Mittwoch, 15. Juli 2015

"Terminator: Genisys"

Inhalt:

Im Jahr 2029 kämpft der Rebellenanführer John Connor gegen das Skynet-Maschinenimperium. Er schickt seinen loyalen Freund Kyle Reese zurück ins Jahr 1983, um seine Mutter Sarah Connor vor einem Killer-Roboter zu beschützen und so die Zukunft der Menschheit sicherzustellen. Doch als Kyle Reese im Los Angeles der 1980er ankommt, muss er feststellen, dass die erwartete Vergangenheit nicht mehr existiert. Sarahs Eltern wurden von einem durch die Zeit gereisten Terminator ermordet, ein Android des Modells T-800 hatte das 9-jährige Mädchen danach beschützt und grossgezogen. Kyle erklärt Sarah, was in der Zukunft geschehen wird, doch sie wehrt sich entschieden gegen die Vorstellung, dass ihre Geschichte schon vorherbestimmt ist. Soweit die offizielle Inhaltsangabe.

Kritik:

(spoilerfrei)

"I would see these images of a metallic death figure rising Phoenix-like out of fire, I woke up and grabbed a pencil and paper and started writing. When I originally got the idea for Terminator, I was sick, I was broke, I was in Rome, I had no way to get home and I could barely speak the language. I was surrounded by people I could not get help from. I felt very alienated and so it was very easy for me to imagine a machine with a gun. At the point of the greatest alienation in my life, it was easy to create the character." (James Cameron über "Terminator")

Der Film ist nicht schlecht. Damit wäre eigentlich alles gesagt.

Allerdings leidet er am selben Problem wie der extrem erfolgreiche "Jurassic World", welcher für sich allein betrachtet handwerklich ebenso einwandfrei ist und sich storytechnisch keine groben Schnitzer erlaubt. Die Darsteller machen ihren Job ohne negativ aufzufallen, die Regie ist ordentlich, kurz gesagt: kein cineastisches Desaster der Marke "Transformers - Age of Extinction". Als weiterer Teil der Reihe erfreulich stimmig und unterhaltsam werden die Zuschauer, die mit den alten Filmen vertraut sind, sicherlich zufriedengestellt.

Doch reicht das?

Der erste "Jurassic Park" war bei seinem Erscheinen wegweisend und eine technische Meisterleistung. In Kombination mit Spielbergs visuellem Gespür und seinem Flair für eine Dramaturgie war der Grosserfolg vorprogrammiert. Genauso bei "Terminator 2: Judgment Day" von 1991, mit welchem James Cameron ("Titanic", "Avatar") in die Annalen der Filmgeschichte einging. Seine mit höchstem tricktechnischen Aufwand inszenierte Gewaltgeschichte, die ihre brutalen Aktionen mit dem überraschenden Postulat einer menschenunwürdigeren Welt durchsetzte, gilt nicht umsonst immer noch als einer der besten Actionfilme und (wohl viel wichtiger) als ein Paradebeispiel einer guten Fortsetzung. Warum er selbst nie einen dritten Teil drehte, erklärte er einst wie folgt: "Basically because I had told the story. To make Terminator 3 was to make a 3."

