragt, wohin eigentlich das
Budget geflossen ist. Masken, die wie ein "Buffy-Revival" anmuten. Eine
Geschichte, die vorhersehbarer und schlichter nicht sein könnte und sich nicht
einmal darum bemüht, auch nur einen einzigen Höhepunkt zu bieten.
Gehe ich zu hart mit dem
Film ins Gericht? Möglich. Für mich ist Film Kunst. Filmemacher sollten
Künstler sein, die sich mit Hingabe ihrer Vision widmen. Dieser Film ist reine
Buchhaltung.
Fazit:
Mary Shelley warnte in ihrer
berühmten Erzählung vor einer egoistischen menschlichen Vernunft, die sich
selbst zum Gott ernennt und in ihrer Arroganz lebendige Materie erschafft. Es
bleibt zu hoffen, dass die Zuschauer von "I Frankenstein" wenigsten
ihre Filmfreunde vor diesem Werk der vollendeten Belanglosigkeit und
perfektionierten Langeweile warnen. Ein Film, welcher von der Pharmaindustrie durchaus
als Schlafmittel beworben werden dürfte.
Ach ja, übrigens: der
Film ist scheinbar in 3D.
Wertung: 5 / 10
Regie:
Stuart Beattie
Drehbuch:
Stuart Beattie, Kevin Grevioux
Darsteller:
Aaron Eckhart, Yvonne Strahovski, Bill Nighy, Miranda Otto, Jay Courtney
(Review
Randolph Sutter)
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