Dienstag, 13. Mai 2014

"Transcendence"

Dr. Will Caster, anerkannter Experte auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz, und seine Frau Evelyn (Rebecca Hall) stehen kurz davor, ein vollkommen neuartiges Computersystem zu erschaffen - ein Elektronengehirn, das über menschliche Emotionen verfügt und selbständig reflektieren kann. Eine Gruppe technikfeindlicher Extremisten will den Superrechner um jeden Preis verhindern und verübt ein Attentat auf Dr. Caster. Doch anstatt den Wissenschaftler zu stoppen, verhilft sie ihm damit erst zum Erfolg. Denn Evelyn vollendet das Experiment. Sie verbindet das Gehirn des schwer verletzten Will mit dem Computer und lässt seinen Geist mit der Maschine verschmelzen. So entsteht ein hochintelligentes Wesen, das sich bald seiner ungeheuren Macht bewusst wird...


Kritik:

(Spoiler frei)

Öde, langatmig, dumm. Voller Banalitäten, Ungereimtheiten und abstruser Ideen. Johnny Depp schlafwandelt sich durch einen Plot voller Logiklöcher...

"Transcendence" ist in den Staaten gnadenlos gefloppt. Es fand sich kaum ein Kritiker, der diesem Film auch nur ein einziges lobendes Wort gönnen wollte und ihn stattdessen so leidenschaftlich verriss, als hätte Meisterregisseur Stanley Kubrick soeben "Plan 9 from outer Space" abgeliefert.

Nein. "Transcendence"-Regisseur Wally Pfister ist kein zweiter Stanley Kubrick, obschon der ehemalige und wohl auch wieder zukünftige Kameramann in allen Werken von Christopher Nolan bewiesen hat, welch visuelles Flair er besitzt. Sei es die Düsternis eines "The Dark Knight" oder die schwindelerregende Traumwelten von "Inception". Pfister versteht sein Handwerk.

Und nochmals nein. "Transcendence" ist weit davon entfernt, sich mit Filmen von Christopher Nolan messen zu können. Haben die Kritiker also recht mit Ihrem Verriss? Ja, absolut! Also ist "Transcendence" einfach nur ein schlechter Film? Ein weiterer dummer Sci-Fi-Quatsch? Nein, absolut nicht!

Wie Mulder schon sagte, die Wahrheit liegt irgendwo da draussen. Der Film leistet sich einige grosse Patzer. Beispielsweise verrät er in den ersten drei Minuten das Ende, obwohl man zugeben muss, dass der Streifen ohne diesen eigentlich völlig unnötigen Spoiler auch nicht spannender wäre. Die Charaktere wirken allesamt unvollendet. Die Figur des genialen Casters entspricht in seiner Art so rein gar nicht dem Klischee (oder Vorbild) eines ultragenialen Computergenies, eher wie dem eines Floristen, der sich lieber um seine Sonnenblumen kümmern möchte, obschon er auch den Garten Eden erschaffen könnte. Vielleicht liegt dies allerdings auch am gemächlichen Spiel des sonstigen wild gestikulierenden Kostümclowns Johnny Depp. Bedauerlicherweise ist der Streifen voller blendender Schauspieler in unnötigen Rollen. Kate Mara ("House of Cards") darf die Anführerin einer Gruppe von computerphobistischen Humanisten spielen, die  mit High-End-Technik Casters High-End-Technik lahm legen will und den Menschen retten möchte in dem sie, ohne mit der Wimper zu zucken gerne solche tötet. Gefolgt vom rumstehenden Morgan Freeman ("The Dark Knight"), dem nicht wirklich etwas zu tun habenden Paul Bettany ("Iron Man") und Beinahe-Statist Cillian Murhpy ("Inception").

Der Film selbst kann sich nicht entscheiden, was er eigentlich sein will oder was er dem Zuschauer näherbringen möchte. Oftmals ist er geradezu inkohärent.

Da kämpft die Rebellentruppe gegen einen Bösewicht, der als solches gar nicht zu erkennen ist. Die unglaublich mächtige Intelligenz des zum beinahe Gott aufsteigenden Casters begeht Fehler, die nicht einmal einem betrunkenen Hillbilly aus Alabama passieren würden. Für einen Technik-Thriller verschwendet der Streifen unverschämt viel Zeit auf der Gefühlsebene von Castors Frau statt sich des Themas Technik zuzuwenden. Und zu guter Letzt warnt der Film vor Dingen, die eigentlich fantastisch und wertvoll für diesen Planeten wären. Will uns der Film nun sagen, dass wir uns vor den Technikgläubigen in acht nehmen sollen oder vor denen, die die Technik ablehnen?

Nehmen wir also Analogie das Google-Auto, welches zur Zeit fahrerlos durch ausgewählte amerikanische Städte fährt, automatisch einparkt, Strassenschilder anhand der 64 eingebauten Laser erkennt und vor Fussgängern stoppt, die bei Rot über die Strasse gehen.  Die ersten Test sind erstaunlich, und das Auto fährt besser als jeder Mensch. Für die Kinder unserer Kinder wird es normal sein, dass man nicht mehr selbst am Steuer des eigenen Autos sitzt. Ziemlich unheimlich, nicht wahr? Die Vorteile liegen ebenso auf der Hand.

Das eigentliche Problem von "Transcendence" ist, dass wir alle unsere Meinung längst getroffen haben. Man kann dessen Thema nicht mehr distanziert begegnen, weil wir alle bereits Teil der neuen digitalen Welt sind. Wir wurden darin verpflanzt und verwurzelt.
Und, egal ob es uns nun gefällt oder nicht, ein Zurück gibt es nicht. Nicht mal dann, wenn wir zum oben genannten Hillbilly fliehen möchten, der vermutlich in seiner Wohnwagensiedlung im Nirgendwo gerade den neusten Streamingdienst nutzt oder sich Wally Pfisters Film aus Kasachstan als illegale Downloadkopie besorgt, während seine Freundin an ihrem Armband prüft, ob die tägliche Schrittanzahl ausreichend ist, um ihr Mikrowellen-Abendessen zu verspeisen, obschon die Kalorien-App ihres iPads bereits im roten Bereich ist. Phu, langer Satz, aber kurzes Fazit:


Fazit:

"Transcendence" mag kein guter Film sein, aber ein wichtiger, ein zum Nachdenken anregender Film. Wie wird der Mensch der Zukunft sein? Wie werden wir sein? Du und ich? Vielleicht schon morgen.


Wertung: 7 / 10



Regie: Wally Pfister
Drehbuch: Jack Paglen
Darsteller: Johnny Depp, Rebecca Hall, Paul Bettany, Cillian Murphy, Kate Mara, Morgan Freeman






(Review Randolph Sutter)