"Terminator: Genisys" (Teil 5) wirkt stattdessen wie eine Art "Best of Part 1 and 2". Es wurden ganze Szenen übernommen und eingebettet in eine Zeitreisegeschichte, die dieses Kopieren durchaus auch erlaubt. Der Gag daran sollen die nuancierten Änderungen sein. Diese sind für die Fans der Reihe stellenweise durchaus witzig anzuschauen, lassen jedoch gleichzeitig auch einen faden Beigeschmack übrig. So originell wie das Ganze sein sollte, ist es beileibe nicht. Mit einem ähnlichen Trick hat jüngst auch "Star Trek Into Darkness" seine Anhänger vor den Kopf gestossen, dafür jedoch zweifellos neue Fans gefunden, die mit den alten Streifen weniger bewandert sind. Statt bei "Terminator: Genisys" also auf ein starkes, schweisstreibendes Drehbuch zu setzen, bei welchem der drohende Untergang der Menschheit wirklich fassbar ist, setzt man auf Nostalgie, extrem viel blutleere Action und Humor, der nicht immer ganz passen will. Alan Taylor, der zuvor den zugegeben gelungenen "Thor  2" inszenierte, liefert hier einen Streifen ab, dem es an der dringend benötigten Intensität mangelt. Eine grosse Hilfe sind ihm die Darsteller drehbuchbedingt nicht, können sie schlicht nicht. Jai Courtney, der neue Kyle Reese schlafwandelt sich sympathisch durch den Plot, doch der sonst so talentierten Emilia Clarke ("Game of Thrones") fehlt es ausgerechnet an der Power, die seinerzeit Linda Hamilton als Sarah Connor zur weiblichen Action-Ikone der 90er Jahre werden liess. Zu brav und zu niedlich erscheint sie einem, wenn sie waffenstarrend losbrüllt und den Maschinen eine Ladung Blei zwischen die Schaltkreise schiesst. Und ja, über den Push-Up-Bra legen wir lieber den Ledermantel des T800-Schweigens. Und da wir schon bei Letzterem sind, es ist tatsächlich eine wahre Freude, Arnold Schwarzenegger nochmals in seiner Paraderolle zu erleben. Er ist denn auch das einzige echte Highlight des Streifens, und seine Rückkehr hat er offensichtlich mehr als nur genossen. Schade nur, dass er hier nie so cool und furchteinflössend wie in den alten Teilen erscheint. Ein Problem, welches nicht in seinem Alter zu suchen ist, sondern vielmehr im Drehbuch zu finden ist.

Ein wichtiges Merkmal eines solchen Filmes ist ohne Zweifel die Action, und so ist es wenig verwunderlich, dass es alle paar Minuten ordentlich zur Sache geht. Da überrascht es schon eher, wenn der Streifen über keine einzige wirklich herausragende Actionsequenz verfügt und die eine erinnerungswürdige Szene, dann beschämenderweise aus einem Batman-Film geklaut ist. Schwache Leistung. Vielleicht kommt wirklich langsam die Zeit, in der die Regisseure wieder mehr Wert auf ihr handwerkliches Geschick legen, statt auf die Talente der Computer-Nerds zurückzugreifen. Ein Actionfilm braucht reale Kraft und ein gehöriges Mass an Realismus, um zu wirken. Bestes Beispiel lieferte hier kürzlich George Miller mit "Mad Max: Fury Road". Nun, die Erkenntnis erhält nun vielleicht auch Alan Taylor, sofern er die geplante neue Terminator-Trilogie weiter betreuen darf. Mit Blick auf die Einspielergebnisse dürfte dies eher nicht der Fall sein.


Fazit:

Der Film ist nicht schlecht. Wie gesagt. Schade nur, dass man nicht die Tugenden der ersten beide Teile berücksichtig, und sich wenigstens bemüht, eine wirklich würdige Fortsetzung zu erschaffen mit der ganzen Intensität, Dramatik und Atmosphäre, die die alten Filme so grossartig gemacht haben. Stattdessen kriegt man Altbekanntes neu aufgelegt, für einen unterhaltsamen, leichtverdaulichen und schnell vergessenen Kinoabend.

Arnolds Schwarzeneggers Alter lässt sich genau so wenig verschleiern, wie das Alter der Kinogänger, die mit den kraftvollen Vorgängern einst grossgeworden sind und mit dieser auf die Kids zugeschnittenen Light-Version nur noch wenig echte Begeisterung empfinden können. Vielleicht ist diese Erkenntnis die eigentliche Enttäuschung des Filmes. Tempus fugit.  Zumindest, und so fair sollte man sein, rettet Schwarzenegger diesen Streifen und terminiert glücklicherweise halbwegs erfolgreich "Salvation" aus unserem Gedächtnis. Hasta la vista, Arnold. 



Wertung: 7 / 10


Regie: Alan Taylor
Drehbuch: Leata Kalogridis, Patrick Lussier
Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Emilia Clarke, Jason Clarke, Jai Courtney, J.K. Simmons





(Review Randolph Sutter)

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