Inhalt:
Im Jahr 2029 kämpft der Rebellenanführer John Connor
gegen das Skynet-Maschinenimperium. Er schickt seinen loyalen Freund Kyle Reese
zurück ins Jahr 1983, um seine Mutter Sarah Connor vor einem Killer-Roboter zu
beschützen und so die Zukunft der Menschheit sicherzustellen. Doch als Kyle
Reese im Los Angeles der 1980er ankommt, muss er feststellen, dass die
erwartete Vergangenheit nicht mehr existiert. Sarahs Eltern wurden von einem
durch die Zeit gereisten Terminator ermordet, ein Android des Modells T-800
hatte das 9-jährige Mädchen danach beschützt und grossgezogen. Kyle erklärt
Sarah, was in der Zukunft geschehen wird, doch sie wehrt sich entschieden gegen
die Vorstellung, dass ihre Geschichte schon vorherbestimmt ist. Soweit die
offizielle Inhaltsangabe.
Kritik:
(spoilerfrei)
"I would see these
images of a metallic death figure rising Phoenix-like out of fire, I woke up
and grabbed a pencil and paper and started writing. When I originally got the
idea for Terminator, I was sick, I was broke, I was in Rome, I had no way to
get home and I could barely speak the language. I was surrounded by people I
could not get help from. I felt very alienated and so it was very easy for me
to imagine a machine with a gun. At the point of the greatest alienation in my
life, it was easy to create the character." (James Cameron über
"Terminator")
Der Film ist nicht
schlecht. Damit wäre eigentlich alles gesagt.
Allerdings leidet er am
selben Problem wie der extrem erfolgreiche "Jurassic World", welcher für
sich allein betrachtet handwerklich ebenso einwandfrei ist und sich
storytechnisch keine groben Schnitzer erlaubt. Die Darsteller machen ihren Job
ohne negativ aufzufallen, die Regie ist ordentlich, kurz gesagt: kein
cineastisches Desaster der Marke "Transformers - Age of Extinction".
Als weiterer Teil der Reihe erfreulich stimmig und unterhaltsam werden die
Zuschauer, die mit den alten Filmen vertraut sind, sicherlich zufriedengestellt.
Doch reicht das?
Der erste "Jurassic
Park" war bei seinem Erscheinen wegweisend und eine technische
Meisterleistung. In Kombination mit Spielbergs visuellem Gespür und seinem
Flair für eine Dramaturgie war der Grosserfolg vorprogrammiert. Genauso bei
"Terminator 2: Judgment Day" von 1991, mit welchem James Cameron ("Titanic",
"Avatar") in die Annalen der Filmgeschichte einging. Seine mit
höchstem tricktechnischen Aufwand inszenierte Gewaltgeschichte, die ihre
brutalen Aktionen mit dem überraschenden Postulat einer menschenunwürdigeren
Welt durchsetzte, gilt nicht umsonst immer noch als einer der besten
Actionfilme und (wohl viel wichtiger) als ein Paradebeispiel einer guten
Fortsetzung. Warum er selbst nie einen dritten Teil drehte, erklärte er einst
wie folgt: "Basically because I had told the story. To make Terminator 3
was to make a 3."
"Terminator:
Genisys" (Teil 5) wirkt stattdessen wie eine Art "Best of Part 1 and
2". Es wurden ganze Szenen übernommen und eingebettet in eine Zeitreisegeschichte,
die dieses Kopieren durchaus auch erlaubt. Der Gag daran sollen die nuancierten
Änderungen sein. Diese sind für die Fans der Reihe stellenweise durchaus witzig
anzuschauen, lassen jedoch gleichzeitig auch einen faden Beigeschmack übrig. So
originell wie das Ganze sein sollte, ist es beileibe nicht. Mit einem ähnlichen
Trick hat jüngst auch "Star Trek Into Darkness" seine Anhänger vor
den Kopf gestossen, dafür jedoch zweifellos neue Fans gefunden, die mit den
alten Streifen weniger bewandert sind. Statt bei "Terminator:
Genisys" also auf ein starkes, schweisstreibendes Drehbuch zu setzen, bei
welchem der drohende Untergang der Menschheit wirklich fassbar ist, setzt man
auf Nostalgie, extrem viel blutleere Action und Humor, der nicht immer ganz
passen will. Alan Taylor, der zuvor den zugegeben gelungenen "Thor 2" inszenierte, liefert hier einen
Streifen ab, dem es an der dringend benötigten Intensität mangelt. Eine grosse
Hilfe sind ihm die Darsteller drehbuchbedingt nicht, können sie schlicht nicht.
