Im Jahr 2028 ist der
multinationale Konzern OmniCorp globaler Leader für Robotik. In dieser Zeit versucht der
engagierte Polizist Alex Murphy (Joel Kinnaman) die steigende Kriminalität und
Korruption in seiner Heimatstadt Detroit mit allen verfügbaren Mitteln zu
bekämpfen. Als er im Dienst schwer verletzt wird, ist dies für OmniCorp die
Gelegenheit, seine umstrittene Technologie endlich zum Einsatz zu
bringen.
Der Plan ist, im von Verbrechen verwüsteten Detroit den perfekten Polizisten zu schaffen: einen Gesetzeshüter, der halb Mensch und halb Roboter ist. Als Murphy im Krankenhaus erwacht, versteht er, dass er als unverwundbarer und gleichzeitig kontrollierbarer Prototyp dieser Erfindung den Reichtum von OmniCorp vervielfachen soll. Doch mit einer Sache hat der Konzern dabei nicht gerechnet: Sein Produkt besteht, zumindest in Teilen, aus einem menschlichen Wesen, das sich nicht vollständig kontrollieren lässt.
Kritik:
Paul Verhoeven.
Cineasten lieben oder hassen ihn. Dazwischen gibt es nichts. Als der Holländer
1985 in Hollywood ankam, hätte wohl niemand gedacht, dass dieser Regisseur dem Sci-Fi-Gerne gleich mit drei Werken seinen
Stempel aufdrücken würde. "RoboCop", "Total Recall", "Starship
Troopers". Sein Schaffen thematisiert Gewalt und Sexualität auf teils so
extreme Art (vollkommen überzogen oder abstossend realistisch), dass seine
Filme stets Gegenstand heftigster Diskussionen waren. Womöglich ist Verhoeven
der einzige Blockbuster-Regisseur, der sich fast ständig den Zorn irgendwelchen
gesellschaftlichen Gruppen einhandelte. Doch seine kompromisslose, aneckende
Art sorgte vor allem für drei Genreklassiker und dafür, dass selbst die Szene
eines Beinübereinanderschlagens in die Filmgeschichte einging.
Erstaunt es da noch
jemanden, dass Hollywood seinen Filmen ein Remake beschert? Die Neuinszenierung
von "Total Recall" war ein unterhaltsames, schlussendlich aber ziemlich
banales, überbraves Abenteuer für Teenager, der seinem berühmten Original
mitnichten das Wasser reichen konnte.
Und bevor nun "Starship Troopers" neu und ab 12 Jahren
freigegeben aufgelegt wird, dürfen wir uns nun an der Neuinterpretation von "RoboCop"
erfreuen. Erfreuen? Nicht ärgern? Nicht Naserümpfen, abfällig herziehen, über
all die Unzulänglichkeiten schimpfen, die Hollywoodbosse verfluchen? Nein.
Diesmal nicht. Der brasilianische Regisseur José Padilha hat durchaus etwas
Eigenständiges aus dem reichlich nach Trash riechendem Thema gemacht. Das ist
nicht notwendigerweise etwas Schlechtes, obschon dieser Film sicherlich kein
Klassiker werden wird.
"RoboCop"
steht beinahe als Synonym für ätzende Gesellschaftskritik. Vieles davon ging in
der Neuinterpretation verloren, doch man könnte auch sagen, dass Padilha seinen
Job nur etwas subtiler angeht. Wenn Samuel L. Jackson als stimmungsmachender
Moderator Pat Novak ("Fox News" lässt grüssen!) an den Nationalstolz appelliert
und die USA als die grossartigste Nation der Welt bezeichnet, während im
Hintergrund die wehende Flagge eingeblendet wird, dann funktioniert das genauso
gut wie im Original. Vielleicht nur mit dem Unterschied, dass es weniger
Amerikaner verstehen werden. Dem Film kann man deswegen kaum einen Vorwurf
machen.
Es muss den Fans des
Originals nicht gefallen, dass auch dieser Streifen wieder sehr harmlos
geworden ist. Brutalität wird nie so plakativ, beziehungsweise direkt gezeigt
wie im Original, welches damals selbst in den USA nur geschnitten in die Kinos
kam. Doch fehlendes Blut sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch "RoboCop
2014" Brutalität zeigt. Sei es, wenn eine ED209 Einheit einen lediglich
mit einem Messer bewaffneten Jungen mit Patronen vollpumpt oder ein
gametypischer Bodycount eingeblendet wird. Die Tötung fragwürdiger Subjekte
wird mit einer emotionslosen Gleichgültigkeit zelebriert, dass man sich
ernsthaft fragen muss, ob bei der FSK nur die Anzahl roter Farbtupfer darüber
entscheidet, welche Altersfreigabe ein Film erhält.
Bedauerlicherweise
stimmt vieles an "RoboCop". Die Themen darüber, was es bedeutet, ein
Mensch zu sein. Freier Wille. Was ist man bereit, für Sicherheit alles in Kauf
zu nehmen. Wann wird ein Mensch zur Maschine? Für mich, der immerhin selbst
eine Beinprothese trägt, klingt vieles davon nicht nur nach den üblichen hohlen
Phrasen, sondern beschert dem neuen "RoboCop" eine ebenso berechtigte
Relevanz wie Existenz und vor allem tolle Momente, die einem auch zwischen der
Action gut unterhalten. Bedauerlicherweise deswegen, weil dem Film trotz der
vorzüglich choreografierten Action, gelungenen visuellen Einfällen,
hervorragenden Darsteller (Gary Oldman, Michael Keaton, Abbie Cornish usw.) und guten Dialogen etwas fehlt. Der
Story mangelt es trotz Menschlichkeit, Drama, Witz und Action an Spannung. Der
Film lässt sich viel zu viel Zeit und verzichtet auf einen Antagonisten, der
seine Bezeichnung auch verdient hätte. Ausserdem mangelt es an Schauwerten, was
bei einem Film dieser Art erwartet werden darf. Wer weiss, womöglich hat die dauernde
Wackelkamera die an sich guten Zutaten einfach so fest zusammengeschüttelt,
dass die Highlights im Verborgenen blieben.
Fazit:
Der neue "RoboCop" ist anders, aber nicht unbedingt anders im
Sinne von schlechter. Wer den Klassiker nicht kennt oder sich darauf einstellen
kann, dass dies eben kein Verhoeven-Film ist, dem wird ein überraschend
stimmungsvoller, aber auch etwas steriler Streifen gezeigt, dessen Gegenwart
gar nicht so weit von unserer eigenen entfernt zu sein scheint. Eine Zukunft
die für manche willkommen, für andere jedoch beängstigend sein könnte.
Wertung: 7 / 10
Regie:
José Padilha
Drehbuch:
Nick Schenk, David Self, James Vanderbilt, Joshua Zeturner
Darsteller:
Joel Kinnaman Gary Oldman, Michael Keaton, Abbie Cornish, Samuel L. Jackson
(Review
Randolph Sutter)
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