Dienstag, 11. Februar 2014

"RoboCop"

Im Jahr 2028 ist der multinationale Konzern OmniCorp globaler Leader für Robotik. In dieser Zeit versucht der engagierte Polizist Alex Murphy (Joel Kinnaman) die steigende Kriminalität und Korruption in seiner Heimatstadt Detroit mit allen verfügbaren Mitteln zu bekämpfen. Als er im Dienst schwer verletzt wird, ist dies für OmniCorp die Gelegenheit, seine umstrittene Technologie endlich zum Einsatz zu bringen. 

Der Plan ist, im von Verbrechen verwüsteten Detroit den perfekten Polizisten zu schaffen: einen Gesetzeshüter, der halb Mensch und halb Roboter ist. Als Murphy im Krankenhaus erwacht, versteht er, dass er als unverwundbarer und gleichzeitig kontrollierbarer Prototyp dieser Erfindung den Reichtum von OmniCorp vervielfachen soll. Doch mit einer Sache hat der Konzern dabei nicht gerechnet: Sein Produkt besteht, zumindest in Teilen, aus einem menschlichen Wesen, das sich nicht vollständig kontrollieren lässt.


Kritik:

Paul Verhoeven. Cineasten lieben oder hassen ihn. Dazwischen gibt es nichts. Als der Holländer 1985 in Hollywood ankam, hätte wohl niemand gedacht, dass dieser Regisseur  dem Sci-Fi-Gerne gleich mit drei Werken seinen Stempel aufdrücken würde. "RoboCop", "Total Recall", "Starship Troopers". Sein Schaffen thematisiert Gewalt und Sexualität auf teils so extreme Art (vollkommen überzogen oder abstossend realistisch), dass seine Filme stets Gegenstand heftigster Diskussionen waren. Womöglich ist Verhoeven der einzige Blockbuster-Regisseur, der sich fast ständig den Zorn irgendwelchen gesellschaftlichen Gruppen einhandelte. Doch seine kompromisslose, aneckende Art sorgte vor allem für drei Genreklassiker und dafür, dass selbst die Szene eines Beinübereinanderschlagens in die Filmgeschichte einging.

Erstaunt es da noch jemanden, dass Hollywood seinen Filmen ein Remake beschert? Die Neuinszenierung von "Total Recall" war ein unterhaltsames, schlussendlich aber ziemlich banales, überbraves Abenteuer für Teenager, der seinem berühmten Original mitnichten das Wasser reichen konnte.  Und bevor nun "Starship Troopers" neu und ab 12 Jahren freigegeben aufgelegt wird, dürfen wir uns nun an der Neuinterpretation von "RoboCop" erfreuen. Erfreuen? Nicht ärgern? Nicht Naserümpfen, abfällig herziehen, über all die Unzulänglichkeiten schimpfen, die Hollywoodbosse verfluchen? Nein. Diesmal nicht. Der brasilianische Regisseur José Padilha hat durchaus etwas Eigenständiges aus dem reichlich nach Trash riechendem Thema gemacht. Das ist nicht notwendigerweise etwas Schlechtes, obschon dieser Film sicherlich kein Klassiker werden wird.

"RoboCop" steht beinahe als Synonym für ätzende Gesellschaftskritik. Vieles davon ging in der Neuinterpretation verloren, doch man könnte auch sagen, dass Padilha seinen Job nur etwas subtiler angeht. Wenn Samuel L. Jackson als stimmungsmachender Moderator Pat Novak ("Fox News" lässt grüssen!) an den Nationalstolz appelliert und die USA als die grossartigste Nation der Welt bezeichnet, während im Hintergrund die wehende Flagge eingeblendet wird, dann funktioniert das genauso gut wie im Original. Vielleicht nur mit dem Unterschied, dass es weniger Amerikaner verstehen werden. Dem Film kann man deswegen kaum einen Vorwurf machen.

Es muss den Fans des Originals nicht gefallen, dass auch dieser Streifen wieder sehr harmlos geworden ist. Brutalität wird nie so plakativ, beziehungsweise direkt gezeigt wie im Original, welches damals selbst in den USA nur geschnitten in die Kinos kam. Doch fehlendes Blut sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch "RoboCop 2014" Brutalität zeigt. Sei es, wenn eine ED209 Einheit einen lediglich mit einem Messer bewaffneten Jungen mit Patronen vollpumpt oder ein gametypischer Bodycount eingeblendet wird. Die Tötung fragwürdiger Subjekte wird mit einer emotionslosen Gleichgültigkeit zelebriert, dass man sich ernsthaft fragen muss, ob bei der FSK nur die Anzahl roter Farbtupfer darüber entscheidet, welche Altersfreigabe ein Film erhält.

Bedauerlicherweise stimmt vieles an "RoboCop". Die Themen darüber, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Freier Wille. Was ist man bereit, für Sicherheit alles in Kauf zu nehmen. Wann wird ein Mensch zur Maschine? Für mich, der immerhin selbst eine Beinprothese trägt, klingt vieles davon nicht nur nach den üblichen hohlen Phrasen, sondern beschert dem neuen "RoboCop" eine ebenso berechtigte Relevanz wie Existenz und vor allem tolle Momente, die einem auch zwischen der Action gut unterhalten. Bedauerlicherweise deswegen, weil dem Film trotz der vorzüglich choreografierten Action, gelungenen visuellen Einfällen, hervorragenden Darsteller (Gary Oldman, Michael Keaton, Abbie Cornish  usw.) und guten Dialogen etwas fehlt. Der Story mangelt es trotz Menschlichkeit, Drama, Witz und Action an Spannung. Der Film lässt sich viel zu viel Zeit und verzichtet auf einen Antagonisten, der seine Bezeichnung auch verdient hätte. Ausserdem mangelt es an Schauwerten, was bei einem Film dieser Art erwartet werden darf. Wer weiss, womöglich hat die dauernde Wackelkamera die an sich guten Zutaten einfach so fest zusammengeschüttelt, dass die Highlights im Verborgenen blieben. 

Fazit:

Der neue "RoboCop"  ist anders, aber nicht unbedingt anders im Sinne von schlechter. Wer den Klassiker nicht kennt oder sich darauf einstellen kann, dass dies eben kein Verhoeven-Film ist, dem wird ein überraschend stimmungsvoller, aber auch etwas steriler Streifen gezeigt, dessen Gegenwart gar nicht so weit von unserer eigenen entfernt zu sein scheint. Eine Zukunft die für manche willkommen, für andere jedoch beängstigend sein könnte.


Wertung: 7 / 10



Regie: José Padilha
Drehbuch: Nick Schenk, David Self, James Vanderbilt, Joshua Zeturner
Darsteller: Joel Kinnaman Gary Oldman, Michael Keaton, Abbie Cornish, Samuel L. Jackson




(Review Randolph Sutter)

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