Montag, 31. März 2014

"Captain America - The Winter Soldier"

Nach den verheerenden Kämpfen in New York (Siehe "The Avengers") versucht Steve Rogers (Chris Evens), auch besser bekannt als Captain America, sich langsam an die Neuzeit zu gewöhnen. Er zieht nach Washington D.C. und fängt gerade an sich, so langsam einzugewöhnen, als plötzlich ein S.H.I.E.L.D.-Kollege angegriffen wird. Captain America wird daraufhin in ein Netz aus Intrigen verwickelt, welches die Welt erneut an den Rand der Zerstörung bringt.

Soweit die offizielle Inhaltsangabe.


Kritik:

(Ohne Spoiler)

Tss… die Marvel Studios sind echt nicht lernfähig.

Seit Jahren zeigen uns Produktionsfirmen in Hollywood, wie ein echter Blockbuster auszusehen hat. Und Marvel kriegt es einfach nicht hin. Es ist zum Verrückt werden. Ja, wie bescheuert sind die denn? Es wäre doch so einfach, aber nein, mit schöner Regelmässigkeit beweist uns die Comic-Company ihre Unfähigkeit. Das geht langsam Richtung Arbeitsverweigerung. Dabei gibt es doch nur ein paar wenige Blockbuster-Gesetze, die es zu beherzigen gilt. Das fängt schon damit an, dass man das ganze Millionen-Budget doch selbstverständlich in die Effekte steckt und damit sicherlich nicht irgendwelche dahergelaufenen Drehbuchautoren bezahlt, die dann wahnsinnigerweise auch noch etwas von ihrem Handwerk verstehen, also bitte. Der Kinogänger will Explosion statt Exposition. Wobei man bereits beim nächsten Thema wäre: Dramaturgie. Das einzige Tiefgründige, was der Kinojunkie entdecken will, ist das letzte übrig gebliebene PopCorn aus seinem 5 Liter Eimer, aber doch logischerweise nicht beim strahlenden Helden. Und was bitte schön soll diese olle Marotte, plötzlich Oscarpreisträger und Charakterdarsteller zu engagieren? Geht’s noch? Schlimm genug, dass die Effekte so gekürzt wurden, dass diese nur noch eingesetzt werden, wenn sie Sinn machen, statt für den reinen Selbstzweck. Ja wohin soll das denn führen, Marvel?

Beim Gedanke daran, dass Marvel "Captain America"  verfilmen wollte, standen mir damals (als erklärter, fast schon stolzer Verachter jedweder Comicverfilmung) die Haare zu Berge. In typischer Hollywoodmanier stellte ich mir vor, wie Captain America das US-Sternenbanner durch die wildesten Kriegsschauplätze manöveriert und dem Bösewicht in seiner Bösewichtshütte ins Herz rammt. Oder wie er armen Mädchen erklärt, dass sie nicht fragen sollen, was er für sie tun könne, sondern was sie für ihr Land tun können. Notabene selbst, wenn dieser nur das dumme Pussycat vom Baum hätte holen müssen. Zitate, die an die Glorie eines George W. Bush erinnern, wie er einst sagte: "Auf jeden tödlichen Schuss kommen ungefähr drei nicht tödliche. Und, Leute, dies ist in Amerika unakzeptabel. Es ist einfach unakzeptabel. Und wir werden uns darum kümmern."

Ich war überzeugt, dass der Film schlicht nur dümmlich und voller Pathos sein würde, nur sein konnte.

Nun gut, "Captain America" war von einem aufregenden tollen Film etwa so weit entfernt, wie Clark Kent von Krypton, aber der ätzende zu erwartende amerikanische Pathos blieb aus und wurde nicht mit der Sensibilität von Thors Hammer in die Zuschauer eingeprügelt. Stattdessen hatte der Film überraschend viel Seele und wischte den Patriotismus mit viel Augenzwinker beiseite. Man konnte den Machern nicht genug dafür danken. Vor allem als Europäer.

Die Fortsetzung, die unter dem Namen "Captain America - The Winter Soldier" (sorry, ich weigere mich, diese überflüssigen deutsche Titeländerung zu verwenden) in die Kinos kommt, führt Marvels Bestreben, weiterhin zu wachsen, konsequent fort. Auf ziemlich beachtliche Weise. Wenn man es genau nimmt, deklassiert Marvel fast die gesamte Konkurrenz. Ein Blockbuster, noch dazu ein Comicverfilmung, so stimmungsvoll, tiefgründig und packend erzählt ist eine absolute Wohltat in Zeiten von "Transformers", "After Earth" und all den "Twillights".

Steve Rogers ist kein Narzisst wie Tony Stark, kein Aggrobuddy wie Bruce Banner, er ist Amerikas grösster Held, strahlender als die Bauten von Asgard, nur ohne Prunk und Protz. Doch diese Ikone ist durch seinen Jahre dauernden Tiefschlaf einsam und findet sich in der Neuzeit nicht wirklich zurecht. Seine grosse Liebe in der Historie verloren, seine Freunde von der tickenden Zeit dahin gerafft.

"Captain America - The Winter Soldier" ist tatsächlich eine würdige Fortsetzung, intelligent geschrieben, voller überraschender Storytwists, mit genügend Humor und Herz, alles perfekt dosiert, gleichzeitig aber auch überraschend düster. Marvel scheint sehr bemüht darum zu sein, mit jedem seiner Streifen dazu zu lernen, sich zu verbessern, etwas Neues zu bieten (wir haben es hier eigentlich mit einem waschechten Agententhriller zu tun) und sich nicht einfach auf den Lorbeeren auszuruhen. Das konnte man bereits beim letzten "Iron Man" beobachten, der absolut rein auf das Charisma seiner Figur aufbaute, statt einfach nur Stakkato-Action auf die Zuschauer hereinprasseln zu lassen. So muss es sein. "Cap 2" ist so vollgepackt mit Inhalt, da stört es eher weniger, wenn Nebenfiguren, wie sie beispielsweise von der stets bezaubernden Scarlett Johansson oder vom grossartigen Robert Redford dargestellt werden, etwas blass bleiben, obschon es vor allem beim Letzeren durchaus schade ist.



Fazit:

"Captain America - The Winter Soldier" ist pure Propaganda. Allerdings nur für Marvels Können. Der erste richtige Blockbuster in diesem Jahr, an den sich alle weitere potentiellen Kanditaten womöglich die Zähne ausbeissen werden. Da Marvel hiermit den vielleicht besten Film ihres Schaffens abliefern, wirkt es plötzlich gar nicht mehr so lächerlich, dass im nächsten Streifen ein sprechender Waschbär bewaffnet durchs All reist. "Guardians of the Galaxy" kann jedenfalls kommen.

PS: Wie üblich bei Marvels-Filmen, beim Abspann sitzen bleiben!

Wertung: 8 / 10



Regie: Anthony und Joe Russo
Drehbuch: Christopher Markus, Stephen McFeely, Ed Brubaker
Darsteller: Chris Evans, Robert Redford, Scarlett Johansson, Cobie Smulders, Hayley Atwell, Samuel L. Jackson






(Review Randolph Sutter)