Jai Courtney, der neue Kyle Reese schlafwandelt sich sympathisch durch den Plot,
doch der sonst so talentierten Emilia Clarke ("Game of Thrones")
fehlt es ausgerechnet an der Power, die seinerzeit Linda Hamilton als Sarah
Connor zur weiblichen Action-Ikone der 90er Jahre werden liess. Zu brav und zu niedlich
erscheint sie einem, wenn sie waffenstarrend losbrüllt und den Maschinen eine
Ladung Blei zwischen die Schaltkreise schiesst. Und ja, über den Push-Up-Bra
legen wir lieber den Ledermantel des T800-Schweigens. Und da wir schon bei
Letzterem sind, es ist tatsächlich eine wahre Freude, Arnold Schwarzenegger
nochmals in seiner Paraderolle zu erleben. Er ist denn auch das einzige echte
Highlight des Streifens, und seine Rückkehr hat er offensichtlich mehr als nur
genossen. Schade nur, dass er hier nie so cool und furchteinflössend wie in den
alten Teilen erscheint. Ein Problem, welches nicht in seinem Alter zu suchen
ist, sondern vielmehr im Drehbuch zu finden ist.
Ein wichtiges Merkmal
eines solchen Filmes ist ohne Zweifel die Action, und so ist es wenig
verwunderlich, dass es alle paar Minuten ordentlich zur Sache geht. Da
überrascht es schon eher, wenn der Streifen über keine einzige wirklich
herausragende Actionsequenz verfügt und die eine erinnerungswürdige Szene, dann
beschämenderweise aus einem Batman-Film geklaut ist. Schwache Leistung.
Vielleicht kommt wirklich langsam die Zeit, in der die Regisseure wieder mehr
Wert auf ihr handwerkliches Geschick legen, statt auf die Talente der
Computer-Nerds zurückzugreifen. Ein Actionfilm braucht reale Kraft und ein gehöriges
Mass an Realismus, um zu wirken. Bestes Beispiel lieferte hier kürzlich George
Miller mit "Mad Max: Fury Road". Nun, die Erkenntnis erhält nun
vielleicht auch Alan Taylor, sofern er die geplante neue Terminator-Trilogie
weiter betreuen darf. Mit Blick auf die Einspielergebnisse dürfte dies eher
nicht der Fall sein.
Fazit:
Der Film ist nicht
schlecht. Wie gesagt. Schade nur, dass man nicht die Tugenden der ersten beide
Teile berücksichtig, und sich wenigstens bemüht, eine wirklich würdige
Fortsetzung zu erschaffen mit der ganzen Intensität, Dramatik und Atmosphäre,
die die alten Filme so grossartig gemacht haben. Stattdessen kriegt man Altbekanntes
neu aufgelegt, für einen unterhaltsamen, leichtverdaulichen und schnell
vergessenen Kinoabend.
Arnolds Schwarzeneggers
Alter lässt sich genau so wenig verschleiern, wie das Alter der Kinogänger, die
mit den kraftvollen Vorgängern einst grossgeworden sind und mit dieser auf die
Kids zugeschnittenen Light-Version nur noch wenig echte Begeisterung empfinden
können. Vielleicht ist diese Erkenntnis die eigentliche Enttäuschung des Filmes.
Tempus fugit. Zumindest, und so fair
sollte man sein, rettet Schwarzenegger diesen Streifen und terminiert glücklicherweise
halbwegs erfolgreich "Salvation" aus unserem Gedächtnis. Hasta la
vista, Arnold.
Wertung: 7 / 10
Regie:
Alan Taylor
Drehbuch:
Leata Kalogridis, Patrick Lussier
Darsteller:
Arnold Schwarzenegger, Emilia Clarke, Jason Clarke, Jai Courtney, J.K. Simmons
(Review
Randolph Sutter)