Nach den verheerenden
Kämpfen in New York (Siehe "The Avengers") versucht Steve Rogers
(Chris Evens), auch besser bekannt als Captain America, sich langsam an die
Neuzeit zu gewöhnen. Er zieht nach Washington D.C. und fängt gerade an sich, so
langsam einzugewöhnen, als plötzlich ein S.H.I.E.L.D.-Kollege angegriffen wird.
Captain America wird daraufhin in ein Netz aus Intrigen verwickelt, welches die
Welt erneut an den Rand der Zerstörung bringt.
Soweit die offizielle
Inhaltsangabe.
Kritik:
(Ohne Spoiler)
Tss…
die Marvel Studios sind echt nicht lernfähig.
Seit
Jahren zeigen uns Produktionsfirmen in Hollywood, wie ein echter Blockbuster
auszusehen hat. Und Marvel kriegt es einfach nicht hin. Es ist zum Verrückt
werden. Ja, wie bescheuert sind die denn? Es wäre doch so einfach, aber nein,
mit schöner Regelmässigkeit beweist uns die Comic-Company ihre Unfähigkeit. Das
geht langsam Richtung Arbeitsverweigerung. Dabei gibt es doch nur ein paar
wenige Blockbuster-Gesetze, die es zu beherzigen gilt. Das fängt schon damit
an, dass man das ganze Millionen-Budget doch selbstverständlich in die Effekte
steckt und damit sicherlich nicht irgendwelche dahergelaufenen Drehbuchautoren
bezahlt, die dann wahnsinnigerweise auch noch etwas von ihrem Handwerk
verstehen, also bitte. Der Kinogänger will Explosion statt Exposition. Wobei
man bereits beim nächsten Thema wäre: Dramaturgie. Das einzige Tiefgründige,
was der Kinojunkie entdecken will, ist das letzte übrig gebliebene PopCorn aus
seinem 5 Liter Eimer, aber doch logischerweise nicht beim strahlenden Helden.
Und was bitte schön soll diese olle Marotte, plötzlich Oscarpreisträger und Charakterdarsteller
zu engagieren? Geht’s noch? Schlimm genug, dass die Effekte so gekürzt wurden,
dass diese nur noch eingesetzt werden, wenn sie Sinn machen, statt für den
reinen Selbstzweck. Ja wohin soll das denn führen, Marvel?
Beim Gedanke daran, dass
Marvel "Captain America" verfilmen
wollte, standen mir damals (als erklärter, fast schon stolzer Verachter jedweder
Comicverfilmung) die Haare zu Berge. In typischer Hollywoodmanier stellte ich
mir vor, wie Captain America das US-Sternenbanner durch die wildesten
Kriegsschauplätze manöveriert und dem Bösewicht in seiner Bösewichtshütte ins
Herz rammt. Oder wie er armen Mädchen erklärt, dass sie nicht fragen sollen,
was er für sie tun könne, sondern was sie für ihr Land tun können. Notabene
selbst, wenn dieser nur das dumme Pussycat vom Baum hätte holen müssen. Zitate,
die an die Glorie eines George W. Bush erinnern, wie er einst sagte: "Auf
jeden tödlichen Schuss kommen ungefähr drei nicht tödliche. Und, Leute, dies
ist in Amerika unakzeptabel. Es ist einfach unakzeptabel. Und wir werden uns
darum kümmern."
Ich war überzeugt, dass
der Film schlicht nur dümmlich und voller Pathos sein würde, nur sein konnte.
Nun gut, "Captain
America" war von einem aufregenden tollen Film etwa so weit entfernt, wie
Clark Kent von Krypton, aber der ätzende zu erwartende amerikanische Pathos blieb
aus und wurde nicht mit der Sensibilität von Thors Hammer in die Zuschauer
eingeprügelt. Stattdessen hatte der Film überraschend viel Seele und wischte
den Patriotismus mit viel Augenzwinker beiseite. Man konnte den Machern nicht
genug dafür danken. Vor allem als Europäer.
Die Fortsetzung, die
unter dem Namen "Captain America - The Winter Soldier" (sorry, ich
weigere mich, diese überflüssigen deutsche Titeländerung zu verwenden) in die
Kinos kommt, führt Marvels Bestreben, weiterhin zu wachsen, konsequent fort.
Auf ziemlich beachtliche Weise. Wenn man es genau nimmt, deklassiert Marvel
fast die gesamte Konkurrenz. Ein Blockbuster, noch dazu ein Comicverfilmung, so
stimmungsvoll, tiefgründig und packend erzählt ist eine absolute Wohltat in
Zeiten von "Transformers", "After Earth" und all den "Twillights".
Steve Rogers ist kein
Narzisst wie Tony Stark, kein Aggrobuddy wie Bruce Banner, er ist Amerikas
grösster Held, strahlender als die Bauten von Asgard, nur ohne Prunk und Protz.
Doch diese Ikone ist durch seinen Jahre dauernden Tiefschlaf einsam und findet
sich in der Neuzeit nicht wirklich zurecht. Seine grosse Liebe in der Historie
verloren, seine Freunde von der tickenden Zeit dahin gerafft.
"Captain America -
The Winter Soldier" ist tatsächlich eine würdige Fortsetzung, intelligent
geschrieben, voller überraschender Storytwists, mit genügend Humor und Herz,
alles perfekt dosiert, gleichzeitig aber auch überraschend düster. Marvel
scheint sehr bemüht darum zu sein, mit jedem seiner Streifen dazu zu lernen,
sich zu verbessern, etwas Neues zu bieten (wir haben es hier eigentlich mit einem
waschechten Agententhriller zu tun) und sich nicht einfach auf den Lorbeeren
auszuruhen. Das konnte man bereits beim letzten "Iron Man"
beobachten, der absolut rein auf das Charisma seiner Figur aufbaute, statt
einfach nur Stakkato-Action auf die Zuschauer hereinprasseln zu lassen. So muss
es sein. "Cap 2" ist so vollgepackt mit Inhalt, da stört es eher
weniger, wenn Nebenfiguren, wie sie beispielsweise von der stets bezaubernden
Scarlett Johansson oder vom grossartigen Robert Redford dargestellt werden,
etwas blass bleiben, obschon es vor allem beim Letzeren durchaus schade ist.
Fazit:
"Captain America -
The Winter Soldier" ist pure Propaganda. Allerdings nur für Marvels Können.
Der erste richtige Blockbuster in diesem Jahr, an den sich alle weitere
potentiellen Kanditaten womöglich die Zähne ausbeissen werden. Da Marvel
hiermit den vielleicht besten Film ihres Schaffens abliefern, wirkt es
plötzlich gar nicht mehr so lächerlich, dass im nächsten Streifen ein
sprechender Waschbär bewaffnet durchs All reist. "Guardians of the Galaxy"
kann jedenfalls kommen.
PS:
Wie üblich bei Marvels-Filmen, beim Abspann sitzen bleiben!
Wertung: 8 / 10
Regie:
Anthony und Joe Russo
Drehbuch:
Christopher Markus, Stephen McFeely, Ed Brubaker
Darsteller:
Chris Evans, Robert Redford, Scarlett Johansson, Cobie Smulders, Hayley Atwell,
Samuel L. Jackson
(Review
Randolph Sutter)